Bad Laasphe. . „Oh Mania - Die Hölle im Himmel“ handelt von Tabus, der Verzweiflung und dem Zwiespalt der Gefühle von manisch-depressiven Menschen.

Zu einem Theaterstück der besonderen Art hatten jetzt der Kulturring Bad Laasphe und das Wittgensteiner Psychosoziale Forum in die Aula des Städtischen Gymnasiums eingeladen. Aufgeführt wurde vom Theater GegenStand Marburg „Oh, Mania! – Die Hölle im Himmel“ von Sven Thomas Neumann. Ein autobiografisches Stück über manisch-depressive Menschen, Tabus, Zwiespalt der Gefühle, Verzweiflung und die Sehnsucht nach Ordnung.

Psychische Erkrankungen sind – im Gegensatz zu einem eingegipsten Arm oder verbundenen Kopf – für Außenstehende nicht sichtbar und damit häufig etwas, für das eher kein Verständnis aufgebracht wird. Mit seiner autobiografischen Arbeit versucht der Autor und Darsteller Sven Thomas Neumann zu erreichen, dass Mitmenschen ihn und andere, die mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen leben, besser verstehen. Auf unterhaltsame Weise macht er auf die sogenannte bipolare Erkrankung aufmerksam und leistet damit einen Beitrag zur Aufklärung über diese, sogar vom unmittelbaren Umfeld oft unbemerkte psychische Störung.

Diagnose: „Bipolare Störung“

Das Theaterstück entstand im zweiten Halbjahr 2015. Inhaltlich dreht sich alles um Thomas, dessen Leben durch die Erkrankung an einer bipolaren Störung aus den Fugen gerät. Um besser mit der unheilbaren Krankheit klarzukommen, imaginiert er seine Empfindungen in der Gestalt des Gefühls und seinen Verstand in der eines Arztes, der ihn einst behandelt hat. Beide wollen für den Erkrankten nur das Beste, sind sich aber selten einig und streiten vehement um die Vorherrschaft.

Thomas findet sich – für ihn völlig überraschend – mit der Diagnose „Bipolare Störung“ versehen, in der Psychiatrie wieder. Damit ist er völlig überfordert. Außerdem ist er von dem verabreichten Medikamentenmix so zugedröhnt, dass er das Geschehen um sich herum überhaupt nicht richtig wahrnimmt. Auftretende Probleme im Ausbildungsbetrieb lassen ihn nicht zur Ruhe kommen und befördern seinen Weg immer tiefer in Manien hinein, bis er letztendlich psychotische Wahnvorstellungen entwickelt und ruhiggestellt wird. Jahre später treibt ihn der Stress im Studium wieder in eine Manie. Er wird erneut psychotisch.

Von der Manie in die Depression

Bei einem Selbsthilfetreffen lernt er die bezaubernde Annika kennen. Er ist hin und weg, wird manisch. Als die Manie nach einer Zeit jedoch abklingt, stürzt Thomas tief in die Depression. Seine Gedanken kreisen nur noch um die Gestalt des Sensenmannes, der ihm verschiedene Vorschläge der Selbsttötung unterbreitet. Annika gerät selbst wieder in eine Krise und landet in der Psychiatrie.

Betroffene schildert ihre Situation

„Meine Gefühlswelt liegt nicht zwischen ‘Ich bin traurig’ und ‘Es geht mir fantastisch’, sondern zwischen ‘Ich bin abgrundtief verzweifelt und will sterben’ und ‘Ich nehme das Leben mit jeder einzelnen Pore in mich auf und feiere es rasend vor Begeisterung’, beschreibt eine Betroffene ihre Situation. Was an einem Tag noch gut war und zu regelrechten Begeisterungsstürmen führt, kann am nächsten Tag schon ganz und gar unpassend, ja sogar deprimierend sein.

Mit dem Stück ist es dem Autor gelungen, die Besucher mit einer konkreten Vorstellung über die Erkrankung nach Hause zu entlassen.

Im Foyer der Aula waren in einer Ausstellung Bilder der Künstlerin Lia Kay, deren ausdrucksstarke Arbeiten während ihrer hypomanischen und depressiven Phase entstanden sind und damit einen Einblick in die Gefühlswelt bipolar Erkrankter geben, zu sehen.

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