Birkelbach. . Ronja Tröps bietet beim CJD in Birkelbach eine Reittherapie für Kinder und Jugendliche an. Klienten haben oft seelische Entwicklungsstörungen.
Lisca steht geduldig in ihrer Box. So, als ob sie bereits wartet, von Melanie* abgeholt zu werden. Auch wenn es nicht zu Melanies Lieblingsbeschäftigungen gehört, muss Lisca erstmal gestriegelt werden. Die grobe Bürste für den Rumpf, die feine Bürste fürs Gesicht. Dann müssen noch die Hufen ausgekratzt werden. „Gib Huf“, befiehlt Melanie. Lisca zögert. „Bei Donnatello hat das aber besser geklappt. Warum ist Lisc a so?“, fragt Melanie. „Wie bist du denn so, wenn du in einer fremden Umgebung bist, mit fremden Leuten?“, fragt Ronja Tröps zurück. „Weiß nicht. Unsicher?“ – „Genau.“
Ursache und Ziel
Bei Melanie wurde mit sieben Jahren eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Sie hat sexuelle Gewalt in ihrem nahen Umfeld erfahren, lebt seitdem nicht mehr bei ihren Eltern – genauso wie ihre anderen drei Geschwister. Heute ist Melanie zwölf Jahre alt und arbeitet seit fünf Jahren mit einer Reittherapie an ihrer Belastungsstörung, aus der auch eine Bindungsstörung resultiert ist. „Mit Donnatello – und jetzt mit Lisca – versuchen wir ihre Konzentration zu fördern und sie darin zu bestärken, eine Beziehung aufzubauen“, erklärt Sozialarbeiterin Ronja Tröps. Sie hat sich 2016 zur Reittherapeutin weitergebildet und bietet seit Anfang des Jahres die Reittherapie „Glücksmomente“ auf dem Gelände des CJD in Birkelbach an.
Hilfe und Wirkung
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Donnatello und Lisca sind Therapiepferde, die als Medium zwischen Therapeut und Klient fungieren. „Pferde bewerten und urteilen nicht – und können deswegen das Verhalten des Klienten widerspiegeln“, so Tröps. Sowohl sozial als auch emotional soll der Klient gestärkt werden. Mit Donnatello und Lisca hat Melanie gelernt, sich mehr zu fokussieren, empathischer zu sein und sich gleichzeitig auch durchzusetzen.
In dem umzäunten Auslauf stapft Melanie durch den Sand, Lisca folgt ihr mit etwas Abstand. Ab und zu bleibt Melanie stehen, dreht sich um und umarmt Lisca behutsam am Hals. „In der Stunde geht es gar nicht so sehr ums Reiten“, sagt Tröps. Es drehe sich vielmehr darum, Vertrauen zu schaffen und dadurch eine Beziehung aufzubauen. Dazu müsse das Pferd bestimmte Charaktereigenschaften mitbringen. „Es muss ruhig, unerschrocken und nervenstark sein und offen auf Menschen zugehen“, so Tröps. Lisca ist seit etwa sechs Wochen als Therapiepferd auf dem CJD-Gelände im Einsatz, auch, um den 17-jährigen Donnatello zu entlasten. „Nach fünf Jahren mit Donnatello hatte ich das Gefühl, dass Melanie etwas therapiemüde wird“, meint Tröps. Lisca soll also auch für neue Motivation bei Melanie sorgen. Zumindest steht sie jetzt vor der Aufgabe, eine neue Beziehung aufzubauen. Eine Aufgabe, die sie neugierig angeht.
* Der Name wurde redaktionell geändert