Erndtebrück. . Die Anwohner treffen sich vor dem Erndtebrücker Rathaus, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Es gibt Unterstützung aus der Lokalpolitik.

Den Bewohnern von Erndtebrück und den umliegenden Dörfern reicht es. Das Kommunalabgabegesetz, kurz KAG, ist in Erndtebrück schon seit geraumer Zeit Auslöser für Diskussionen und Gesprächen. Am Samstagmorgen erreichte die laufende Debatte einen neuen Höhepunkt, der das Anliegen der betroffenen Bürger noch einmal verstärkt in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit rückte.

Was passiert, wenn der Straßenausbau gestoppt wird?

Während der Gesprächsrunde fiel das Stichwort „Verkehrssicherungspflicht“. Der geplante Stop des Straßenausbaus zieht langfristig eine weitere Verschlechterung der betroffenen Straßen mit sich.

Henning Gronau erklärt, dass die KAG die Regeln für den Straßenbau vorgibt und somit kleine Straßen, wie etwa „zur Hude“ trotzdem nach vorgegeben Regeln ausgebaut werden müssen – auch bei wenig Verkehr.

Für Ältere ein finanzielles Desaster

„Wir möchten und können es nicht weiter hinnehmen, dass der Ausbau von Straßen durch die Anwohner finanziert werden soll“, erklärt Stefan Völkel, wohnhaft in Erndtebrück. Zu diesem Zweck trafen sich Anwohner, Betroffene und Unterstützer am Samstagmorgen vor dem Rathaus in Erndtebrück, um mit selbstgestalteten Bannern auf die ungerechte Verteilung der Kosten aufmerksam zu machen.

„Die Talstraße, Weiherstraße, Oberdorf und zur Hude in Erndtebrück und Birkefehl sollen erneuert werden und die Anlieger Beiträge zur Sanierung zahlen?“, fragt Stefan Völkel. „Gerade für ältere Mitbürger ein nicht mehr zu stemmendes finanzielles Desaster.“

„Wir wohnen zwar nicht in den betroffenen Straßen, aber wir denken daran was passiert, wenn unsere Straße unter den geltenden Regelungen ausgebaut wird“, erklärt Jutta Weiß, die ebenfalls an dem Protest teilnimmt. „Dann müssen wir unser Haus verkaufen, mehrere tausend Euro können wir nicht bezahlen.“ Der gleichen Ansicht sind die rund 60 Bürger, die dem schlechten Wetter trotzend ihren Unmut kund tun.

Unterstützung bekommen sie dabei aber nicht nur aus den eigenen Reihen, sondern auch von der Erndtebrücker Politik.

Nach Düsseldorf fahren

Bürgermeister Henning Gronau zeigt sich den Bürgern gegenüber verständnisvoll: „Es ist gut, dass sich am Jahresanfang so viele mobilisieren, ich halte die Beiträge selber für problematisch und das erschwert natürlich die Umsetzung.“ Auch andere Fraktionen sichern den Bürgern ihre Unterstützung zu. Karl-Ludwig Völkel, ehemaliger Bürgermeister von Erndtebrück, freut sich über die bis jetzt erreichten Erfolge: „Die Bemühungen und die Diskussionen sind im Landtag angekommen, jetzt gilt es weiter Druck auszuüben.“ Die Banner, die in den betroffenen Straßen aufgehangen wurden, hält er für eine gute Idee: „Wenn man aus dem Rathaus tritt, leuchtet das rot-gelbe Banner einen an, es sensibilisiert, und das ist genau das was wir brauchen; auch an anderen Stellen in Erndtebrück.“

Auch die Vertreter der UWG, FDP und CDU stellen sich hinter die Wünsche und Ziele der Bürger: „Wir müssen kämpfen für das, was wir erreicht haben und was uns wichtig ist“, meint Michael Schnell, ebenfalls ein betroffener Bürger, in der Gesprächsrunde im Sitzungssaal. „Bessere Ideen helfen uns allen.“ Damit unterstützt er eine Idee, die vielleicht in naher Zukunft umgesetzt wird: „Dann fahren wir halt nach Düsseldorf, wenn über dieses Thema entschieden wird und protestieren da – steter Tropfen höhlt den Stein.“