Bad Berleburg. Klaus Gerlach arbeitet seit 40 Jahren als Dachdecker in Berleburg. Schlechtes Wetter gibt’s nicht. Auftakt der Serie „Handwerk in Wittgenstein“.
Zwei große rote Lastwagen stehen vor dem Familienhaus im Hillerbachweg in Bad Berleburg. Lange, hellbraune Holzbalken, Eimer und andere Arbeitsutensilien liegen auf der Ablage. Dahinter, auf der feuchten Wiese, stehen zwei grüne Container, gefüllt mit grauen, zerbrochenen Dachziegeln, runtergeworfen von zwei Männern, die auf dem Dach des Familienhauses stehen. Sie sind Mitarbeiter von Klaus Gerlach.
Der 65-jährige Dachdecker aus Bad Berleburg ist gerade dabei das Dach der Eigentümer herunterzureißen. „Das wird grundsaniert und bekommt eine neue Wärmedämmung“, sagt er, während er sich die Hände reibt. Es ist kalt an diesem Tag, doch die Arbeiten gehen schnell voran. „Solange es nicht regnet haben wir Glück“, sagt er lächelnd. Denn dann müsse man andere Arbeiten vorziehen. An eine Winterpause – daran denkt das Team von Klaus Gerlach nicht. „Wir ziehen unsere Arbeit das ganze Jahr über durch. Erst wenn es richtig friert und Schnee liegt, machen wir Winter“, sagt er und schaut nach oben zu seinen Mitarbeitern.
Die Motivation
Dachdecker-Innung stellt Jahreszyklus der Arbeit dar
Im Frühjahr wird häufig nach Schäden an der Verkleidung und Isolierung der Fassaden geschaut. Zudem beginnt die Planung für die Umdeckung.
Im Herbst werden dann die Dächer ausreichend gedämmt. Im Winter werden dann überwiegend Arbeiten an den Fassaden vorgenommen.
Bereits seit 1988 arbeitet er in dem Beruf, den man seiner Meinung nach „lieben muss“. Arbeit, die anstrengend ist, aber Spaß macht. „Nicht in vielen Berufen habe ich die Möglichkeit, die ganze Zeit an der frischen Luft zu sein und immer wieder neue Menschen kennen zu lernen“, sagt Gerlach, der seine ersten Erfahrungen als Dachdecker als Jugendlicher machte. Damals habe er in den Ferien bei einem heimischen Betrieb ausgeholfen. „Für mich war sofort klar, dass das mein Beruf ist.“ Und das soll auch in den nächsten Jahren so bleiben. Von Gerüchten über sein Aufhören möchte der passionierte Dachdeckermeister nichts wissen. „Ich werde definitiv noch ein paar Jahre weiter machen. Aber ich wurde des öfteren auf das Gerücht angesprochen“, sagt er und zuckt leicht mit den Schultern.
Die Wartezeit
Ein wenig traurig sei er aber schon, dass immer weniger junge Menschen den Beruf des Dachdeckers erlernen wollen. „Das ist wie bei allen anderen Handwerksberufen auch – leider. Wir haben schon länger keine Bewerbung mehr für die Ausbildung bekommen“, sagt er. Dadurch habe sich auch die Wartezeit auf einen Termin verlängert. „Wenn Kunden wegen undichten Stellen anrufen, dann versuchen wir schon schnell die Stellen zu reparieren. Aber wenn jemand ein Dach neu gedeckt haben möchte, muss er schon etwas warten. Die Auftragslage ist gut. Aber die Fachkräfte werden immer weniger und wir müssen zu Dritt dieselben Aufgaben erledigen, wie mit sechs Leuten“, sagt er. Dennoch kann er nachvollziehen, warum einige junge Menschen sich anders entscheiden.
Auch interessant
„Man muss auch gestehen, dass die Industrie gut zahlt und auch Urlaub ist bei uns so eine Sache. Im Sommer haben wir unsere Saison. Dafür haben wir die Abwechslung im Arbeitsalltag. Uns wird nicht langweilig“, so Gerlach. Vor allem die Menschen, seine Kunden aber auch seine Mitarbeiter, würden ihm ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Kunden, die das Angebot des Dachdecker-Meisters schätzen. „Wir machen alles: Dach abreißen, isolieren, Dachziegel bestellen, decken und den Bau-Müll entsorgen. Die Kunden haben eigentlich nach der Beratung nichts mehr damit zu tun. Wir kümmern uns um alles“, sagt er stolz.
Die Wärmedämmung
Doch auch er habe in der Vergangenheit Einiges erlebt. „Da war mal ein Kunde, der wollte sein Dach selber herunterreißen. Als wir bei ihm ankamen, waren gerade einmal drei Reihen weg“, sagte er und lachte.
Seit Jahren arbeitet sein Team zudem nach der Energiesparverordnung. „Wenn ein Kunde die geforderte Wärmedämmung nicht wünscht, weil er es sich finanziell nicht leisten kann, brauchen wir dies schriftlich. Nicht dass es später, wenn das Haus verkauft wird, heißt: Das Dach ist neu gemacht worden, warum ist die Dämmung nicht gemäß der Verordnung?“, erklärt er. Allein die Aufdachdämmung, die in Form dicker Platten bis zu 180 Millimeter auf dem Dach des Berleburger Familienhauses liegen, mache ein Drittel des Preises aus. Doch dieser würde durch die dadurch geringeren Heizkosten von den Bewohnern wieder eingespart werden. „Im Winter bleibt die Wärme in den eigenen vier Wänden und im Sommer bleibt die Wärme draußen.“
Demnach bietet eine ordentliche Dämmung nicht nur im Winter Vorteile. „Ohne ausreichende Dämmung, kann es gerade in Sommermonaten, wie wir sie in diesem Jahr hatten, in Dachgeschoss-Wohnungen unerträglich werden“, sagt Klaus Gerlach, während sein Handy in der linken Hosentasche klingelt.
Ein Blick zu seinen Kollegen, um sich zu vergewissern, dass die Arbeiten gut voranschreiten, ein fester Händedruck zum Abschied, dann geht der Berleburger zu seinem Auto. Denn auch Büroarbeit gehört zum Alltag eines Dachdeckermeisters dazu.