Bad Berleburg. . Das Café „Anno Dazumal“ in der Berleburger Parkstraße wird im Bauausschuss thematisiert. Das Gebäude sei historisch und bautechnisch bedeutend.

Wird die Doppelhaushälfte des Café „Anno Dazumal“ unter Denkmalschutz gestellt? Das hätte zumindest gerne Eigentümer Frank Rother. Sein Wohnhaus, die Haushälfte neben dem Café an der Parkstraße, ist bereits seit 1991 Baudenkmal. „Ich stehe voll und ganz dahinter, weil ich es für richtig halte, alte Gebäude und Dinge zu erhalten“, begründet Rother seinen Antrag beim Bauausschuss. Dieser berät am morgigen Dienstag in einer Ausschusssitzung über den Antrag Rothers und spricht eine Empfehlung aus. Die endgültige Entscheidung trifft die Stadtverordnetenversammlung eine Woche später am Montag, 8. April.

Gesetzlich geregelt

Laut Gesetz besteht ein öffentliches Interesse am Erhalt eines Objektes, wenn die Sachen bedeutend für die Geschichte des Menschen, für Städte und Siedlungen sowie für die Erhaltung und Nutzung künstlerische und volkskundliche Gründe vorliegen.

„Die Zusammenarbeit mit der Stadt Bad Berleburg als Untere Denkmalbehörde ist ein hervorragendes Beispiel für ein konstruktives Miteinander“, sagt Rother. Mit Rüdiger Vetter vom Bauamt habe ihm ein sehr kompetenter und total hilfsbereiter Mitarbeiter zur Verfügung gestanden. Die Prüfung der Denkmaleigenschaft durch das Fachamt hat ergeben, dass es sich nicht nur um ein historisches Gebäude aus bautechnischer Sicht handelt. Ebenfalls ist es von besonderer Bedeutung aus städtebaulichen Gründen; denn dieses Objekt zusammen mit einigen anderen Häusern der Park- und Hochstraße vermittelt ein Bild der Bebauung und der Straßenführung aus der Zeit vor 1825. Der Denkmalwert wurde dabei wie folgt begründet:

„Das Gebäude ist bedeutend für die Geschichte der Stadt Bad Berleburg, weil es eines der wenigen Häuser darstellt, die den Stadtbrand von 1825 überstanden haben. Im Retablissementplan von 1825 ist es als Haus eingetragen, das beim Stadtbrand unversehrt blieb.

Dokument der Ortsgeschichte Bad Berleburgs

Direkt am Schloss gelegen, ist es ein Dokument der frühen Bau- und Ortsgeschichte Bad Berleburgs. Es wurde im Jahre 1780 erbaut von dem Schlosskoch Müsse und dem Leibhusaren Curidon, die sich hier in unmittelbarer Nähe zum Schloss ansiedelten. Einer der Bauherren, der Leibhusar Curidon, war ein Dunkelhäutiger aus Surinam, den der Fürst im Jahre 1752 als vierjährigen Jungen geschenkt bekommen hatte. Curidon erhielt Unterricht und wurde später Bauverwalter und Leibhusar des Fürsten. Anlässlich seiner Taufe benannte er sich in Ferdinand Christian Curidon um. Nachdem er 1780 das o.a. Haus erbaut hatte (Hausbesitz war Voraussetzung, um die Bürgerschaft zu erlangen), wurde er 1783 Bürger von Bad Berleburg. 1784 heiratete er Johanna Maria Magdalena Löwer, Witwe des Johannes Löwer, der wahrscheinlich als Wegelagerer hingerichtet worden war.

Fachwerkbauweise des 18. Jahrhunderts

Die Größe, die repräsentative Baugestalt und die Lage des Hauses lassen Rückschlüsse auf die soziale Stellung seiner Bauherren zu. Eine Erhaltung und Nutzung dieses Gebäudes ist daher aus wissenschaftlichen und volkskundlichen Gründen von öffentlichem Interesse, zumal es relativ unversehrt erhalten geblieben ist. Auch wenn die Symmetrie durch den früheren Ladeneinbau und das Einsetzen des dreiteiligen Fensters im linken Obergeschoss etwas gestört ist, stellt das Haus in seiner Baugestalt, der Dachform, der Innenausstattung (wie z. B. den ursprünglich erhaltenen Türen) ein Dokument barocker Fachwerkbauweise Ende des 18. Jahrhunderts dar.“