Arfeld. Lars-Peter Kroh aus Arfeld zeigt den Gewinnern der Aktion „WP bewegt“ in seiner Gärtnerei, wie sie am besten Stauden pflanzen und pflegen.
Worauf muss ich beim Pflanzen von Stauden achten? Was mache ich im Herbst mit Lavendel? Warum kommt mein Rittersporn nicht wieder? Wie behandle ich Mehltau? Jede Menge Fragen hatten die Gewinner unserer Aktion „WP bewegt“ und somit Teilnehmer der exklusiven Führung durch die Wittgensteiner Staudengärtnerei Kroh. Umfangreiche Antworten hatte Gärtnermeister Lars-Peter Kroh parat.
Doch zuerst gab es zu Kaffee und Wasser „ein bisschen Theorie“. Angefangen vom Lebenslauf des 49-Jährigen über die Entwicklung der eigenen Gärtnerei bis zur Einführung zum Thema Stauden. Gleich anfangs zitierte er Karl Förster, den „Übervater“ der Staudengärtner und literarischen Gärtner: „Wer mit seinem Garten zufrieden ist, der hat ihn nicht verdient.“ Staunen in der Runde. Kroh bestätigt: „Ein Garten ist nie fertig, ein Garten hat Dynamik. Wie bei den Menschen so ist es auch bei Pflanzen, eine wird älter, eine stärker, andere müssen weichen oder säen sich woanders aus.“
Stauden für jeden Standort
Was sind überhaupt Stauden? Sie sind mehrjährig, aber keine Zwiebelgewächse, auch keine Bäume oder Gehölze. Typische Stauden sind Astern, Rittersporn, Phlox – sie überwintern in der Erde und treiben im Frühjahr neu aus. Auch zur Beetgestaltung gab es Tipps: hinten hoch, vorne kurz, die Farbabstimmung ist entweder kunterbunt oder nur einfarbig. Spannend ist, Höhen, Farben, Blühzeiten zu mixen. Es muss ja nicht gleich ein „English Border“ sein.
Modefarbe 2018? „Zurzeit naturalistisch, mit Gräsern“, informiert Kroh. Auch eine Möglichkeit sei eine Staudenhecke, auch als Sichtschutz zu nutzen, dann „etwas dichter als normal pflanzen“. Der Garten sieht nie gleich aus, nicht starr. Er wechselt und entwickelt sich. Das ist auch gut so, sonst wäre es ja langweilig. Auch die Sortimente seien im Fluss, es gebe immer wieder Neues.
Über Arbeitsmangel kann sich der Fachmann grundsätzlich nicht beklagen: vermehren, teilen, topfen, verkaufen, dieses klassische Gärtnern machen nicht mehr viele. Vorteil: die Stauden sind hier gewachsen und an das Klima gewöhnt, daher robust. Kroh verkauft seine Pflanzen nicht nur vor Ort in Wittgenstein, sondern am Wochenende oft auf Pflanzenmärkten und Hoffesten in ganz Deutschland.
Was ist beim Pflanzen wichtig? Wie ist der Boden beschaffen und liegt das Beet in der Sonne oder im (Halb-)Schatten? „Es gibt für jeden Standort eine Staude, aber nicht jede Staude passt an jeden Standort“, klärt der Experte auf. Eigentlich ist eine Fläche irgendwann zugewachsen, das sei aber nicht jedermanns Geschmack, weiß Kroh aus Erfahrung.
Mit offenen Augen im Herbst
Wie sauber muss ein Beet sein?, möchte Margit Bürger wissen. Unkraut wie Giersch, Winde, Quecke usw. müsse raus, aber „Nicht hacken!“, warnt Kroh, besser sei das „meditative Jäten“, sonst zerstöre man zu viel. Apropos aufpassen: Auch im Herbst sollte der Gärtner mit offenen Augen durch den Garten gehen.
Wissenswertes
Die Pflanzen werden in der Gärtnerei Kroh überwiegend vegetativ durch Stecklinge vermehrt und sind somit sortenecht, sehr widerstandsfähig und haben dadurch die beste Voraussetzung für gutes Gedeihen. Seit 2003 ist die Gärtnerei als Bioland-Betrieb anerkannt. Das bedeutet: Die Stauden und Kräuter werden in torffreiem Substrat ohne Mineraldünger und chemischem Pflanzenschutz herangezogen.
Staude des Jahres 2018: Hemerocallis, Taglilie, gehört zu den „Blumen des intelligenten Faulen“ wie Förster schon sagte, anspruchslos und blühen zu ihrer Zeit jeden Tag.
Öffnungszeiten: In den Sommermonaten von Ende März bis Mitte Oktober ist die Staudengärtnerei am Montag, Mittwoch und Freitag von 15 Uhr bis 19 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter geöffnet. In den Wintermonaten ist die Staudengärtnerei nur nach telefonischer Anmeldung 0170 / 5903563 geöffnet.
„Was kann im Winter noch schick aussehen oder im Herbst an nebligen Tagen?“, stellt er die Frage. Lampenputzergras, Sonnenhut, Rutenhirse, Wasserdost... erst Mitte bis Ende März abschneiden, „Man kann im Frühjahr und Sommer viel mit der Schere machen, im Herbst eher nicht.“ Dann ziehen Frost und Feuchtigkeit auch nicht so in die Pflanze. In diesem Frühjahr/Sommer war allerdings eher das Gegenteil der Fall. „Dieses Jahr war hoffentlich ein Ausnahmejahr, was Trockenheit betrifft“, denn viele Stauden seien „Säufer“. Ansonsten müsse demnächst auf Pflanzen umgestellt werden, die es trocken und sonnig wollen. „Unser Brunnen war leergefallen und wir mussten fünf Stunden warten, bis man wieder gießen konnte. Das war bei 40 Grad nicht lustig.“
Von Anisysop bis Zwergalant
Auch am Aktionstag fiel kein Tropfen Regen. Bei herrlichem Spätsommerwetter gemütlich inmitten hunderter blühender Stauden zu sitzen, hätte noch andauern können, da waren sich alle einig, doch das wäre ja nur die halbe Miete gewesen. Deshalb: „Auf zum Rundgang!“
Insgesamt 800 verschiedene Pflanzen hat Kroh im Angebot, vom Anisysop bis Zwergalant, inklusive und wie aus der Pistole geschossen dem botanischen Namen. „Latein braucht man bei Fachgesprächen mit Kollegen im In- und Ausland. So gibt es keine Verwechslungen, denn manchmal kursieren unterschiedliche deutsche Namen für das gleiche Gewächs. Aber in Arfeld wird Platt geschwätzt oder die deutschen Namen verwendet.“
Bei der Führung wurden zahlreiche eher unbekannte Pflanzen gezeigt und viel gelernt über Farben, Wuchshöhe, Blütezeit und Lebensbereich einzelner Stauden.
„Jetzt ist die Festplatte voll!“, meint die Mehrzahl der Gäste nach zwei Stunden. Als Andenken an den informativen Nachmittag überreichte der Fachmann jedem Teilnehmer noch eine Tüte mit bienenfreundlichen und trockenheitsverträglichen Stauden: unter anderem Quirlblütiger Salbei, Fetthenne, Bergminze, Spornblume, Sonnenhut und Blauminze. So können die Gäste ihren (Stauden-)Garten mit dem neu Erlernten nach dem Motto „Ein Garten ist nie fertig“ gestalten.
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