Schüllar. . Die Wisente locken derzeit zahlreiche Hobbyfotografen an. Derweil gibt es Ärger, weil die Tiere rund 300 Bäume angeknabbert haben sollen.
Das Wort „Wisent-Tourismus“ beschreibt wohl genau das, was die freigesetzte Herde in den vergangenen Tagen im Bereich Schüllar bewirkt: Menschenmengen an der B 480, Hobbyfilmer- und Fotografen mit Kameras und Stativen und Autofahrer, die bis in die abendliche Dunkelheit hinein oberhalb vom Toresweg auf der Suche nach den Schwergewichtlern sind. Und es gibt Ärger.
Saftige Wiesen locken an
Fred Ruden hat seit sieben Jahren die „Schüllar’sche Jagd“ von der Jagdgenossenschaft gepachtet. „Ich wollte hobbymäßig jagen“, erklärt der Speditionsbesitzer aus Lippstadt. Das habe bislang reibungslos geklappt; doch „seit etwa sechs Wochen“ bereiten ihm die Wisente einige Sorgen. „Sie sind ja schön anzuschauen, wenn sie friedlich auf der Weide grasen; aber das Problem ist: Es gibt unheimliche Schälschäden. Das ist Wahnsinn!“, beschreibt Ruden die Situation, die es in der Form auf Wittgensteiner Seite bislang nicht gegeben habe.
Der Jagdpächter erinnert, dass die Tiere „seit 2013 immer mal bei uns zu Besuch waren, der Bulle häufiger allein.“ Jetzt habe die Trockenheit im Sommer und der Regen Anfang Dezember dazu geführt, dass „die Wiesen bei uns in der Südhanglage grün und saftig geworden sind.“ – Ein Leckerbissen für die ausgewilderte Herde.
Zahlen nicht bestätigt
Allerdings seien nun die enormen Schälschäden in alten Fichtenbeständen und an Buchen festgestellt worden. Ruden rechnet am Mittwochmittag vor: „Vor 14 Tagen wurden mir in einem Gespräch rund 300 betroffene Bäume gemeldet.“ Nach Informationen unserer Redaktion soll allein hierfür ein Schaden von 24.000 Euro beim Trägerverein angemeldet worden sein. Allerdings, so heißt es, sind in den vergangenen drei Tagen noch einmal gut 100 weitere Bäume geschädigt worden.
Diese Zahlen bestätigt der Trägerverein nicht. Vorstandsmitglied Johannes Röhl: „Diese Summe ist uns bisher nicht angemeldet worden. Ich weiß von Schäl- und Zaunschäden von rund 5000 Euro. Die werden wir begleichen.“
Während also der Jagdpächter die saftigen Wiesen als Ursache für die zuletzt nahezu permanente Präsenz der Herde bei Schüllar ansieht, sehen Waldbesitzer wohl einen anderen Grund. Sie halten es für nicht ausgeschlossen, dass Fred Ruden durch angebliche Wildfütterungen die Herde erst nach Schüllar gelockt haben könnte. Deswegen sei auch die Untere Jagdbehörde des Kreises eingeschaltet.
Ruden hingegen betont: „Für die Wisentschäden bei Schüllar fühle ich mich als Jagdpächter nicht verantwortlich; wir hatten am Elchstrauch an zwei Kirrungen für Wildschweine kein Futter, sondern Maisstroh ausgebracht, um das Schwarzwild auf dem hellen Untergrund besser ansprechen zu können. „Wir sind Jäger“, betont der 60-Jährige, „und wir fühlen uns aufgefordert, gegen die hohe Schwarzwildpopulation vorzugehen. Dafür sind wir auch bei der Übernahme der Jagd in Schüllar vor sieben Jahren angetreten.“
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