Bad Laasphe. . Gemeinsam durch den Internet-Dschungel: Im städtischen Gymnasium Bad Laasphe helfen Schüler Senioren individuell bei allen Fragen rund ums Netz.

Sie warten schon geduldig vor den verschlossenen Klassenräumen. Dass sie das letzte Mal in die Schule gehen mussten, ist schon Jahrzehnte her. Heute sind sie freiwillig hier. Die älteren Frauen und Männer – die meisten von ihnen sind bereits in Rente – kommen ins Städtische Gymnasium Bad Laasphe, um einen alltagstauglichen Umgang mit PC, Internet und Co. zu lernen.

Jung hilft Alt bei allen aufkommenden Fragen

Marita Rieger ist eine von ihnen. Die 74-Jährige hat ihr neues Tablet mitgebracht. Mails schreiben am Laptop ist für sie kein Problem, aber das neue Gerät wirft noch einige Fragen auf.

Kurs als Nebenjob für die Schüler

Sechs mal treffen sich die Oberstufenschüler mit den Kursteilnehmern.

Einmal im Jahr findet ein neuer PC-Kurs statt, zu dem sich Interessierte anmelden können.

Die Kursgebühren in Höhe von 60 Euro gehen an die Schüler, die pro Stunde 10 Euro verdienen.

Weitere Infos gibt es beim Kneipp-Verein Bad Laasphe.

„Fotos verschicken, Ordner einrichten, Mails weiterleiten oder einen verpassten Film in der Mediathek finden – das haben wir uns bisher schon angeschaut“, erklärt Jonathan Weigand. Er geht in die zehnte Klasse und trifft sich einmal die Woche für eine Stunde mit der Rentnerin im Informatikraum seiner Schule.

Das Internet macht vieles leichter

Seine Motivation? „Ich sehe das bei meinen Großeltern. Die haben leider kein Interesse daran, die Arbeit am PC und das Internet kennenzulernen. Dabei macht es vieles leichter.“ Dem stimmt auch Marita Rieger zu. Dennoch beschreibt sie das Internet als „zweischneidiges Schwert“:

„Wenn es Erleichterung verschafft, finde ich das praktisch und nutze es auch. Wenn dadurch aber Menschen ersetzt werden, finde ich das nicht gut.“ Die Tageszeitung online lesen kommt für sie beispielsweise nicht in Frage. „Wir möchten morgens noch unsere Zeitung auf dem Tisch haben!“, erklärt sie voller Überzeugung.

Ermöglicht werden die Kurse unter dem Motto „Jung für Alt“ durch die Kooperation zwischen dem Kneipp-Verein Bad Laasphe und dem Städtischen Gymnasium – bereits seit zehn Jahren.

Social Media bleibt eine Ausnahme

Das Besondere an dem Angebot: Jeder Kursteilnehmer wird von einem Oberstufenschüler betreut, der individuell auf Fragen und Wünsche eingehen kann. „Einige lernen hier ihre erste E-Mail schreiben“, erklärt Horst Gierhardt. Der Informatiklehrer betreut die Kurse schon seit einigen Jahren. „Ich glaube, dass das Internet die größte Motivation für die Teilnehmer ist. Was im Internet so läuft, das wollen die schon erfahren.“

Office-Bedürfnisse – wie etwa Briefe am PC schreiben – seien nicht mehr so im Trend. Sogar der Umgang mit sozialen Netzwerken werde gelegentlich mal erfragt. Dies sei aber eine Ausnahme.

Ohne Computer geht nichts mehr

Marita Rieger braucht weder soziale Netzwerke noch WhatsApp. „Na logisch nutze ich ein Handy“, sagt sie ganz selbstverständlich. WhatsApp bräuchte sie dennoch nicht, was letztlich nur ihre Enkelkinder bedauern würden.

Dennoch: Ohne Computer und Internet geht nichts mehr – da sind sich Jonathan Weigand und seine „Schülerin“ einig. Und damit sich der Kurs auch lohnt, stecken beide wieder die Köpfe über dem Tablet zusammen und schauen nach, wo die Musik zu finden ist, die Marita Riegers Enkelin auf dem Gerät gespeichert hat.