Feudingen. . Mit ihren Plakaten möchten die Feudinger auf ihre derzeitige Situation aufmerksam machen und um Hilfe bitten.
Die Stimmung vieler Feudinger Grundstücksbesitzer ist gedämpft. Und bei den leuchtenden gelben Schildern am Straßenrand handelt es sich weniger um eine fröhliche Buttermilchwerbung, als viel mehr um hohe Summen, die demnächst auf die Bewohner zukommen werden und sie damit in einigen Fällen sogar in den finanziellen Ruin treiben. Denn der Ausbau von insgesamt fünf Straßen hat längst begonnen – und der ist teurer als gedacht. Betroffen sind die Straßen: Am Sasselberg, Am Köpfchen, Auf der Stehde, Auf der Schlecke und Unterm Köpfchen.
Auf der Bürgerversammlung Ende vergangenen Jahres baten die Bewohner der Straßen darum, den Bauauftrag noch nicht zu vergeben – ohne Erfolg. Nun sollen sie am Ende der Bauarbeiten rund 60 Prozent der Kosten übernehmen, so steht es im Kommunalabgabegesetz (KAG). Einen Kostenvoranschlag haben sie bereits bekommen. „Wir fühlen uns hintergangen. Alles was wir wollen, ist eine pragmatische Lösung. Dass wir einen Beitrag leisten, ist völlig okay. Immerhin haben wir selbst ein Auto und nutzen diese Straße. Aber die Summe ist einfach nicht zu bezahlen“, sagt Ute Weber.
Finanzieller Ruin
Sie selbst soll am Ende für zwei Grundstücke aufkommen. „Wir haben das Haus meiner Schwiegermutter geerbt.“ Das wären am Ende rund 41 000 Euro für den Straßenausbau. „Das Haus haben wir jetzt zum Verkauf angeboten.“ Schließlich müsse der Betrag nach Abschluss der Arbeiten innerhalb vier Wochen auf einmal gezahlt werden.
Kommunalabgabegesetz - KAG
Das KAG schreibt Grundstückseigentümern vor, die Kosten der Straßenbaumaßnahmen zu 60 Prozent zu übernehmen.
Der Anteil der Kosten, die auf die Anlieger umgelegt werden, richtet sich nach der Verkehrsbedeutung der Straße (Hauptstraße, Gehweg, Anliegerstraße).
Die Beitragspflicht entsteht mit der technischen Fertigstellung der Maßnahme.
Das stelle viele Grundstücksbesitzer vor eine enorme Herausforderung. „Es gibt viele junge Familien, die vor Kurzem erst hierher gezogen sind und das Haus abbezahlen. Jetzt sollen sie einen neuen Kredit aufnehmen“, sagt Eva Hackler. Auch Senioren, die wenig Rente beziehen, haben es schwer, die geforderte Summe anzusparen.
Der KAG-Beitrag variiert je nach Straße zwischen 11 und 18 Euro pro Quadratmeter. Für die Feudinger Grundstücksbesitzer bedeutet dies in den meisten Fällen eine fünfstellige Summe. „Ich muss für diese Straße ca. 65 000 Euro zahlen. Wann musst du für deine Straße zahlen?“ – Dieser Spruch steht vor einem Haus in der Straße „Unterm Köpfchen“.
Protestaktion
Aufgrund der guten wirtschaftlichen Konjunktur seien die Preise für die Straßensanierung immens gestiegen. Zudem ärgert es die Bewohner, dass sie alleine für den Ausbau der Straße am Sasselberg aufkommen müssen, obwohl sie von schweren Forst- und Langhauswagen befahren werden, die im Auftrag der Stadt arbeiten würden. Mit ihrer Protestaktion möchten die Feudinger auf ihre derzeitige Situation hinweisen und bitten um Hilfe. „Was sollen wir denn noch alles machen? Ich habe schon einen Brief an unseren Ministerpräsidenten geschrieben“, sagt Susanne Linde. Wie teuer der Straßenausbau letztendlich für die einzelnen Besitzer werden wird, zeigt sich erst am Ende.
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