Erndtebrück. . Erndtebrücker Eisenbahner verabschieden ihren Kollegen Peter Herling. Doch der möchte bis August gerne noch weitermachen – jedenfalls tageweise.
„35 bis 40 Stunden im Monat werde ich noch machen“, sagt Peter Herling (65), und das auf jeden Fall noch bis August. „Sie haben mich überredet.“ Sie – das sind Herlings Kolleginnen und Kollegen, die ihn im neuen Elektronischen Stellwerk gleich hinter dem Erndtebrücker Bahnhof gerade in den Ruhestand verabschieden. Oder besser „Unruhestand“?
Ein Erndtebrücker Urgestein mit Kontakten zur Politik und ehrenamtlich aktiv seit 2015 im Bürgerbus-Verein – so charakterisiert Armin Simon, bei der DB Netz AG Arbeitsgebietsleiter Betrieb, Regionalnetz Bergisch-Märkisches Land, den künftigen Pensionär. Kennengelernt habe er Herling vor anderthalb Jahren noch im alten, manuellen Stellwerk, erinnert sich Simon. Und er habe sich gefragt: Macht der wohl die erste Schicht auch im Elektronischen Stellwerk? Tatsächlich habe sich Herling der neuen Technik gestellt, deshalb Hut ab. Anschließend überreicht ihm Simon die offizielle Urkunde der Bahn-Dienststelle West.
„Der Peter – ein Eisenbahner mit Herz“
Einer von sechs Fahrdienstleitern
Peter Herling war einer von sechs Fahrdienstleitern, die im November 2017 in das neue Elektronische Stellwerk umgezogen sind.
Für ihre neue Aufgabe haben alle Kollegen die entsprechenden Prüfungen zum Umgang mit der neuen Computer-Technik hinter sich gebracht.
Fahrdienstleiter Horst Günter Linde nennt Herling einen außergewöhnlichen Kollegen: „Der Peter – ein Eisenbahner mit Herz.“ Und deshalb seien die Gäste „hier zusammengekommen für die lange Zeit, die Du uns begleitet, unter Deine Fittiche genommen hast“.
Auch Mitarbeiter der Hessischen Landesbahn (HLB), Betreiber der Rothaarbahn, bedanken sich: Mit Herling als Fahrdienstleiter habe man auch bei schwierigen Problem-Lagen auf der Strecke stets gute Lösungen gefunden.
Besondere Hilfsbereitschaft
Erndtebrücks früherer Bürgermeister Karl Ludwig Völkel geht auf „den Menschen Peter Herling“ ein. In Erndtebrück als „Eisenbahner-Dorf durch und durch“ sei er schlichtweg „das Gesicht der Bundesbahn“. Und auch privat engagiere sich Herling „mit einem Angebot an Menschen“, nämlich beim Bürgerbus-Verein Erndtebrück. Da zeige sich einfach seine besondere Hilfsbereitschaft. Und nicht zuletzt im Arbeitskreis Schienenverkehr Südwestfalen habe der 65-Jährige „viel bewirkt“.
Ein Ständchen zu Ehren Herlings gibt’s auch. „Don’t stop thinking about tomorrow“ von „Fleetwood Mac“ singt Michelle Basic aus Elsoff, begleitet von Manuel Burk aus Erndtebrück auf der Gitarre – „Hör’ nicht auf, an morgen zu denken“. Das passt irgendwie.
Schlange stehen mit den Geschenken
Irgendwann stehen die Gäste Schlange – mit vielen Geschenken zum Abschied, der ja eigentlich noch gar keiner ist. Viele sogenannte Fresskörbe sind dabei, aber auch Blumen und Andenken an Herlings lange Eisenbahner-Zeit.
Bis August „einen Tag in der Woche“ arbeiten – „das werde ich wohl noch schaffen“, ist Peter Herling überzeugt. Als Bundesbahn-Beamter habe er schließlich alles gemacht, „was es so an Aufgaben bei der Bahn gibt“: Fahrkarten-Ausgabe, Güter-Abfertigung, Gepäck-Schalter.
Nie wieder aufstehen um 3 Uhr
Und: Herling kennt die die früheren Stellwerke in Erndtebrück, Bad Laasphe und Bad Berleburg. Was der 65-Jährige mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht: „Um 3 Uhr aufstehen zur Frühschicht – damit ist es jetzt vorbei.“
Bei seinem Schlusswort in die Runde macht es Herling kurz: „47einhalb Jahre sind jetzt erst einmal ‘rum. Lasst uns ein bisschen feiern jetzt. Danke schön.“
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