Arfeld. . Bente Wied und Karin Noll bieten ab 2019 eine Therapiehundeausbildung in Berleburg an. Die Hunde sollen u.a. in Seniorenheimen eingesetzt werden.
Hilde ist vor allem eins: neugierig. Sie stürmt auf Fremde zu, beschnuppert sie, streckt ihre Pfötchen nach oben, die so kaum bis zum Knie reichen. Schnell hat das kleine Energiebündel die ganze Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Hilde sucht die Nähe, rollt sich auf dem Schoß der Besucherin ein und schmiegt ihr Köpfchen immer wieder an die streichelnde Hand. Im nächsten Jahr soll die fünf Monate alte Chihuahua-Hündin zum Therapiehund ausgebildet werden. Dann wird Hilde mit ihrer Halterin Karin Noll Kindergärten, Schulklassen und Altenheime besuchen; um Kindern Rücksicht und Verantwortung beizubringen oder Senioren eine Ablenkung im Heimalltag zu schaffen.
Die Zusammenarbeit
Die beiden Hundetrainerinnen Bente Wied und Karin Noll bieten ab Juni 2019 eine Therapieausbildung für Hunde an, die Erlaubnis des zuständigen Veterinäramtes liegt bereits vor. Die beiden Expertinnen arbeiten eng mit verschiedenen sozialen Einrichtungen zusammen, zum Beispiel mit dem Seniorenstift Elim in Oberndorf. Man habe dort erkannt, dass der Umgang mit Hunden durchaus einen therapeutischen Wert hat. „Manche Senioren lösen von sich aus ihre verkrampften Hände, um den Hund streicheln zu können“, sagt Karin Noll. „Oder wenn wir mit kleinen Hunden zu den bettlägerigen Bewohnern gehen und sie auf die Bettdecke setzen – da sind einigen schon die Tränen gekommen vor Freude, weil sie sich an ihren damaligen Hund erinnert haben.“ Wenn Karin davon erzählt, kommen auch ihr die Tränen.
Die Inhalte
Harmonie zwischen Mensch und Tier
Die Hundetrainerinnen Bente Wied und Karin Noll wenden in ihren Kursen und Seminaren unter anderem das K.S.I.©-Prinzip nach Katrin Scholz an. K.S.I. © steht dabei für „Kynologisch-Sozialogische-Integration“. „Kynologie“ bezeichnet dabei die „Wissenschaft des Hundes“, mit der das Verständnis für das Wahrnehmen und Handeln des Hundes gefördert werden soll. Dem steht die „Soziologie“ – die Gesellschaft des Menschen – gegenüber. Zusammen soll eine harmonische Integration gelingen. Insgesamt soll K.S.I. © den Hunden und ihren Haltern ermöglichen, sich als Team problemlos in der „Menschen“-Gesellschaft zu bewegen.
Auch die Therapiehundeausbildung findet unter anderem in enger Zusammenarbeit mit der K.S.I.©-Hundetrainingszentrum von Katrin Scholz statt. Um zur Therapiehundeausbildung zugelassen zu werden, führen die Trainerinnen vorab ein persönliches Gespräch mit dem Halter und schauen sich den Hund genau an; erst dann wird entschieden, ob eine Therapiehundeausbildung sinnvoll und erstrebenswert für Tier und Halter ist.
Karins Hündin Erna ist bereits ausgebildeter Therapie- und Begleithund und mag nichts lieber als ausgiebige Kuscheleinheiten. Der Irische-Wolfshund/Altdeutsche-Tiger-Mischling hat seine Prüfung zusammen mit Karin im Dezember 2017 bestanden. „Die Ausbildung ist unterteilt in fünf Module und ist ausgelegt auf zwölf Monate“, erklärt Karin. Die Abschlussprüfung besteht aus einem theoretischen Teil, den der Halter absolvieren muss, und einen praktischen Teil, in dem der Hund unter anderem auf seine Reaktionen auf Stress geprüft wird. Der Hund soll absolut kein Risiko für den Menschen darstellen. „In den Übungen lernt der auszubildende Hund außergewöhnliche Stresssituationen kennen“, sagt Bente. „Er wird zum Beispiel von fremden Menschen umarmt, lernt neben einem Rollator oder einem Rollstuhl zu gehen oder dass er auf ungewöhnliches Verhalten von fremden Personen gelassen reagieren soll.“ Wichtig sei immer die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier. „Der Mensch lernt, den Hund und sein Verhalten zu lesen; und dass wenn der Hund überfordert ist, der Mensch ihn unterstützen kann und muss“, meint Bente.
Die Absicherung
Nicht jeder Hund könne auch zum Therapiehund werden. Das sei vor allem abhängig vom Charakter des Tieres. „Wenn ein Hund zum Beispiel keine fremden Menschen mag oder sich nicht gerne streicheln lässt, dann wäre es nicht angebracht, wenn man ihn zum Therapiehund machen würde“, so Bente. Für Schulen, Seniorenheime und Co. sei es übrigens nicht verpflichtend, Therapiehunde mit dazugehörigen Trainern in ihren Räumlichkeiten agieren zu lassen – „aber sehr empfehlenswert“, meint Karin. „Es ist nicht nur im Vorhinein eine Absicherung dafür, dass der Hund geschult ist, mit Stress umzugehen, sondern man kann mit der erfolgreichen Ausbildung auch mit einem Gutachten nachweisen (siehe Zweittext), dass der Hund mit der Arbeit am Menschen theoretisch gewachsen ist.“ Praktisch könne immer etwas passieren; doch mit der Ausbildung werde das Risiko deutlich gesenkt. So sei es nicht grob fahrlässig.
Die Vorlieben
Auch Karins Deutsche Dogge Henry soll zum Therapiehund ausgebildet werden, „auch, wenn ich ihn später nicht als Therapiehund einsetzen werde“, sagt Karin. Mit seiner Größe und seinen 85 Kilo kann Henry für Außenstehende manchmal ein wenig einschüchternd wirken; obwohl er es eher entspannt mag. Vom Fremden angefasst und gestreichelt zu werden gehört nicht unbedingt zu Henrys Lieblingsmomenten, als Therapiehund würde er solchen Situationen jedoch ständig ausgesetzt sein. Nessy, die Border-Collie-Hündin von Bente, genießt hingegen jede lieb gemeinte Berührung von Menschen. „Sie ist der geborene Therapiehund“, ist sich Bente sicher. Und tatsächlich: Sobald man Nessy über den Kopf streichelt und kurz aussetzt, rückt sie näher heran, manchmal stupst sie einen auch mit der Schnauze an. Bitte weiterstreicheln! Nessy ist die Charmeoffensive in Bentes Gruppe.
Die Vorbereitung
Border Collie Nessy und Chihuahua Hippo befinden sich derzeit in Ausbildung. Für Hilde soll die Ausbildung Mitte 2019 beginnen. Bis dahin soll sie noch ein paar Erziehungs-Basics lernen. Aber vor allem noch viel Spielen, Schmusen und die Welt entdecken.