Erndtebrück. . Zum 1. Oktober 2018 übernimmt Carlos Taipe die Zahnarztpraxis an der Siegener Straße in Erndtebrück. Der Peruaner hat u.a. in Köln gearbeitet.
Für ihn geht ein Traum in Erfüllung. Natürlich ist er auch aufgeregt vor dem großen Schritt in die Selbstständigkeit. „Aber das ist positiver Stress. Wenn man etwas wirklich gerne macht und dahinter steht, wird alles gut.“ Dr. Carlos Taipe übernimmt ab 1. Oktober die Zahnarztpraxis von Dr. Harald Genzel an der Siegener Straße in Erndtebrück.
T
wie teilweise anerkannt.
Der 35-Jährige kommt ursprünglich aus der peruanischen Hauptstadt Lima, in der er auch Zahnmedizin studiert hat. „Ich wollte mich aber weiterbilden und dann entschieden, nach Deutschland zu gehen. Deutschland hat einen sehr guten Ruf im Bereich der Zahnmedizin“, erklärt Taipe. Sein peruanisches Studium wurde in Deutschland nur zum Teil anerkannt, deswegen studierte er nochmal drei Jahre Zahnmedizin an der Universität Köln. Anschließend hat er für drei Jahre als angestellter Zahnarzt in einer Gemeinschaftspraxis in Essen gearbeitet, zuletzt war er für ein Jahr in einer Zahnarztpraxis in Dorsten beschäftigt.
R
wie Ruhrgebiet.
Geringe Aufstiegschancen
Carlos Taipes Familie lebt weiter in der Peru. Vor zwei Jahren war Taipe zusammen mit seiner Freundin seine Familie in Lima besuchen. Andererseits war Taipes Familie auch schon in Deutschland zu Besuch.
Peru sei ein korruptes Land, sagt Taipe, die Aufstiegschancen für junge Leute seien deswegen nur sehr gering. 2008 entschloss er sich deshalb, nach Deutschland auszuwandern.
Auch sein Bruder hat sich in Europa niedergelassen: Er arbeitet als Ingenieur an der französischen Côte d’Azur.
Ob es ihm schwerfällt von der Stadt aufs Land zu wechseln? „Überhaupt nicht. Ich freue mich darauf, hierher zu kommen. Hier auf dem Land ist die Bindung zu den Patienten viel enger als in der Großstadt. Das ist wirklich ein großer Vorteil“, sagt Taipe. Er habe einige Monate nach einer geeigneten Praxis gesucht, in der er sich als selbstständiger Zahnarzt niederlassen wollte. „Nachdem ich mir aber die Praxis hier angeschaut habe, habe ich mich schnell für Erndtebrück entschieden. Es ist sehr idyllisch gelegen, die Praxis ist sehr geräumig – ganz anders als im Ruhrgebiet – und das Fachwerkhaus ist einfach wunderbar.“ In Ballungsgebieten wie dem Ruhrgebiet sei die Konkurrenz außerdem viel größer.
A
wie Altbekannte.
Ein weiterer Vorteil: Dr. Taipe muss nicht von Null anfangen, er übernimmt das gesamte Praxisteam von Dr. Genzel zum 1. Oktober. Die drei Zahnarzthelferinnen sowie der Auszubildende Lars Genzel – Sohn von Dr. Harald Genzel – sind also bekannte Gesichter für die Patienten. „Wir möchten für die Patienten so wenig wie möglich ändern, damit sie sich nicht groß umstellen müssen“, sagt Taipe.
U
wie Umbau.Bis die Zahnarztpraxis am 1. Oktober wieder ihren Betrieb aufnimmt, werden noch ein paar Umbauarbeiten vorgenommen. Der grau-blaue Teppichboden, der im Wartezimmer und im Flur verlegt ist, wird herausgerissen und durch einen helleren PVC-Boden ersetzt. Im August wurde bereits die Außenfassade des Hauses neu angestrichen. „Die Behandlungsräume werden wir nach und nach umgestalten. Das hat aber noch ein bisschen Zeit“, sagt Taipe.
M
wie Markt.
Mit „wir“ meint Carlos Taipe sich und seine Freundin Birte Hinrichs, die er während seiner Studienzeit über eine gemeinsame Freundin in Köln kennengelernt hat. Sie wird zum 1. Oktober ihr Masterstudium in Betriebswirtschaftslehre an der Universität Siegen beginnen. Für beide beginnt also ein neuer Lebensabschnitt in einer für sie fremden Stadt. „Wir werden zunächst erstmal nach Siegen ziehen, können uns aber durchaus auch vorstellen, später in Erndtebrück zu leben“, meint Taipe. Er freut sich schon auf den Weihnachtsmarkt in der Region – und auf das Erndtebrücker Schützenfest, das er nächstes Jahr unbedingt besuchen möchte.