Erndtebrück. . Die Erndtebrücker Vereine sind enttäuscht: Das Geld aus der Sportpauschale soll komplett in öffentliche Sportstätten fließen.

Kein Geld mehr aus der Sportpauschale für Investitionen der Erndtebrücker Sportvereine? Enttäuschung in den Vorständen jener Vereine, die Gelder beantragt haben – aber auch wenig Begeisterung in der Politik über das Vorhaben der Gemeindeverwaltung, die jährliche Summe von 60 000 Euro vom Land NRW zumindest 2019 und 2020 komplett selbst in öffentliche Sportstätten wie Hallenbad oder Dreifach-Turnhalle zu stecken. So kündigt die Erndtebrücker CDU im Gespräch mit unserer Zeitung bereits an, den Vorschlag der Verwaltung so auf keinen Fall stehenlassen zu wollen. Dafür werbe er auch bei den anderen Fraktionen.

Der Tennisclub

Bereits zum zweiten Mal leer ausgehen würde der Erndtebrücker Tennisclub Gottfried von Cramm: Der Verein hatte bereits für 2018 rund 75 400 Euro für Instandhaltungsarbeiten auf der Clubanlage beantragt, jedoch nicht fristgerecht. Und auch der Antrag 2019 aus demselben Grund droht nun aus anderen Gründen nicht bewilligt zu werden.

Das wäre dann „sehr, sehr bitter“, sagt Tennisclub-Schriftführer Jens Löcherbach – zumal man dieses Jahr in Sachen Antrag doch „alles richtig gemacht“ habe. Bislang habe der Tennisclub noch nie einen Förderantrag gestellt, doch für die geplante umfassende Sanierung etwa des Clubhauses müsse man eben viel Geld in die Hand nehmen. Der Balkon und die Toiletten seien renovierungsbedürftig, eine Wärmedämmung notwendig. „Ein kleiner Betrag wäre ja schon toll“, so Löcherbach. Ansonsten müsse man bei den Bauarbeiten auf dem Clubgelände eben Prioritäten setzen – und vielleicht in den nächsten Jahren erneut Zuschüsse beantragen. „Zum Glück haben wir im Moment einen stetigen Mitglieder-Zuwachs“, erklärt Löcherbach – und damit auch mehr Erlöse aus Mitgliedsbeiträgen. Aktuell zähle der Tennisclub rund 150 Mitglieder.

Schützenverein Leimstruth

„Anträge machen immer Sinn“, sagt auch Christof Saßmannshausen, 2. Vorsitzender des Schieß- und Schützenvereins Leimstruth 1956. „Es wird ja auch irgendwann mal wieder besser.“ Immerhin soll der Verein 5150 Euro für den Neubau eines Luftgewehr-Schießstandes auf dem Schützenplatz an der B 62 bekommen – bei beantragten 67 000 Euro. „Das wird jetzt von der Gemeinde überwiesen“, berichtet er. „Und wir brauchen das Geld auch.“

Schießverein Erndtebrück

Beim Schießverein Erndtebrück 1911, der vorausschauend 100 000 Euro für die Jahre 2019 bis 2023 beantragt hatte, hat der Vorstand das Thema bereits am Mittwoch diskutiert. Mit dem Ergebnis, „dass wir mit dem, was die Verwaltung vorschlägt, nicht einverstanden sein können“, sagt Vereinsvorsitzender Günter Schmidt – „und die Politik hoffentlich anders entscheidet“. Dass die Erndtebrücker Verwaltung das Geld aus der Pauschale nehme, „um Haushaltslöcher zu stopfen, sehen wir nicht ein“, fügt er hinzu.

Und mit fünfmal 20 000 Euro für die nächsten Jahre beantrage man für ein eigenes Projekt nicht mehr als andere Vereine üblicherweise auch. Wenn da nichts komme, so Schmidt, „können wir unser Projekt vergessen“. Schließlich wolle der Schießverein ja „den Bogensport im Rahmen des Schulsports attraktiver machen in unserer Halle“. Und wenn weniger Geld fließe als beantragt, „kommt es auf die Summe an, wie das dann bei uns im Verein finanziell darstellbar ist“.

Das sagen die Fraktionen im Erndtebrücker Gemeinderat:

CDU: Gegenhalten

Dass die Politik in der Sache gegenhalten müsse, findet auch Erndtebrücks CDU-Fraktionschef Heinz-Josef Linten – und ist schon jetzt überzeugt: „So, wie es die Verwaltung vorschlägt, wird’s nicht passieren. Und da wird’s auch eine Mehrheit geben.“ Er habe da schon erste Gespräche mit den anderen Fraktionen geführt. Die Sportpauschale ausschließlich für eigene Bauprojekte nutzen, wenn es auch öffentliche Sportstätten seien – so könne die Verwaltung mit den Vereinen jedenfalls nicht umgehen, findet Linten. Zumal die Summe der Pauschale aus NRW-Landesmitteln mit 60 000 statt wie bisher 40 000 Euro inzwischen ja auch größer geworden sei.

SPD: Kompromiss suchen

SPD-Fraktionschef Tim Saßmannshausen hat in der Sache schon mit Linten gesprochen. Über die Sportpauschale an sich sei ja „nie politisch diskutiert worden, das wird aber jetzt passieren“. Saßmannshausen setzt – ähnlich wie schon im vorigen Jahr – auf eine Kompromiss-Lösung, damit die Vereine wenigstens ein bisschen Geld aus dem begehrten Fördertopf erwarten dürfen. Der Sozialdemokrat kann aber auch die Erndtebrücker Gemeindeverwaltung verstehen, die mit Blick auf die Haushaltssicherung natürlich auch aufs Geld schauen müsse.

FDP: Sportstätten mit Vorrang

Und selbst wenn das Geld nur für Hallenbad und Turnhalle verwendet werde, „um einen gewissen Stand zu halten“, diene man damit neben den Bürgern und den Schulen ja auch den Vereinen – als Nutzer dieser öffentlichen Sportstätten, meint FDP-Fraktionschef Heinz Georg Grebe. Er verweist auf die Richtlinien zur Sportförderung, nach denen sich die Gemeinde „möglichst“ an den Bedürfnissen der Vereine orientieren solle. Auf ein bestimmtes Votum der FDP festlegen möchte sich Grebe allerdings nicht – darüber werde man dann in der Fraktionssitzung am Montag entscheiden.

UWG: Unterhaltungsstau abbauen

Dann wird auch die UWG-Fraktion tagen und die Sportpauschale auf der Tagesordnung haben, versichert UWG-Fraktionschef Heinrich-Wilhelm Wörster. Auch er findet es wichtig, wenn die Gemeinde das Geld in die öffentlichen Sportstätten stecke – schließlich müsse da „permanent investiert werden“. Neue Fenster, Treppenaufgänge und mehr – da habe sich ja „ein wahnsinniger Unterhaltungsstau“ gebildet. Außerdem seien 2019 ja noch 20 000 Euro für die Umgestaltung der Mehrzweckhalle Birkelbach gebunden. Dennoch möchte auch Wörster „den Vereinen auf jeden Fall entgegenkommen“. So weit wie möglich.

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