Bad Berleburg. . Der Lokführer des Zugs, gegen den bei Bad Berleburg ein Gullydeckel-Anschlag verübt wurde, soll selber der Täter sein. Kollegen sind entsetzt.

Nach dem Gullydeckel-Anschlag auf einen Zug der Hessischen Landesbahn ist der dabei verletzte Lokführer als Tatverdächtiger festgenommen worden. Die Hessische Landesbahn nahm ihn vorerst aus dem Dienst – um ihn nicht weiter zu belasten, sagte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

Dass der Lokführer im Zug zum Kreis der Tatverdächtigen gehöre, sei zurückzuführen auf „DNA-Spuren, die wir am Tatort gefunden haben“, so der Siegener Staatsanwalt Rainer Hoppmann im Gespräch mit unserer Redaktion. „Das Spurenbild hat darauf hingedeutet, dass er einer oder der Täter sein könnte.“

Den Ermittlern der Hagener Mordkommission indes nicht viel weitergeholfen hätten die Hinweise aus der Bevölkerung, so Hoppmann weiter. Die seien leider ohnehin „sehr dürftig“ geflossen. Dennoch werde die Polizei in alle Richtungen weiterermitteln.

Lokführer bestreitet die Vorwürfe

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Der 49-Jährige wurde am Mittwochnachmittag am Bahnhof in Erndtebrück vorläufig festgenommen. Zuvor hatte die Polizei seine Wohnungen in Lünen und Erndtebrück durchsucht. Er bestreitet die Vorwürfe. Am Donnerstag wurde er mangels Haftgründen wieder auf freien Fuß gesetzt.

Zum denkbaren Motiv des 49-Jährigen für solch eine Tat möchte sich Hoppmann nicht äußern. Nur so viel: Ein versuchter Selbstmord sei auszuschließen. Im Übrigen habe der Lokführer bei dem Vorfall Mitte April „keine körperlichen Verletzungen“ davongetragen. Der Staatsanwalt bestätigt, dass der Lokführer aus Lünen kommt und wegen der Nähe zu seinem Arbeitsplatz eine Zweitwohnung in Erndtebrück unterhalte.

Für Aufregung sorgt das Vorgehen der Ermittler unterdessen bei den Wittgensteiner Bahn-Kollegen des 49-Jährigen. Einer von ihnen bezeichnet den Mann, der schon seit mehreren Jahren auf der Rothaarbahn unterwegs sei, als „immer 100-prozentig zuverlässig, immer hilfsbereit“.

Kollegen trauen Verdächtigem die Tat nicht zu

Der Mann aus Lünen sei jedenfalls jemand, dem man solch eine Tat keinesfalls zutraue. Sicher: Der anstrengende Wechseldienst auch der Lokführer sei für den einzelnen Mitarbeiter „sehr belastend“, so der Bahn-Kollege – für den 49-Jährigen aber sicherlich kein Grund, zu resignieren. Vielmehr habe er im Moment damit zu tun, „das Erlebte zu verarbeiten“, auch mit Hilfe von Psychologen.

Anschlag auf Rothaarbahn

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    Mitte April war ein Zug der Hessischen Landesbahn bei Bad Berleburg gegen Gullydeckel gefahren, die an eine Brücke angebracht waren. Er wurde dabei leicht verletzt. Passagiere waren zu dem Zeitpunkt noch nicht an Bord des Zuges. Die Polizei hatte Ermittlungen wegen versuchten Mordes eingeleitet.