Viel wichtiger war, dass sich junge Wittgensteiner für die Aktion etwa im Schulunterricht mit der Situation ihrer Altersgenossen beschäftigten.

Wittgenstein. Schaut man im Internet nach dem Gewicht von Fußballspielern, dann weiß diese Quelle unnützen Wissens, dass der Bayern- und Nationalspieler Thomas Müller 74 Kilogramm wiegt. Sein Körpergewicht, aufgewogen in verbrauchten Stiften, wurde im vergangenen Jahr im Evangelischen Kirchenkreis Wittgenstein gesammelt.

Im Dunstkreis des Weltgebetstags 2018 startete hier im Frühjahr eine Aktion, bei der ausgedienten Schreib-Utensilien, die trotz leerer Minen wahrscheinlich in jedem Haushalt rumliegen, gesammelt wurden. Diese sollten zu Plastikgranulat zerkleinert werden, um daraus Parkbänke oder Mülleimer herzustellen. Ulrike Berk, Manuela Schnell und Berit Nolting beförderten die Idee von der Weltgebetstags-Seite, Claudia Latzel-Binder nahm das Projekt aus dem Blickwinkel des Kirchenkreis-Ausschusses für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung auf. In Kindergärten wie in Gemeindebüros, in Schulklassen wie in Gemeindegruppen, im Abenteuerdorf wie im Berleburger Haus der Kirche wurde gesammelt und gesammelt. Am Jahresende 2018 waren es also 74 Kilogramm.

Allein das Verladen und der Transport der vier großen Kisten zur Post machte viel Arbeit, mal ganz abgesehen von dem großen Engagement an vielen weiteren Orten in Wittgenstein zuvor. Und das für 74 Euro? Denn ein Stift wiegt etwa zehn Gramm, dafür bekommt die Organisation, die das Hilfsprojekt für den Weltgebetstag unterstützt, einen Cent. Von den 18.000 Kilogramm Stiften, die bundesweit gesammelt wurden und damit 18.000 Euro einbrachten, stammten immerhin 74 Kilogramm aus Wittgenstein.

Ginge es nur um 74 Euro, dann hätten Aufwand und Ergebnis in keinem vernünftigen Verhältnis gestanden. Aber viel wichtiger war, dass sich junge Wittgensteiner für die Aktion etwa im Schulunterricht mit der Situation ihrer Altersgenossen beschäftigten, etwa der von syrischen Kindern, die in einem Flüchtlingslager in Bourj Hammoud östlich von Beirut im Libanon leben. Die 18.000 Euro ermöglichen der Partnerorganisation Beit-el-Nour, das ist arabisch und bedeutet „Haus des Lichts und der Hoffnung”, die Beschäftigung eines Teams aus Sozialarbeiterinnen, Psychologinnen und Erzieherinnen. Beit-el-Nour läuft unter dem Dach der über 160 Jahre alten christlichen Hilfsorganisation „Embrace the Middle East“.

Außerdem ist in den Schubladen nun wieder Platz für neue, funktionstüchtige Stifte. Während aus nutzlosem Plastik neue Parkbänke und Mülleimer werden.