Aue/Berghausen. . Knackpunkt um einen Abschnitt des Eder-Radwegs ist ein unbeschrankter Übergang am Kilbe. Konzern fordert vor Umsetzung weitere Prüfungen.
Im Grunde sollten die Ausbau-Arbeiten für den Eder-Radweg im Abschnitt zwischen Aue und Berghausen ja schon längst gestartet sein. Und eigentlich spricht auch nichts gegen einen Baubeginn – bis auf einen unbeschrankten Bahnübergang am Kilbe, über den hinweg der Radweg verlaufen soll. Doch die Bahn stellt sich hier bislang quer. Vorerst letzter Akt in diesem Drama: Das Unternehmen wünsche sich noch weitere Planungsleistungen eines speziellen Ingenieur-Büros, erläutert Wolfgang Grund, im Bad Berleburger Rathaus Leiter der Abteilung Infrastruktur & Erholung.
Die Wünsche der Bahn
Jedenfalls sei das der Inhalt einer E-Mail der Bahn vom 27. März an die Stadtverwaltung. Mehr noch: Aus Sicht der Bahn müssten für die Verkehrsführung am Übergang zunächst mehrere Varianten untersucht werden, seien eine Reihe von Bahn-Richtlinien zu beachten. Und schließlich: Das Eisenbahn-Bundesamt müsse zuvor prüfen, ob für das Projekt womöglich noch ein Planfeststellungsverfahren nötig sei.
Der aktuelle Sachstand
„Morgen ist Baubeginn – das hätte ich Ihnen jetzt viel lieber geantwortet“, sagte Grund noch am Mittwoch im Ausschuss für Planen, Bauen, Wohnen und Umwelt in Richtung SPD. Die Sozialdemokraten hatten nämlich nach dem aktuellen Stand in Sachen Radweg gefragt. Mit dem Landesbetrieb Straßen NRW jedenfalls sei man sich über einen zeitnahen Baubeginn der Radroute parallel zur Landstraße 553 auf weitgehend bestehenden Wirtschaftswegen einig, so der Abteilungsleiter. Die Stadt Bad Berleburg arbeite schon seit 1998 an den Plänen für den Radweg, so Wolfgang Grund – und bereits seit 2014 für den geschilderten Verlauf.
Das Spar-Potenzial
Grund machte in der Ausschuss-Sitzung einmal mehr deutlich, dass allein durch den Verzicht auf eine technische Sicherung der Kreuzung von Radweg und Rothaarbahn Planungskosten von rund 400.000 Euro eingespart werden könnten. Immerhin hatte nach Angaben Grunds ein Vertreter der Bahn noch im Februar 2018 bei einem Ortstermin erklärt, dass auf der Basis einer noch abzuschließenden Eisenbahnkreuzungs-Vereinbarung der Radweg die Bahnlinie am Kilbe kreuzen könnte – und zwar ohne dass dafür technische Sicherungen, also Schranken, nötig wären. Eine Bedingung dabei allerdings: Unmittelbar am Übergang müssten Böschungen zurückgenommen und Bäume gefällt werden, damit das Gleis an dieser Stelle für Radfahrer möglichst weit in beide Richtungen einsehbar sei.
Die Planungen
Konkrete Planungen zur abschließenden Genehmigung durch die Bauaufsicht beim Kreis Siegen-Wittgenstein gebe es indes noch nicht, so Grund. Ins Auge gefasst sei jedenfalls eine Radweg-Trasse vom Ortsausgang Aue unterhalb der Kläranlage entlang bis hinüber zur Preisdorf-Brücke über die Eder hinweg – und von dort aus über besagten Bahnübergang sowie am Hof Kilbe vorbei nach Berghausen. Angedacht sei ferner, so Grund im Gespräch mit unserer Zeitung, den Radweg zu asphaltieren – aber „nicht durchgängig“. Im Bereich der Kläranlage etwa seien Teilbereiche der Landschaft ökologisch zu schützen, so dass eine wassergebundene Decke reichen müsse.
Im Straßenbau-Programm nicht vorgesehen
Entlang von Kreisstraßen in Wittgenstein ist der Radwege-Bau derzeit überhaupt kein Thema. Das geht aus einer Antwort des Kreises Siegen-Wittgenstein auf eine Anfrage der Bündnis-Grünen im Kreistag hervor.
Demnach sind zwischen 2014 und 2018 in Wittgenstein zwar insgesamt rund 15 Kilometer Kreisstraße saniert oder ausgebaut worden – jedoch durchgängig ohne neu angelegte Radwege, so der Kreis. Konkret betrifft das die Abschnitte von Steinbach bis Holzhausen (K 33), durch Christianseck (K 40), von Elsoff bis zur hessischen Landesgrenze (via K 40 und K 53), von Rinthe bis Hemschlar (K 45) und von Bracht bis Richstein (K 53).
Die Kreisverwaltung nennt mehrere Gründe für den Ausbau ohne Radwege neben der Fahrbahn. So seien sie im politisch beschlossenen Straßenbau-Programm gar nicht vorgesehen. Außerdem fehle für die Umsetzung oft schlicht der Platz oder müssten zunächst Flächen am Straßenrand von privaten Eigentümern zugekauft werden. Das würde dringend notwendigen Straßenbau nicht selten um Jahre verzögern oder ihn am Ende sogar unmöglich machen.
Ein Radverkehrskonzept für ganz Siegen-Wittgenstein werde demnächst erarbeitet, kündigt die Kreisverwaltung an – das habe der Kreistag im vergangenen Jahr auch so beschlossen.
Karl Heinrich Sonneborn (SPD), auch Ortsvorsteher in Wingeshausen, kann die Probleme der Bahn mit dem Übergang nicht verstehen. Schließlich kreuzten Radfahrer doch in Aue schon einmal die Gleise – und das sei ohne großen technischen Aufwand möglich.
Die NRW-Landesmittel
Jürgen Weber (UWG) regte an, das Problem der heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach zu schildern, damit sie sich auf NRW-Landesebene für eine möglichst unbürokratische Umsetzung des Radweg-Baus zwischen Aue und Berghausen einsetze. Schließlich sind es NRW-Landesmittel, die bereits seit Mitte 2018 bereitstehen und mit denen der zuständige Landesbetrieb Straßen den Radweg baut. Die Stadt beteilige sich, indem sie die Pläne dafür liefere und bezahle, so Wolfgang Grund. Geschätzte Baukosten unterm Strich? Hier möchte sich der Abteilungsleiter nicht festlegen. Dafür seien bei diesem Projekt einfach noch zu viele Fragen offen.