Bad Berleburg. Wissenschafts-Truck parkt auf dem Hof des Johannes-Althusius-Gymnasiums. Die Schüler sollen für Naturwissenschaften begeistert werden.
Ein Computerspiel nur mit den Gedanken steuern, einen Fernseher beliebig zusammenrollen und in einen Rucksack stecken oder mithilfe von Virtual Reality knifflige Arbeitsschritte lernen? Was nach abgehobener Zukunftstechnik klingt, ist heutzutage gar nicht mehr so abwegig. Schülerinnen und Schüler des Berleburger Johannes-Althusius-Gymnasiums (JAG) können sich in dieser Woche selbst ein Bild davon machen, was in der Zukunft technisch möglich sein wird.
Auf dem Schulhof parkt noch bis Freitag der Truck „Touch Tomorrow“ (Berühre das Morgen/die Red.). Auf zwei Etagen und einer Fläche von 100 Quadratmetern tauchen die Jugendlichen in die MINT-Welt ein und erfahren gleichzeitig noch etwas über die Berufe, die hinter den technischen Entwicklungen stehen. An acht Stationen eignen sich die Schüler theoretisches Wissen über den jeweiligen Prototypen an, setzen das Gelernte auch gleich noch praktisch um. Am sogenannten MINT-Navi klicken sich die Jugendlichen interaktiv auf einer Deutschlandkarte durch verschiedene Ausbildungs- und Studienplätze. Nach Interessen gefiltert werden ihnen passende Angebote angezeigt.
Ein Prototyp, der bei den Schülern auf viel Begeisterung aber gleichzeitig auch auf Skepsis stößt, trägt den Namen „Gedankensteuerung“. Dieses Ausstellungsstück zeigt, wie Computertechnik in Zukunft noch viel mehr mit dem Gehirn verschmelzen könne. Lina Barth, die im Wissenschafts-Truck arbeitet, erzählt, dass Facebook zurzeit daran forsche, dass Nachrichten nicht mehr getippt werden müssen, sondern sie nur durch das Denken daran verschickt werden.
Gedanken von anderen gesteuert
Den Schülern bereitet es Sorgen, dass vielleicht irgendwann Gedanken von anderen gesteuert werden können und die Menschen so manipuliert werden. Die 16-jährige Sophie Saßmannshausen denkt über Vorteile nach: „Wenn jemand mit einer Behinderung durch die reine Gedankenkraft und die Technik wieder seine Beine steuern kann, ist das eine gute Sache.“
Die Jugendlichen probieren dann auch ein Computerspiel aus, bei dem sie einen Ball mit ihren Gedanken steuern. Lina Barth, die im Wissenschafts-Truck arbeitet, erklärt, dass dieses Spiel mithilfe eines Stirnbandes funktioniert, dass Gehirnströme misst. Der Ball reagiert auf diese Impulse. Die Spieler müssen versuchen, so entspannt wie möglich sein, denn wenn wenige Impulse gemessen werden, ist der Ball schneller.
An einer weiteren Station programmieren die Schüler einen Roboter, damit er ein Stofftier greift und dieses in einem entfernten Korb wieder ablegt. „Das kann ich gar nicht“, sagt Annegret Biechele zu ihren Gruppenmitgliedern. Schnell stellt sie aber fest, dass er gar nicht so schwer, denn die über interaktive Bildschirme wird den Schülern alles detailliert erklärt.
Nicht an Mint-Fächern interessiert
Elftklässlerin Nantje Berger hat es auch viel Spaß gemacht, obwohl sie gar nicht so richtig an den Mint-Fächern interessiert ist. „Im Truck werden uns ganz andere Möglichkeiten geboten als im Unterricht“, sagt die 17-Jährige. Für ihre Zukunft kann sie sich vielmehr vorstellen, ein duales Studium in der BWL-Richtung zu absolvieren.
Die Schüler haben in der Doppelstunde im Zukunfts-Truck auf jeden Fall eine Menge Spaß, worauf Physiklehrer Thorsten Mankel ein bisschen neidisch ist. Aber er und andere interessierte Lehrerkollegen gehen nicht leer aus: Am Donnerstag haben auch sie die Chance, die Prototypen auszuprobieren. Am Freitag rollt der Truck wieder ab, um bald an einer anderen Schule in Deutschland auf eine innovative und unterhaltsame Weise, Wissen zu vermitteln und Berufsorientierung zu bieten.