Bad Berleburg. In der Berleburger Stadtbibliothek übten die Besucher des Aktionstages „Restart a Heart“ unter anderem den Umgang mit einem Defibrillator.
Es ist eine von vielen verstörenden Situationen, die so oft in Deutschland geschehen: Eine Dame fällt plötzlich um – auf einen Gehweg, auf dem ihr einige Menschen entgegen kommen. Sie schreit – warum, weiß niemand. Dennoch laufen die ersten vier bis fünf Passanten an ihr vorbei. Der sechste hilft ihr schließlich. Die Dame hatte zuvor einen Schlaganfall erlitten. So soll es sich vor einem Dreivierteljahr in Bad Berleburg zugetragen haben. „Dabei ist das einzige, was sie falsch machen können, nichts zu tun“, sagt Dr. Frank Melz, Chefarzt der Kardiologie und Notfallarzt.
Gemeinsam mit Maik Duchardt, Pflegebereichsleiter der Intensivstation an der Bad Berleburger Helios-Klinik, zeigt er in der Stadtbibliothek, wie Menschen am besten in solchen Situationen handeln. Immerhin: Alle fünf Jahre ändere sich etwas in der Ersthilfe-Maßnahme. Rund zehn Teilnehmer sind der Einladung gefolgt, einige von ihnen haben bereits Erfahrungen beim „Wiederbeleben“. Nach einem theoretischen Block geht es direkt zum praktischen Teil über – mit dabei: Übungspuppe „Elmar“.
Handballen statt Finger
Maik Duchardt kniet sich vor die Puppe und simuliert einen Notfall. „Ich höre erst einmal, ob er noch atmet. Danach beginne ich mit der Wiederbelebung“, sagt er, während er die Handballen auf den mittleren Brustbereich drückt. Fünf bis sechs Zentimeter tief sollte man im Idealfall drücken. Und das in einem 100er-Takt. „Dabei hilft es manchmal, wenn man sich ein Lied ins Gedächtnis ruft. ,Staying Alive’ zum Beispiel hat einen solchen Takt“, sagt Dr. Melz.
Einige der Teilnehmer sind überrascht. „Ich werde öfters gefragt, ob da nicht etwas brechen kann. Natürlich können Rippen und der Brustkorb brechen, aber das ist nicht schlimm. Man kann den Patienten heutzutage gut behandeln danach. Hauptsache, er überlebt. Das ist das Wichtigste“, so Dr. Melz. Neu scheint für die Teilnehmer aber auch, das mit dem Handballen und nicht mehr mit dem zwei bis drei Fingersystem in den Brustkorb gedrückt wird.
Danach holt Maik Duchardt eine dünne Plastikfolie hervor. „Die habe ich immer am Schlüsselbund“, sagt er. Es ist eine kleine Maske, die er über das Gesicht der Puppe zieht. „So verringert man den bei vielen existierenden Ekelfaktor, der beim Beatmen auftritt.“ Eine Beatmung sei bei Erwachsenen zwar nicht immer nötig, dennoch würde es so einigen leichter fallen. „Was unbedingt gemacht werden muss, ist die Herzdruckmassage.“
„Restart a Heart“
Mit der Aktion „Restart a Heart“ konnten die Teilnehmer in der Bad Berleburger Stadtbibliothek den Internationalen Tag der Wiederbelebung feiern.
Rund zehn Menschen, unter ihnen einige vom DLRG, nahmen an der speziellen Übungsstunde unter Anleitung von Dr. Frank Melz und Maik Duchardt teil.
Den Kopf überstrecke man nach hinten. Zwei Mal langsam in den Mund pusten und wieder 30 Sekunden lang in den Brustkorb pumpen – so lange im Wechsel, bis der Notarzt die Unfallstelle erreicht. „Das kann im Stadt-Bereich bereits acht Minuten dauern. In ländlichen Regionen benötigt er sogar länger. Manchmal kommt der Rettungsdienst leider zu spät am Unfallort an“, bedauert Dr. Melz. Gerade daher sei die Erstversorgung vor Ort so wichtig.
Defibrillatoren testen
„In jeder Minute, die ohne Ersthilfemaßnahmen verstreicht, sinkt die Überlebenschance um zehn Prozent“, sagt Dr. Frank Melz. Eine Zeit, die auch bei der Frage nach einem Defibrillator sehr entscheidend sein kann. „Wenn ich erst fünf Minuten zu einem Defi laufen muss und dann wieder fünf Minuten zurück, dann ist es sinnvoller, eine Herzdruckmassage zu machen, bis Hilfe naht. Die 112 sollte dabei an allererster Stelle gewählt werden, noch bevor Sie mit der Wiederbelebungsmaßnahme beginnen“, betont Dr. Melz.
Danach demonstriert er gemeinsam mit Maik Duchardt, wie ein Defibrillator funktioniert und der betroffenen Person angelegt werden sollte. Später dürfen die Teilnehmer – wie auch bei der Herzdruckmassage – selbst Hand an Elmar anlegen. Und den Vorgang für den Notfall üben.
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