Bad Berleburg. . Ein 42-Jähriger hortet Pyrotechnik in seiner Wohnung in Berleburg. Nachbarn beschreiben den Mann als hilfsbereit, trauen ihm nichts Böses zu.
Eine Wohnung voller Sprengstoff – für viele unbegreiflich. Während die Razzia von Mittwoch das Gesprächsthema Nummer eins beim Bäcker, Friseur und auch auf der Straße ist, sitzen einige Bewohner des Wiesenweges im Jugendcafé am Marktplatz. Sie mussten ihre Wohnungen und Häuser erneut am Morgen verlassen, während die Beamten der Bundespolizei und Zöllner weiter das Haus des verdächtigen Nachbars durchsuchen.
Sie wollen begreifen, was gerade in ihrer Straße vor sich geht – verstehen können sie es aber nicht. „Ich kann es noch immer nicht fassen“, sagt Marion Müsse. Gemeinsam mit ihrer Mutter Martha Seifart und zwei weiteren direkten Nachbarn des Beschuldigten sitzt sie an einem großen, runden Tisch, trinkt Tee und stellt sich immer wieder die selben Fragen: „Warum lagert er so viel Sprengstoff bei sich? Was hat er damit vor gehabt? Weiß man, wo er sich derzeit aufhält?“
Hilfsbereiter Nachbar
Verwundert seien sie gewesen, als am Vortag mehrere Zollbeamte und Polizeiwagen in den Wiesenweg fuhren. Danach wurden sie evakuiert, am Donnerstagmorgen wieder, und seitdem warten sie, dass sie wieder in ihre Wohnungen dürfen. „Ich habe erst hier im Café erfahren, was eigentlich los ist. Die Beamten informieren uns regelmäßig über den weiteren Verlauf“, sagt Martha Seifart und ist schockiert über die Nachricht, ihr Nachbar habe mehrere Kilogramm Sprengstoff gelagert.
„Man kennt sich seit vielen, vielen Jahren und hat zusammengestanden und gelacht. Er war immer da, wenn ich Hilfe beim Tragen oder sonst wo brauchte. Die armen Eltern...“, sagt auch ihre Tochter Marion Müsse und schüttelt mit dem Kopf. Sie ist fassungslos über die Geschehnisse in ihrer Straße.
Zudem sei ihr Nachbar ein leidenschaftlicher Hobbygärtner gewesen. „Er hat gerne im Garten gearbeitet“, weiß Tina Faupel. Immer wieder habe er Pakete bekommen – nur für den Garten? Das seien nur Spekulationen. Immerhin sei die Razzia im Zusammenhang mit Cyberkriminalität vonstatten gegangen.
Weiter im Café warten
„Ich glaube dennoch nicht, dass er etwas Böses im Sinn hatte. Er ist im Grunde ein guter Mensch“, erzählt Tina Faupel über ihren Nachbarn, den sie seitdem nicht mehr gesehen hat. Wann sie und die übrigen Anwohner wieder in ihre Wohnungen und Häuser dürfen, weiß sie nicht. „Gestern durften wir gegen 19 Uhr zurück. Aber wir wussten schon, dass wir heute erneut unsere Wohnungen verlassen müssen“, sagt Udo Weller. Er wohnt schräg gegenüber des mutmaßlichen Sprengstoff-Sammlers. Auch Weller ist froh, wenn er nach Hause kann.
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