Bad Berleburg. . Ein Mann gibt sich in einer Berleburger Pension als Priester aus Barcelona aus. Die Inhaberin schöpft erst Verdacht, als es schon zu spät ist.
Mit einem großen Kreuz um den Hals stand er vor der Tür von Birgit und Helmut Rompel und bat am vergangenen Mittwoch um eine Unterkunft für ein paar Nächte. Ein Priester aus Barcelona sei er – wegen eines Autounfalls in Bad Laasphe und nach einem medizischen Zwischenfall vorübergehend in Bad Berleburg gestrandet. Dass jedoch kein Mann Gottes, sondern ein Betrüger vor ihrer Tür stand, wusste das Ehepaar Rompel zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
„Vielleicht war ich einfach zu naiv und gutgläubig“, gesteht sich die Inhaberin der Pension „Haus an der Odeborn“ ein. Denn das Auftreten, die Freundlichkeit und nicht zuletzt das Kreuz um den Hals ließen sie nicht an der vorgegebenen Identität des Mannes zweifeln. „Ich habe den Fehler gemacht, mir nicht noch den Ausweis zeigen zu lassen“, sagt Rompel.
Wilde Geschichte aufgetischt
Sie vertraute darauf, dass der Mann mittleren Alters, der sich als Priester der katholischen Kirche ausgab, korrekte Angaben in das Anmeldeformular eintrug. „Ich habe das Kreuz gesehen, er hat seine Adresse eingetragen – ich habe mich sicher gefühlt. Ich habe ihn dann noch gefragt, wie er denn nach Bad Berleburg gekommen ist“, erinnert sich Rompel. Daraufhin habe er ihr eine wilde Geschichte aufgetischt: Einen Unfall habe er in Bad Laasphe gehabt, ein 82-jähriger Mann sei ihm ins Auto gefahren.
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Weil dann sein Blutzuckerspiegel bedenklich hoch gewesen sei – der Mann behauptete zusätzlich noch, Diabetiker zu sein – sei er noch ins Berleburger Krankenhaus gebracht worden, seine persönlichen Dinge lägen bis auf seine Diabetiker-Tasche noch beim ADAC. „Mein Mann ist auch Diabetiker, deshalb habe ich auch die Messgeräte, die er in einer kleinen schwarzen Tasche dabei hatte, erkannt.“ Auch Erscheinungsbild – „er hatte dunkles Haar und dunkle Augen, er hätte auf jeden Fall Spanier sein können“ – und Akzent passten zu der Geschichte des Mannes. Das Ehepaar schöpfte zunächst keinen Verdacht.
„Angeblich wollte der ADAC seine persönlichen Sachen vorbei bringen“, erinnert sich Birgit Rompel. Doch der ADAC kam nicht. Das machte Rompel schließlich stutzig. „Er behauptete dann, der ADAC würde doch erst am Freitag vorbeikommen.“ Dann wollte der Mann auch bezahlen – zumindest behauptete er das. „Er rief mich an und sagte, wir könnten die Abrechnung am Freitag machen, dann habe er das Geld.“
Bei Polizei nachgefragt
Birgit Rompel schwante Übles und sie rief bei der Polizei an. „Ich wollte wissen, ob das mit dem Unfall in Bad Laasphe stimmte“, berichtet Rompel. Dort wusste jedoch niemand etwas von einem solchen Unfall.
Am Freitagvormittag verließ das Ehepaar Rompel für ein paar Stunden die Pension – der angebliche Priester wusste davon. „Als ich wiederkam, habe ich die Rechnung fertig gemacht und in sein Zimmer gelegt.“ Da war der Mann aber bereits verschwunden – und tauchte auch nicht mehr auf.
„In seinem Zimmer habe ich dann einen Zettel gefunden, auf dem Zugverbindungen von Mittwoch notiert waren.“ Es stellte sich heraus, dass der Mann mit dem Zug aus Bad Laasphe angereist war. Außerdem hatte er das Bett verwüstet: „Da waren überall orange Spritzer.“
Der Fall liegt mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft. „Entweder er wird eingestellt oder wir werden als Zeugen vor Gericht gebraucht. Es kann alles passieren.“ Die Adresse, die der Mann auf dem Anmeldeformular angegeben hat, existiert in der Provinz Barcelonas, aus der er vorgab zu kommen, nicht. Ob der Mann gefunden werden kann, weiß Birgit Rompel nicht. Aber sie will sich von jetzt an immer den Ausweis ihrer Gäste zeigen lassen.
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