Wingeshausen. . Der Trägerverein geht in die Offensive. Eine neue Diskussion soll den Streit beenden, der seit der Freilassung der Wisent-Herde 2013 tobt.

NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser macht das Wisent-Projekt zur Chefsache. Mit dieser überraschenden Neuigkeit sorgt der Trägerverein des Auswilderungsprojekts am Mittwoch in der Wisenthütte bei Wingeshausen für Aufsehen.

Jahrespressekonferenz des Wisentprojektes in Bad Berleburg

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    Der Wisent-Verein geht in die Offensive. Eine neue, breit angelegte Diskussion soll den Streit beenden, der seit der Freilassung der Wisent-Herde 2013 im Rothaargebirge zwischen Sauerland und Wittgenstein tobt. Der Vorsitzende des Trägervereins, Bernd Fuhrmann, sagt: „Heinen-Esser strebt mit allen Beteiligten eine Konsenslösung noch in diesem Jahr an.“

    Unterstützt wird dieser Vorstoß von Siegen-Wittgensteins Landrat Andreas Müller: „Ich glaube, wir benötigen einen neuen Masterplan. Die Waldbauern müssen, wenn wir das Projekt befriedet fortführen wollen, entlastet werden.“

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    Diese Befriedung fällt in Müllers Aufgabenbereich. Er ist als Landrat Vorsitzender der Koordinierungsgruppe, welche die beteiligten Landkreise Siegen-Wittgenstein, Olpe und Hochsauerland mit dem Trägerverein an einen Tisch bringt und über die Einhaltung der Vertragsmodalitäten wacht.

    Wie der Masterplan ganz konkret aussehen könnte, dazu sagen weder Fuhrmann noch Müller etwas. Man wolle der Diskussion mit Heinen-Esser und den Waldbauern nicht vorgreifen. Allerdings lässt Müller durchblicken, dass einige im ursprünglichen Vertragswerk bislang nicht oder nicht ausreichend geklärte Fragen in dem Masterplan festgeschrieben werden könnten. Vorstellen könne er sich eine neue Definition des Projektgebietes, einen Abgrenzungszaun oder eine genauer definierte Herden-Größe. Auch das Herden-Management soll dort detaillierter geregelt werden. Darunter fällt beispielsweise die Lenkung durch Fütterung oder auch eine Regelung, wann und wie Tiere entnommen werden können. Hinter dieser Frage steckt auch die Kritik an der Gefahr von Inzucht, wenn der Herden-Bulle Egnar seine Nachkommen deckt – was laut Trägerverein tatsächlich bereits passiert ist.

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    Auf die Nachfrage, warum diese Themen erst jetzt festgeschrieben werden könnten, sagt Müller, dass einige dieser Fragen überhaupt erst durch die Freisetzung aufgekommen sind. So habe niemand im Vorfeld sicher wissen können, wie die Herde umherstreift und dass sie das Projektgebiet verlässt.

    Bereits in der eigens auf März verlegten nächsten Sitzung der Koordinierungsgruppe werde Ministerin Ursula Heinen-Esser mit am Tisch sitzen, erklären Müller und Fuhrmann.

    Befürworter und Gegner des weltweit beachteten Wisent-Projektes hat ihr jahrelanger Rechtsstreit um geschälte Bäume Ende 2018 bis vor den Bundesgerichtshof in Karlsruhe gebracht. Dieses hatte den Rechtsstreit darüber, ob Artenschutz über dem Recht am Privateigentum stehe, nicht diskutiert, sondern den Streitparteien aufgegeben, sich erneut an einen Tisch zu setzen. Der Trägerverein des Projektes macht nun einen Schritt in Richtung Gegenseite – mit politischer Unterstützung.