Die virtuelle Nachbarschaft wächst. Die Raumländer gelten als besonders aktiv. Die neue Plattform „nebenan.de“ entwickelt sich in Vereinen.


„Schlüssel gefunden“ meldet der Arfelder Ortsvorsteher; „Liebe Nachbarn, kommt und singt mit“, animiert Ulrich, Peter bietet einen Kleiderschrank für 40 Euro an, und in Richstein wird ein Kinderhochstuhl gesucht. So und auf vielfältige andere Weise kommunizieren Nachbarn des Internet-Forums „nebenan.de“. Als „Besonders aktiv“ stufen die Macher der Seite die Teilnehmer in Raumland ein.

Woran liegt das denn? fragt unsere Redaktion die lokalen Akteure Ortsvorsteher Heinz Limper und Wolfgang Grund als Vorsitzenden des Rumilingene-Vereins. „Das Thema wird in unseren Vereinen lebhaft diskutiert“, weiß Heinz Limper.

Er besucht in seiner Eigenschaft als Ortsvorsteher gerade jetzt in den ersten Monaten des Jahres die Versammlungen der Vereine und wirbt dort für die Plattform „nebenan.de“ – so wie am vergangenen Wochenende beim Ortsheimatverein. Limper: „Oft bekomme ich danach im Dorf Reaktionen und bin dann überrascht, dass sich so viele angemeldet haben. Nach der Info-Veranstaltung hatten wir gleich um die 80 Teilnehmer, jetzt sind wir schon fast 120“, freut sich Limper.

Neue Art der Kommunikation

Er hat, genau wie Wolfgang Grund festgestellt, „dass viele junge Leute unter 40 dabei sind. Und Nachbarn aus dem Dorf, die du sonst aus dem Vereinsleben gar nicht so auf dem Schirm hast. Eine tolle Entwicklung!“

Ortsvorsteher Heinz Limper (links) und Wolfgang Grund als Vorsitzender des Rumilingene-Vereins sehen für Raumland erhebliches Potenzial in der Nachbarschafts-Plattform
Ortsvorsteher Heinz Limper (links) und Wolfgang Grund als Vorsitzender des Rumilingene-Vereins sehen für Raumland erhebliches Potenzial in der Nachbarschafts-Plattform "nebenan.de". Die Aktion gehört zum Forschungsprojekt „Digitale Dorf.Mitte“ der Universität Siegen. © Unbekannt | Christoph Vetter






Dennoch sollen die Vereine noch mehr sensibilisiert und dadurch neue Mitglieder geworben werden; gute Resonanz habe es beim Obst- und Gartenbauverein gegeben, Heimatverein und Rumilingene-Verein folgen.

In vielen Bereichen praktizieren die Raumländer diese neue Art in der Kommunikation in dem Forschungsprojekt „Digitale Dorf.Mitte“ der Universität Siegen (wir berichteten). Wenn das Bistro im Dorfgemeinschaftshaus geöffnet hat, teilt Heinz Limper das über „nebenan.de“ mit. Neulich habe er „unseren Rentner-Stammtisch, den wir an jedem dritten Freitag im Monat haben, auf der Plattform angekündigt. Spontan haben zwei Leute nachgefragt, ob sie kommen dürfen. Jetzt sind wir mit acht Rentnern dabei. Wir sind ja keine geschlossene Gesellschaft!“ Hier will Limper allerdings die Zielrichtung klarstellen: „Wir verstehen uns nicht als Altentreff...“.

Projekt im Reisegarten

Das Projekt hält Wolfgang Grund (auch als Infrastruktur-Amtsleiter im Rathaus) für zukunftsweisend; denn „es ersetzt fast WhatsApp auf lokaler Ebene; allerdings strikt auf Grundlage der Datenschutzverordnung. Das gibt Sicherheit.“ Einsetzbar sei diese Art der Angebote von aktiven Nachbarschaftshilfen beispielsweise mit Blick auf die Mobilität. „Du kannst heute ja eingeben, ,Fahre morgen um 11 mit dem Auto nach Bad Berleburg’ und schon sitzt du am nächsten Tag nicht allein im Wagen.“

Die besondere Aktivität der Raumländer spiegelt sich übrigens noch in einer Idee wider: Im Reisegarten an der Eder ist die Installation einer Anlage, ähnlich einer Ampel, geplant: Sie soll Grün zeigen, wenn das Rumilingene-Haus oder das Schieferschauberg geöffnet, und Rot, wenn die Türen geschlossen sind.