Schwarzenau. . Kurt Buchheim flieht 1938 aufgrund seiner jüdischen Herkunft von Schwarzenau nach Kolumbien. Stolperstein neben denen seiner Familie verlegt.
Kurt Buchheims Schicksal ist ein kleiner Mosaikstein der jüdischen Geschichte im Nazi-Deutschland. Als Sohn von Siegfried und Emma Buchheim wird er am 20. Oktober 1912 in Schwarzenau geboren, spielt als Kind häufig an und in der Eder und geht später in die Volksschule in seinem Heimatdorf. Kurts Vater fällt während des Ersten Weltkriegs für das Deutsche Reich; zu diesem Zeitpunkt ist Kurt gerade mal drei Jahre alt. Später absolviert er eine Ausbildung zum Kaufmann in Berleburg und Laasphe und unterstützt seine Mutter Emma, die im Obergeschoss ihres Wohnhauses – heute Alexander-Mack-Straße 51 – einen Kolonialwarenladen führt.
Als die Nationalsozialisten zum Boykott von jüdischen Geschäften aufrufen, entscheidet sich Kurt, aus seiner Heimat zu fliehen. 1938 verschlägt es ihn schließlich nach Bogota, Kolumbien. Sechs Jahre später stirbt er – mit gerade einmal 31 Jahren.
Das Denkmal
„Dieser kleine Stein gehört zum größten Denkmal der Welt, das in 24 Ländern mit fast 70.000 Exemplaren präsent ist“, so Berleburgs Bürgermeister Bernd Fuhrmann. Am Montag wurde auf Initiative des Bad Berleburger Arbeitskreises für Toleranz und Zivilcourage ein Stolperstein in Gedenken an Kurt Buchheim verlegt. Dieser grenzt nun an die Erinnerungssteine von Emma und Max Buchheim, die bereits vor zwei Jahren vor der Infotafel in der Alexander-Mack-Straße verlegt worden sind.
„Ich bin erleichtert und dankbar, dass es jetzt eine Spur von Kurt in seiner Heimat gibt; und dass er jetzt bei seiner Mutter und seinem Onkel ist“, sagte die Großnichte von Kurt Buchheim, die in Großbritannien lebt. Auch sie war am Montag bei der Stolpersteinverlegung vor Ort – so wie schon vor zwei Jahren.
Die Warnung
„Gedenken ist kein rückwärtsgerichteter Akt; es bedeutet gleichzeitig auch immer die Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft“, so Joachim Cierpka, Pfarrer der Evangelischen Lukas-Kirchengemeinde im Eder- und Elsofftal.
Gerade in Zeiten, in denen die Gesellschaft über die Vorfälle in Chemnitz, Köthen und Co. diskutiert, sollte ein Rückblick in die deutsch-jüdische Geschichte zeigen, wohin der Kurs nie wieder hinführen darf.
„Es ist gut, dass wir stolpern. Nicht, um zu fallen, sondern um achtsam zu sein“, erklärte Bernd Fuhrmann abschließend. Durch die antisemitischen und ausländerfeindlichen Übergriffe in den vergangenen Monaten ist der gesellschaftliche Frieden ins Straucheln geraten. „Eine Entwicklung, die verabscheuungswürdig ist“, so Fuhrmann.
Die Stolpersteine sollen im Alltag daran erinnern, wozu Hass führen kann. Und Kurt Buchheims Gedenkstein trägt dazu jetzt einen wichtigen Teil bei.