Bad Laasphe. . FDP verleiht Haubergsknipp an Daimagüler, Mankel und Völker. Engagement im NSU-Prozess, beim „KiTs“-Projekt sowie in der regionalen Entwicklung.

„Ich habe mich schon gewundert, dass der Preis im ‚Ausland’ vergeben wird“, merkt Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler launig an, dass die FDP den „Siegerländer Haubergsknipp“ in Wittgenstein vergibt. Der gebürtige Niederscheldener, der heute in Bonn lebt, hat auch etwas länger gebraucht, um den Weg nach Bad Laasphe zu finden. Letztlich aber ist alles noch halbwegs pünktlich abgelaufen, und er hat sein Werkzeug abholen können. Gemeinsam mit den anderen Preisträgern Yvonne Mankel und Wolfgang Völker.

1. Sieger: Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler

Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler hält eine kurze Dankesrede.
Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler hält eine kurze Dankesrede. © Michael Kunz

Jährlich erhalten je drei Preisträger den ‘Siegerländer Haubergsknipp’ der Freien Demokraten Siegen-Wittgenstein. Bei Dr. Mehmet Gürcan Daimagüler war die Jury sich einig: „Gerade in dieser Zeit braucht unser Land – hin zu einer liberalen Gesellschaft – solch starke Botschafter, die Augen öffnen und Menschen mitreißen können.“ Der Anwalt hat unter anderem als Nebenkläger Opfer im NSU-Prozess und in anderen Verfahren vertreten, in Bonn und Harvard studiert, war der erste türkischstämmige im Bundesvorstand der FDP, der er inzwischen aber nicht mehr angehört. Er wisse, dass Daimagüler ein Problem mit der mangelnden Klarheit der Haltung der Partei zu gewissen gesellschaftlichen Fragen gehabt habe, sagt Laudator Dr. Joachim Stamp, stellvertretender Ministerpräsident des Landes, dass dieser aber trotz seines Austrittes ein „echter Liberaler, ein Freigeist, ein Individualist“ geblieben sei.

Die Demokratie in Gefahr

Haubergsknipp bald ohne Zusatz „Siegerländer“?

Der FDP-Kreisvorsitzende Peter Hanke möchte die Knipp-Verleihungen künftig regelmäßig „in Siegen, im Umland und in Wittgenstein“ terminieren.

Hanke überlegt, den Zusatz „Siegerländer“ beim Haubergsknipp entfallen zu lassen, weil der Kreisverband ja auch Wittgenstein einschließe.

Stamp betonte seine lange Freundschaft zum Geehrten, der zugleich den Preis ehre und die Auszeichnung verdiene, wie kaum ein anderer. Er selbst sei Mitglied des NSU-Landtagsauschusses gewesen und bedauere tief, dass bis heute nicht alles aufgeklärt sei. In einer ungewöhnlich persönlichen Ansprache würdigte er die Verdienste seines Freundes und rief die Anwesenden zu großer Wachsamkeit in einer Zeit auf, die gefährlich für den Fortbestand der Demokratie sei. Nicht nur die extremen Linken und Rechten hätten das Ende für die erste deutsche Republik eingeläutet. Auch große Teile des aufgeklärten Bürgertum hätten ihren Teil dazu beigetragen.

Der neue Preisträger gab sich bescheiden – er wisse gar nicht, ob er einen solchen Preis verdiene. Er mache einfach seine Arbeit, weil er sie liebe und für wichtig halte. Er verteidige die Rechtsordnung und die deutsche Verfassung. „Ich bin auch ein großer Freund des Verfassungsschutzes“, erklärt er einer leicht irritierten Zuhörerschaft. Wobei es ihm um jeden einzelnen Bürger gehe, der dies mit seiner Einstellung und seinem Engagement tun könne, „nicht um die Organisation Verfassungsschutz!“ Was den Knipp anging, ließ er später noch lachend wissen: „Ich habe als Junge viel Zeit im Wald verbracht. Vielleicht kaufe ich mir jetzt einen Hauberg!“

2. Siegerin: Yvonne Mankel
Gar nicht viel reden und lieber einfach weiterarbeiten möchte die Siegenerin Yvonne Mankel, die ihren Knipp für das inzwischen überregional erfolgreiche Projekt „KiTS – Kinder in Tagespflege Siegen“ bekam. Sie hat sich vor einigen Jahren zur Tagesmutter weiterqualifiziert und dann die Idee gehabt, diese Tätigkeit nicht mehr als selbstständige „Einzelkämpferin“ auszuüben, sondern als Mitarbeiterin eines gemeinnützigen Trägers, erzählte die FDP-Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr aus Hagen. Dort baut Mankel dieser Tage ebenfalls eine KiTS-Struktur auf, in der Tagesmütter die Kinder als sozialversicherungspflichtige Angestellte betreuen können. Auch in Wenden, Attendorn oder Leverkusen sei die Idee bereits umgesetzt.

3. Sieger: Wolfgang Völker
Den dritten Knipp bekam der Wahl-Wittgensteiner Wolfgang Völker für seine diversen ehrenamtlichen Aktivitäten, etwa Vorsitzender der Wittgensteiner Kunstgesellschaft, Schatzmeister des DRK Bad Berleburg und stellvertretender Vorsitzender des Fredensborg-Ring Bad Berleburg – Gesellschaft der Freunde Dänemarks. Vor allem aber hat er als Vorsitzender der Wittgensteiner Akademie den Holzmarkt und den Waldskulpturenweg zwischen Bad Berleburg und Schmallenberg ins Leben gerufen. „Mit vielen Mitstreitern“, bedankte sich Völker für die Ehrung und ließ die Festgemeinde kurz an seiner Motivation teilhaben, sich für die Region zu engagieren, die ihm auch viel gegeben habe.
Laudator war hier der neue Vorsitzende der FDP-Fraktion im Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Arne Hermann Stopsack.