Erndtebrück. . Der Jüngste ist neun, der älteste 16. Aber sie spielen wie die Großen. Ihr erstes Musikvideo hat die Band Rayquasa jetzt an Metallica gemailt.

Draußen ist es bereits dunkel, als in der Mittelstraße 13 in Erndtebrück das Licht angeht. Ein kleiner Raum, Poster hängen an den Wänden, Sessel, Hocker und ein weiches Sofa stehen um den ovalförmigen Tisch, während die Scheinwerfer an der Decke ihr Licht auf die andere Seite werfen, wo Gitarren, Schlagzeug und Mikros stehen. Es ist der Probenraum der Erndtebrücker Band Grandmama’s Backside, in dem an diesem Abend sechs Jugendliche am Tisch sitzen. Dabei handelt es sich um die Mitglieder der Cover-Band Rayquasa, die seit diesem Jahr gemeinsam Hits von Metallica, Nirvana oder Deep Purple proben.

„Wir wollen spielen!“ – da sind sich alle einig. Und gespielt haben die jungen Musiker bereits einige Auftritte. Dabei ist der Jüngste gerade einmal neun Jahre alt. Marcel Specht, der Schlagzeuger der Band, ist stolz darauf. „Ich spiele seitdem ich drei Jahre alt bin“, sagt er. Erste gemeinsame Lieder spielte er mit seinem älteren Bruder Thomas, der bereits seit sechs Jahren Gitarre lernt. Sie sind es auch, die die Idee für den Bandnamen „Rayquasa“ hatten. „Das ist Japanisch und bedeutet soviel wie Traum-Illusion“, sagt Marcel Specht und lacht.

Die Band Rayquasa übt bereits die nächsten Lieder für ihre Auftritte.
Die Band Rayquasa übt bereits die nächsten Lieder für ihre Auftritte. © Ramona Richter

Es ist kaum zu übersehen – die Jungs und Mayleen Hempel haben Spaß an ihrer Musik. Immer wieder kommen neue Lieder hinzu, die sie lernen möchten – und das jeder auf seine eigene Art und Weise. „Ich schaue mir YouTube-Videos an und übe so die verschiedenen Szenen“, sagt der Schlagzeuger. Andere Bandmitglieder üben die Lieder gemeinsam mit ihren Musiklehrern oder zu Hause. Ein- bis zweimal die Woche proben die Freunde im Alter von neun bis 16 Jahren. Besonders stolz sind die sechs Musiker auf ihr erstes Musikvideo zu „Nothing else matters“ von Metallica. Aufgenommen haben sie das Lied im Tonstudio Blue Box in Siegen. Fertiggestellt wurde es dann in Burbach, im Studio Dola. „Wir haben das Geld von unseren Auftritten gespart, um einen Produzenten zu bezahlen“, sagt Gitarrist Max Göbel.

„Nothing else matters“

Beim Video-Dreh ging es dann ums Ganze: Die Band hat sich dazu entschlossen, das Original-Video zu „Nothing else matters“ von ihrer Lieblingsband Metallica nachzudrehen. 117 Szenen warteten auf die fünf Jugendlichen aus Erndtebrück – Mayleen war zu dem Zeitpunkt noch nicht dabei. Szenen, bei denen sie nicht nur die verschiedenen Outfits beachten mussten, sondern auch die verschiedenen Orte. „Wir wollten eine Szene abends beim Lidl drehen. Als wir jedoch ausstiegen, ging bereits die Beleuchtung draußen aus“, erinnert sich Artur.

Die Band Rayquasa übt bereits die nächsten Lieder für ihre Auftritte.
Die Band Rayquasa übt bereits die nächsten Lieder für ihre Auftritte. © Ramona Richter

Einige der Szenen sind im Probenraum in der Mittelstraße 13 entstanden. Sechs Monate – so lange habe der Dreh und die Schnittarbeiten am Video gedauert. „Das war eine spannende Zeit für uns, aber manchmal auch sehr anstrengend“, sagt Max Göbel. Anstrengend, weil die Jungs den Dreh neben ihrem Schulalltag, den Proben und all den anderen Hobbys geschafft haben. Das Ergebnis ist auf Youtube zu sehen und auf der Homepage der Band. Und auch Metallica höchstpersönlich können das Video ihrer jungen Cover-Band sehen. Denn die Mitglieder von Rayquasa haben es an ihre Idole per Mail geschickt. „Wir hoffen, dass es ihnen gefällt und würden uns wünschen, dass sie antworten“, sagt Thomas Specht. Danach geht es für Artur, Marcel, Max und Thomas wieder an die Instrumente, während sich Roman und Mayleen für ihren Gesang vorbereiten. Marcel gibt schon den Takt für das nächste Lied vor. Eins, zwei, eins, zwei – „One“ von Metallica. Schon heute freuen sich die Jugendlichen auf den nächsten Auftritt – eine Privatfeier. Aber auch andere Pläne haben sie bereits geschmiedet.

„Wir wollen nicht nur covern. Wir wollen unsere eigenen Lieder schreiben und vor allem spielen“, sagt Max Göbel – und das freut auch die Eltern der Band-Mitglieder. „Es ist Wahnsinn, wie gut sie in dem Alter schon spielen. Klar ist man da stolz – und wir sind froh, dass sie ihre Freizeit mit den Instrumenten verbringen und nicht vor dem TV oder am PC“, sagt Thomas Göbel.