„De allste Urkunne“ ist von 1418

Dotzlar. . Ein Dorf feiert sich selbst und seine Geschichte. Nach Jahren der Vorbereitung hat sich Dotzlar fein gemacht und auf diesen Tag hingefiebert.

Auch interessant

Dorfrocker: „Hände hoch, wer ein echtes Dorfkind ist“

Von Mark Simon Wolf

Ein Dorf feiert sich selbst und seine Geschichte. Nach Jahren der Vorbereitung hat sich Dotzlar fein gemacht und auf diesen Tag hingefiebert. Mit dem Festkommers in der Kulturhalle Wittgenstein fiel am Freitagabend der Startschuss für eine ganze Reihe von Veranstaltungen an zwei ganz besonderen Festwochenenden. Heute wird es musikalisch mit Bogga und den Dorfrockern. Und am kommenden Samstag präsentiert sich der Jubiläumsort mit allen seinen Facetten beim stehenden Festzug mit über 50 Ständen.

Dotzlar feiert 600 Jahre Ersterwähnung

Viel Musik, Mundart und Humor prägen den Festkommers zur 600 Jahrfeier Dotzlars in der Fest und Kulturhalle. Neben den festreden von Schirmherr Dr. Udo Jung und Historiker Dr. Tobias Kaiser bestimmen "da Wäwer" und "da Fixmann" das Geschehen. Andreas Weigand und Rolf Benfer moderieren die Veranstaltung als Dorforiginale.

1/48

Aber wir wollen heute nicht vorgreifen, sondern ein Stück weit zurückschauen mit zwei Söhnen des Dorfes, die für diesen Festkommers etwas besonderes vorbereitet haben. Da ist der Jubiläumsschirmherr Dr. Udo Jung, der heute im Rhein-Main-Gebiet lebt. Er greift tief in seine Kindheits- und Jugenderinnerungen, denn er hält seine Festrede in Mundart und da ist Dr. Tobias Kaiser, der inzwischen in Berlin lebende Historiker, der eine Zeitreise vorbereitet hat.

Schirmherr Dr. Udo Jung. Foto: Hans Peter Kehrle „600 Jahre Ersterwähnung – ja woss heest dos da jetzt uff Platt? „Erstwähnung“ – Dos ess sozzesah da allste Urkunne, uff dä wos von Dutzelar stett – aus dem Juur 1418 (fazzehonnert-ochzze).

Awwer ganz richtich ess doss öh nett – Eintllich ess doss de allste Urkunne, dä se bis heirre gefunne honn, wo woss voh Dutzelar drennestett.

Es kinn jo sei, darress noch enn vehl allerre Urkunne gett, uff dä wos voh Dutzlela druff stett – nür es hott bis heirre noch kenna denn Zerrel gefunne. Jetzt nemme ma muhl oh, wenn da Dukkta Tobias – der schwatzt nuh meer – awwer schee uff Huhgdeitsch – wenn jetzt da Tobias eh Balleburg – nochemul richtig sücht - emm Kalla beim Ferscht urrer so – unn da uff ehmuhl noch enn allere Zerrel fennt, uff dem was voh Dutzelar druffstett....“

Dr. Udo Jung, Schirmherr, macht sich Gedanken über das tatsächliche Alter seines Heimatdorfes, das ja doch viel älter sein könnte.

Festkommers 600 Jahre Dotzlar

weitere Videos

Bestätigt wird er dabei von dem von ihm angesprochenen anderen Akademiker. Dr. Tobias Kaiser nimmt die Festgäste mit auf einen Ritt durch 600 Jahre Dorfgeschichte. Mit dabei sind Anna und Hans. Ein erfundenes Dotzlarer Ehepaar, das eine Zeitreise macht und stellvertretend das Leben der Dorfbevölkerung beschreibt. Und Tobias Kaiser macht auch gleich klar, wo die Probleme für eine solche Rückschau liegen. Es gibt kaum Quellen, die den heute lebenden Menschen einen fundierten Eindruck von diesen ganz frühen Dotzlarer Zeiten geben. Im Grunde steht da eben am Anfang doch nur der „Zerrel“, wie es Udo Jung beschreibt.

Historiker Dr. Tobias Kaiser. Foto: Hans Peter Kehrle „Was wir haben und weshalb wir heute feiern, ist eine Urkunde mit der ältestes bis heute bekannten Erwähnung des Ortes. Ein Rechtsdokument mit Zeugenunterschriften und Siegel, das das Datum 13. Februar 1418 trägt. [...] das steht eben gerade in dieser Urkunde – für ein paar Jahre war das Dorf verpfändetet an Hatzfeld, die aufstrebenden Nachbarn, die gerade versuchen zu expandieren [...] Die Urkunde ist keine Gründungsurkunde, die es für Dörfer auch in der Regel nicht gibt. Anna und Hans könnten uns bestätigen, dass das Dorf schon existierte. Und zwar wohl schon Jahrhunderte. Was wir heute ziemlich sicher wissen ist, dass 1418 wahrlich keine Zeit für Dorfgründungen war. 1418 fällt in die Zeit der so genannten „spätmittelalterlichen Agrarkrise“, wird auch „Zeit der Wüstungen“ – also der verlassenden Dörfer – bezeichnet.“

Dr. Tobias Kaiser weiß eines mit Sicherheit, was er nur ohne Datum oder Inschrift nicht genau belegen kann: Dotzlar ist älter als 600 Jahre, weil die örtliche Kapelle älter ist.