Bad Berleburg. . Schweinelendchen und Rosmarinkartoffeln: Tanja Womelsdorf aus Diedenshausen startet als erste Landfrau bei „Wittgenstein is(s)t lecker“.

Es ist (fast) wie im Fernsehen. Landfrauen – genauer gesagt Wittgensteiner Landfrauen begeben sich auf eine kulinarische Tour: „Wittgenstein is(s)t lecker!“ Gestartet wurde in Diedenshausen bei Gastgeberin Tanja Womelsdorf. Reihum geht es dann in dieser Gruppe weiter bei Annette Benner (Alertshausen), Sandra Frettlöh und Sabine Bollhorst (beide Wemlighausen).

„Ich bin jetzt, wo es losgeht, ein kleines bisschen aufgeregt“, bekennt Tanja Womelsdorf, „aber vor allem auch gespannt, denn ich kenne nicht alle Gäste.“ Wie ist es, als erste an der Reihe zu sein? „Dann hat man es hinter sich“, lacht die 39-Jährige. Viel schlimmer sei die Auswahl des Menüs gewesen.

Die Köchin und der Beikoch

Und da ist sie sich mit ihrem Mann Andreas, der ihr als Beikoch zur Hand geht, einig. Beide haben als Schreiner bzw. Pharmazeutisch-Kaufmännische Assistentin beruflich nichts mit Kochen zu tun, sind aber gerne in der Küche tätig. Er kocht oft sonntags und ist ansonsten für Fleischgerichte wie Rinderbraten, Rouladen „mit allem Drum und Dran“ zuständig, sie ist Dessert-Expertin.

Beide kochen gerne mediterran bzw. „multikulti“, aus Kochbüchern, dem Internet und „wir probieren gerne was aus“, experimentieren, „Ich koche nicht, weil ich es muss, sondern weil ich es gerne mache“, nickt der 47-Jährige. Ein weiteres Hobby sind die Bienen, „daher kommt unser Honig auch in jedem Menübaustein vor.“ Das ist den beiden wichtig: eigene Zutaten bzw. aus der Region, Fleisch vom Metzger aus dem Nachbardorf, Zucchini von der Mama aus Birkefehl ... „und es muss saisonal passen.“

Ein Begrüßungs-Getränk darf beim perfekten Landfrauendinner natürlich nicht fehlen.
Ein Begrüßungs-Getränk darf beim perfekten Landfrauendinner natürlich nicht fehlen. © Ute Schlapbach

Die Zutaten

Die Hobbyköche wollen auch nichts servieren, was man nicht nachmachen kann, sondern Zutaten verwenden, die man hier bekommt. In den Wochen zuvor hat das Ehepaar einiges ausprobiert, wieder verworfen, verändert und neu kreiert. Endlich steht das Menü: Ziegenkäse im Speckmantel auf Salat der Saison mit Honigdressing und Frischkäse-Baguette mit Rucola-Butter, Schweinelendchen in Honig-Senf-Sauce mit Rosmarinkartoffeln und Sommergemüse, Gebratene Ananas mit Honigjoghurt und Nüssen.

Eigene Kompositionen fließen ein, zum Beispiel bei der Marinade fürs Fleisch oder auch beim Aperitif. Der passt so richtig gut zu den hochsommerlichen Temperaturen, die am Aktionsabend herrschen: Grapefruitsaft mit Honig, Mineralwasser und mit Rosé aufgefüllt. Er ist angenehm kühl und erfrischend und wird nach der herzlichen Begrüßung auf dem Balkon getrunken, bevor die Gäste im Wohnzimmer Platz nehmen.

Die Dekoration

Auch wenn Esstisch und Dekoration nicht bewertet werden sollen, genau geguckt wird trotzdem. „Das sieht ja gut aus!“ Auch hier passte alles. Als Gastgeschenk erwartet alle ein Glas Honig aus eigener Produktion. Ein gefaltetes Buch wünscht „Guten Appetit“ und kleine, ebenfalls von der Gastgeberin gefertigte Papierdrahtfiguren stellen die Platzkarten dar.

Andreas Womelsdorf bereitet inzwischen das Fleisch vor. „Jetzt brate ich erst die Lendchen an und dann kommen die Ziegenkäsewürfel in die Pfanne.“ Der Ablauf wurde mehrfach getestet. Zwischen den Gängen gibt es kurze Pausen. Schließlich braucht Tanja Womelsdorf, die ja mitisst, Zeit, um die nächsten Teller vorzubereiten.

Gegessen wird, was auf den Tisch kommt

Auf der vorigen Mitgliederversammlung der Bad Berleburger Landfrauen wurde die Aktion „Wittgenstein is(s)t lecker“ vorgestellt und abgefragt, ob grundsätzlich Interesse bestehe. Dem war so, berichtet Bianca Frettlöh, Mitglied des erweiterten Vorstandes und Hauptorganisatorin der Aktion. „Ich schaue Serien wie ‘Land & Lecker’, ‘Lecker aufs Land’ und so weiter gerne im Fernsehen und hatte mir überlegt: Man könnte bei den Landfrauen hier auch mal ‘was in der Art machen.“

Einerseits sei das natürlich ein bisschen klischeehaft, weil Kochen und Backen im Vordergrund stehen, aber andererseits eine tolle Möglichkeit, sich untereinander besser kennenzulernen und auszutauschen. „Wir wollen ja vor allem jüngere Mitglieder und welche, die es werden wollen, ansprechen, neue Wege beschreiten und sind dabei offen für alles.“

Neun Frauen vom Land sagten fest zu und es wurden zwei Gruppen mit fünf beziehungsweise vier Personen gebildet. Weil nicht alle einen landwirtschaftlichen Betrieb oder Tiere vorweisen können, liegt es in der Entscheidung der Gastgeberin, ob und welches Rahmenprogramm sie anbietet – zum Beispiel eine Hofführung, Tiere zeigen oder etwas Kreatives anbieten. „Das kann, muss aber nicht und geht auch nicht in die Bewertung mit ein, genauso wenig wie die Dekoration des Raumes oder des Esstisches“, erklärt Bianca Frettlöh die Regeln.
Pflicht für alle ist dagegen, ein Menü aus drei Bausteinen zu servieren: Vorspeise, Hauptgang und Dessert. Man darf sich auch – wie im Fernsehen – eine Küchenhilfe zur Seite holen, ob Schwester, Schwiegermutter, Freundin, Tochter oder Ehemann.
Was die Menü-Bausteine angeht, darf die Bandbreite groß sein: „Von außergewöhnlich bis altbewährt und oft geprobt, von Hausmannskost bis Molekularküche ist alles möglich.“ Ob Allergien bei den Gästen bestehen – zum Beispiel gegen Nüsse – sollte vorher abgefragt werden, ansonsten wird gegessen, was auf den Tisch kommt.
Jede Woche wird bei einer anderen Teilnehmerin aus der Runde gegessen. Die Gruppen und die Reihenfolge wurden ausgelost.
Zwischen den Sommer- und Herbstferien findet das Ganze im Großraum Bad Berleburg statt.
Im Oktober werden alle Bewertungsbögen vom Vorstand um Jutta Frettlöh ausgezählt und die Siegerin bekanntgegeben. „Sollten zwei Köchinnen punktgleich vorne liegen, dann gibt es kein Stechen, sondern zwei Siegerinnen.“ Was diese erwartet, bleibt bis dahin natürlich ein Geheimnis. Auch die Rezepte der einzelnen Menüs finden Sie erst nach der Preisverleihung in loser Folge in unserer Rubrik „Kochen in Wittgenstein“ auf der Lokalseite 2.

Die kleinen Helferinnen

Die beiden Töchter, Merle (7) und die vierjährige Rieke, wollen natürlich auch helfen. „Teller tragen und nachher die Bewertungsbögen einsammeln“, erzählen sie stolz. Wie im Fernsehen. Sogar eine Kiste „aus einem Schuhkarton!“ haben sie extra dafür vorbereitet. Doch bis dahin dauert es noch. Zwischendurch gibt es Tipps aus erster Hand in Sachen Beilage: „auch ein paar Stängel Rosmarin ins Kochwasser geben.“ Das ist wichtig bei den Kartoffeln, die nur noch gebraten werden müssen.

Das Menü

Einiges konnte und musste ja bereits vorbereitet werden: am Vormittag Kartoffeln kochen sowie das Dessert in Honiggläser füllen und den Esstisch decken, nachmittags Gemüse schnippeln, Salat putzen, Käse einwickeln, Dressing für die Vorspeise rühren,... apropos: Das Rezept dafür hat Tanjas Freundin Karina beigesteuert, weil es „total lecker“ ist und Honig enthält.

„Oh, alle Vorspeisenteller sind leer!“, freut sich Andreas Womelsdorf. Weiter geht’s jetzt mit dem Hauptgang. „Wir müssen aufpassen, die Sauce zum Fleisch darf nicht zu stark angedickt werden“, wissen beide aus Erfahrung. „Probier du mal das Gemüse. Ich find es gut.“

Womelsdorf reicht der Chefköchin eine Gabel mit Zucchini- und Möhrenstiften. Zügig wird alles auf den vorgewärmten Tellern arrangiert. Das Lachen der Gäste schallt bis in die Küche. Die Stimmung ist gut. So, „Hauptgang raus!“ Jetzt kann in der Küche ganz entspannt aufgeräumt werden, denn das Dessert steht ja bereits fast fertig im Kühlschrank.

Die Bewertung

Und danach kommen die Bewertungsbögen zum Einsatz: Bis 10 Punkte dürfen jeweils für Vorspeise, Hauptgericht und Dessert vergeben werden. Während die anderen ausfüllen, geht Tanja Womelsdorf in die Küche. Ihr Resümee nach der Premiere: „Ich fand’s toll! Es hat alles geklappt, ein rundum gelungener Abend. Jetzt kann ich ganz entspannt zu den anderen fahren, dort schlemmen und die netten Gespräche noch ausgiebiger genießen.

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