Bad Laasphe. . Bei der Radio- und Schallplattenbörse im Haus des Gastes treffen Vinyl-Liebhaber aufeinander. Das Sammeln kann zu einem Extremsport werden.

Bereits zum 59. Mal fand in der Lahnstadt die vom Internationalen Radiomuseum Hans Necker ausgerichtete Radio- und Schallplattenbörse statt. Eingeladen zu diesem Tausch- und Sammlermarkt waren Sammler bzw. Liebhaber der guten alten Schallplatte sowie Fans nostalgischer Radios und historischer Funktechnik.

Kleiner Dämpfer für die Industrie

Waren es in den ersten Jahren der Veranstaltung fast ausschließlich Rundfunkgeräte und benötigte Ersatzteile, die angeboten wurden, lag in der jüngeren Vergangenheit das Interesse der Käufer vermehrt auf dem sogenannten „schwarzen Gold“. Allerdings musste die Schallplattenindustrie aktuell in diesem Teilbereich einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Erstmals nach zwölf Jahren Erfolgsgeschichte sank die Anzahl der Vinylverkäufe 2018 wieder (um sieben Prozent). Trotzdem sind rund drei Millionen abgesetzte Scheiben für das „schwarze Gold“ nicht zu verachten.

Start des Rundfunks  am 29. Oktober 1923

„Achtung, Achtung! Hier ist das Voxhaus Berlin auf Welle 400“ – So meldete sich am 29. Oktober 1923 abends um acht die „Radiostunde AG“. Mit einem Premierenprogramm klassischer Musik begann die Geschichte des Öffentlichen Rundfunks in Deutschland. Gesendet wurde aus einem provisorischen Studio im Dachgeschoss des Voxhauses in der Potsdamer Straße in Berlin.

Auf den Tischen waren Röhren, Drähte, Spulen und Widerstände montiert. Wenig später erhielt der Zigarrenhändler Wilhelm Hotthof die Rundfunklizenz Nr.1. Als Monatsgebühr musste er dafür die absurde Summe von 350 Milliarden Inflationsmark auf den Tisch legen.

Vor drei Jahrzehnten gepackt hat das Jagdfieber Sven Dreßen, der auf der Suche nach „dem ultimativen Knaller“ auf Schallplattenbörsen, in Nostalgie-Plattenläden und auch in Bad Laasphe anzutreffen ist. Er bezeichnet das Sammeln von Vinyl-Pressungen als Extremsport. Dabei kommt es schon mal vor, dass er ein paar Hundert Euro für eine zerkratzte Single hinblättert, obwohl er zu Hause bereits jede Menge Vinyl im Regal stehen hat – und dennoch immer mehr will. „Das ist doch völlig normal“, erzählt der Frankfurter Oldie-Fan. Zumindest wenn man süchtig nach Schallplatten ist. „Hält man eine alte Velvet Underground-LP in den Händen, geht einem doch das Herz auf. Und wenn man dann sieht, wie sich die Nadel durch die Rille bewegt….,“ ergänzt ein anderer Besucher.

Legendärste Platte aller Zeiten

Die wertvollste Platte aller Zeiten ist bis jetzt John Lennons & Yoko Onos „Double Fantasy“. Und zwar genau das Album, das John Lennon etwa fünf Stunden vor seinem gewaltsamen Tod für seinen Attentäter Mark Chapman signierte. Auf der Platte sind sogar noch die Fingerabdrücke des Mörders zu finden. Das Album wurde für 525.000 Dollar versteigert.

Für „kleines Geld“ waren hingegen Rock-Oldies, Klassik-Prägungen und Volksmusik im Haus des Gastes zu bekommen. Ein paar Tische daneben boten Aussteller Stücke aus den Anfängen der Radiogeschichte sowie Zubehör und Ersatzteile an.

Ab 13 Uhr geöffnet hat an diesem Sonntag auch das Internationale Radiomuseum, das Hans Neckers einzigartige Sammlung von Röhrengeräten aus den Anfängen der Radiotechnik bis in die Neuzeit zeigt. Ausgestellt werden ständig über 1000 Geräte aus dem Fundus von rund 4000 Stück. Besonders sehenswert ist der fest zur Einrichtung gehörende Raum, der mit Möbeln und Rundfunkgeräten im Stil eines Wohnzimmers der 50er-Jahre eingerichtet ist.