Hemschlar. . Auf einer Wiese neben dem Weidenhäuser Bach hat Thomas Simon die bisher eisigsten Temperaturen dieses Winters gemessen – für die MeteoGroup.

Das Kälteloch des Landes liegt in Hemschlar; genauer gesagt auf der Wiese des Friedhofsgärtners Thomas Simon. Zwei Nächte hintereinander meldet dort der Wetterdienst MeteoGroup mit -16,8 und vergangene Nacht mit -17,2 Grad Kälterekorde für NRW von der Messstation unweit des Weidenhäuser Baches. Sie ist eine von rund 800 Stationen, die der im Jahr 1990 von dem seinerzeit bekannten „Wetterfrosch“ Jörg Kachelmann Dienst weltweit betreibt.

Das Wetter und die Vorhersagen sind für den Gärtner Thomas Simon natürlich für seine Arbeit wichtig. Nicht zuletzt deshalb hat er sich seit dem Jahr 2000 für die digitale Erfassung der Daten interessiert. „Da hab ich mir EDV-gestützte Programme für den PC gekauft“, erinnert sich der 56-Jährige. Nützlich war damit auch die Vorschau auf das Wetter: „Für Kunden mähe ich ja den Rasen. So sehe ich, ob mit Niederschlägen zu rechnen ist.“

Arbeit ist ehrenamtlich

Damals gab Simon seine Daten an lokale, private Wetterdienste weiter, dann meldete sich ein Student aus dem Siegerland und vermittelte den Kontakt zum damaligen Kachelmann-Unternehmen. Seitdem arbeitet also Simon für die MeteoGroup – ehrenamtlich!

Das Unternehmen hat die bis dato im Garten hinter den Gewächshäusern stationierte Anlage gegen ein professionelleres Mess-System mit lückenlosem Datenfluss ausgetauscht. Gemessen werden dort (von oben nach unten) die Niederschlagsmenge, die Luftfeuchtigkeit, die Temperatur in zwei Meter sowie in fünf Zentimeter Höhe. Zur Anlage im Garten gehört noch unterm Dachfirst ein Triller, der an der höchst möglichen Stelle am Haus die Geschwindigkeit und die Richtung des Windes erfasst.

Auf seiner Wiese ist die bislang kälteste Nacht dieses Winters in Nordrhein-Westfalen gemessen: Friedhofsgärtner Thomas Simon (56) an der Wetterstation in Hemschlar.
Auf seiner Wiese ist die bislang kälteste Nacht dieses Winters in Nordrhein-Westfalen gemessen: Friedhofsgärtner Thomas Simon (56) an der Wetterstation in Hemschlar. © Christoph Vetter

Für die frei stehende Station im Garten liefern Solarzellen sowie eine 12 Volt starke Zuleitung die notwendige Energie. Simon: „Damit arbeitet im Sommer ein Lüfter gegen etwaige Stauwärme sowie eine Heizung, die den Schnee schmelzen lässt, um die Niederschlagsmengen messen zu können.“

Sendung über den Altenberg

In Simons Küche und „im Schuppen“ stehen zwei Plattform-Konsolen, die per Funk die gemessenen Werte erfassen und über eine Sim-Karte bzw. ein Modem alle zehn Minuten dem Server des Wetterdienstes übermittelt werden. „Das klappt inzwischen wieder reibungslos, seitdem auf dem Altenberg der neue Sendemast steht“, erinnert Thomas Simon an das Funknetz in und um Hemschlar, das vorübergehend nach dem Wegfall des Mastes oberhalb des Raumländer Steinbruchs entstanden war.

Ein Bildschirm-Ausschnitt von der Wetterstation Bad Berleburg-Hemschlar - gemessen am 22. Januar 2019 um 8.30 Uhr.
Ein Bildschirm-Ausschnitt von der Wetterstation Bad Berleburg-Hemschlar - gemessen am 22. Januar 2019 um 8.30 Uhr.

Die kalten Temperaturen der vergangenen Nächte kann Simon erklären: „Der Standort liegt etwa 15 Meter vom Weidenhäuser Bach entfernt, der ist im Winter richtig kalt,. Und es kommt ein eisiger Wind aus dem Tälchen von der Weidenhäuser Mühle hinunter.“ Aktuell habe der Vollmond bei wolkenlosem Himmel die Extremwerte begünstigt.

Extrem war es übrigens auch im vergangenen Sommer: „Da sind die Niederschlagsmengen wochenlang auf Null geblieben...“.

Die in Hemschlar gemessenen Werte gelten als offiziell. Sie beanspruchen nicht, die tatsächlich in Wittgenstein kältesten Temperaturen zu haben. Leser melden am Dienstag minus 19 Grad „am Grünewald“, ein Grad wärmer war es in den Morgenstunden bei Benfe, in Girkhausen zählt das Gladenbachtal zu den kältesten Ecken, wo das Thermometer gestern minus 16,5 Grad anzeigte.

Bad Berleburg in den „Tagesthemen“

Kälteloch Bad Berleburg – in diesem Zusammenhang geht der Name über Nachrichten-Agenturen in die Welt, Fernsehsender melden die rekordverdächtigen Minustemperaturen. Schreckt das potenzielle Gäste ehe ab oder nicht? Tourismus-Geschäftsführer Andreas Bernshausen hat eine klare Antwort: „Die Wirkung nach außen sehe ich neutral. Wir sind nun einmal Mittelgebirgsregion und haben diese Klimazone. Die Temperaturen zeigen, dass wir auch Winterurlauber anlocken können, und es macht einen schon stolz, wenn Bad Berleburg in den Tagesthemen gemeldet wird.“

Hintergrund

Nicht nur die MediaGroup betreibt Wetterstationen und vertreibt die Daten – etwa an lokale Winterdienste von Kommunen und Behörden.

Auch der Deutsche Wetterdienst erhält Informationen aus Messstellen. Die sind in der Region auf dem Stünzel, am Forsthaus Hohenroth, im Raum Lennestadt und Winterberg.