Rinthe. . Beim Übungsszenario verhindert die Löschgruppe Rinthe Schlimmeres. Zum 60-jährigen Bestehen wird für den Notfall geprobt.

Ein Feuerwehreinsatz mit Traktor und Tragkraftspritzenanhänger – was man sich heute kaum mehr vorstellen kann, war vor 36 Jahren in Rinthe noch Realität. Damals war die Löschgruppe immerhin schon 24 Jahre alt. Was viele Ehrenamtliche wohl abgeschreckt oder frustriert hätte, hat die Kameraden der Rinther Feuerwehr trotzdem bei der Stange gehalten – weil ihnen der Einsatz für Leib und Leben und Hab und Gut ihrer Mitmenschen stets eine Herzensangelegenheit war.

Erst 1963 erhielt die Löschgruppe eine Motorspritze

Die Gründung fand am 3.Mai 1958 im Gasthof Vongehr in Rinthe statt.

Da es zunächst keine Motorspritze gab, wurde mit der alten Handdruckspritze der Pflichtfeuerwehr geübt; erst 1963 erhielt die Gruppe eine gebrauchte Motorspritze Fabrikat DKW.

Erst ab 1982 gab es das erste eigene Feuerwehrauto für die Löschgruppe – ein gebrauchtes Fahrzeug, das bis dahin in der Löschgruppe Elsoff seinen Dienst getan hatte. In 1990 wurde es ersetzt – wieder durch ein gebrauchtes Fahrzeug, das diesmal aus Dotzlar kam. Erst 1998 gab es das erste neue Feuerwehrfahrzeug für die Kameraden in Rinthe, vor 20 Jahren. Mit diesem Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser sind die Kameraden heute immer noch im Einsatz.

Der Hintergrund

Am Samstagnachmittag haben die aktiven Kameraden der Wehr der Bevölkerung ihr Können gezeigt. Da war das 20 Jahre alte Tragkraftspritzenfahrzeug-Wasser auch im Einsatz. Dass es bereits zwei Jahrzehnte Dienst tut, sieht man dem Wagen nicht an. Liebevoll pflegen und behandeln die Kameraden ihr so wichtiges Arbeitsgerät.

Die Flammen finden im Sägewerk reichlich Nahrung und drohen auf die angrenzende Produktionshalle überzugreifen.
Die Flammen finden im Sägewerk reichlich Nahrung und drohen auf die angrenzende Produktionshalle überzugreifen. © Matthias Böhl

Anlass der Übung am Sägewerk war der 60. Geburtstag der Rinther Löschgruppe. Im Jahr 1958 hatten der damalige Bürgermeister Ernst Böhl und sein Stellvertreter Emil Homrighausen zur Gründungsversammlung eingeladen. Damals nahmen zwölf Kameraden die Einladung an und etablierten in dem kleinen Dörfchen die Feuerwehr.

Mit der Einsatzübung und einem Kartoffelbraten feierte die Löschgruppe am Samstag ihr 60-jähriges Bestehen. Die Löschgruppe Schameder, die Löschgruppe Weidenhausen, die Löschgruppe Berghausen, die Löschgruppe Raumland, die Löschgruppe Hemschlar, ein Vertreter der Feuerwehrleitung, und natürlich die Bevölkerung – sie alle waren der Einladung ihrer Freunde und Kameraden um Christian Müsse, Holger Dörnbach und Kevin Böhl gefolgt, um zu sehen, was sie sich zum Geburtstag hatten einfallen lassen.

Ein Szenario, wie es jeden Tag vorkommen kann: In einem Sägewerk gerät ein Stapler in der Ausstellungshalle in Brand, drei Mitarbeiter versuchen noch, den Stapler zu löschen – ohne Erfolg. Sie alle werden später im Brandrauch vermisst und die Flammen, die im Sägewerk reichlich Nahrung finden, drohen, auf die Produktionshalle überzugreifen.

Beim Übungsszenario versuchen drei Einsatzkräfte den brennenden Holzstapel zu löschen – jedoch ohne Erfolg. Foto: Matthias Böhl Die Unterstützung

Wenige Minuten nach der Notrufmeldung um 15.45 Uhr sind die Kameraden aus Rinthe als erstes an der Einsatzstelle. Sie rüsten sich binnen kürzester Zeit mit Atemschutz aus, beginnen bereits mit dem ersten Löschangriff. Im Minutentakt treffen nun weitere Kräfte der benachbarten Löschgruppen aus dem Zug 5 ein, dem auch die Kameraden aus Rinthe angehören.

Zusätzlich helfen die Kameraden aus Schameder aus. Die Aufgaben sind für alle klar. Jeder weiß, was zu tun ist. Es werden sowohl im Außen- als auch im Innenangriff weitere Löscharbeiten von unterschiedlichen Stellen aus durchgeführt, Rettungstrupps retten unter schwerem Atemschutz die vermissten Mitarbeiter und später auch einen beim Einsatz verletzten Atemschutzgeräteträger aus den eigenen Reihen.

Die Aufgaben sind klar: Jeder im Team weiß, was zu tun ist.
Die Aufgaben sind klar: Jeder im Team weiß, was zu tun ist. © Matthias Böhl

Andere bauen eine Wasserversorgung einige hundert Meter oberhalb der Einsatzstelle auf, und wieder andere achten mit der Atemschutzsammelstelle darauf, dass niemand zu lange unter Atemschutz im Einsatz arbeit. Die Arbeit unter der Maske und mit der Atemluftflasche auf dem Rücken verlangt dem Körper alles ab und ist sehr anstrengend und kräfteraubend.

Schon nach kurzer Zeit wird den Betrachtern klar, dass die Feuerwehr hier ein Abbrennen des Sägewerkes effektiv verhindert und den Betrieb gerettet hätte. Sie alle haben bewiesen, dass sie es verstehen, im Team zusammen zu arbeiten und auch in Extremsituationen einen kühlen Kopf bewahren. Die Kameraden der Feuerwehr Rinthe müssen sich wahrlich nicht verstecken hinter ihren Leistungen und die Bevölkerung kann stolz sein, eine solche Institution seit 60 Jahren im Dorf zu haben.

Nicht zuletzt auch ein Verdienst von Ehrenlöschgruppenführer Willi Böhl, der die Löschgruppe für rund 17 Jahre in eine gute Zukunft geführt hat.