Korbach/Erndtebrück. Ein Birkelbacher (45) hat über zehn Jahren lang Banken und Geschäfte in drei Bundesländern ausgeraubt. Nach außen gab er den Familienvater.
Bei der Pressekonferenz im hessischen Korbach legt die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main in diesen Minuten Beweismittel gegen den mutmaßlichen Serienbankräuber aus dem Erndtebrücker Ortsteil Birkelbach vor.
Dem im März in seinem Wohnort Birkelbach festgenommenen 45-Jährigen Familienvater werden insgesamt 20 Taten zur Last gelegt. Darunter sind Raubüberfälle auf Geschäfte ebenso wie auf Banken. Es geht um vollendete Taten wie auch um Tatversuche.
Bankräuber aus Birkelbach benutzte Dekorationswaffen und Bombenattrappen
Der Anklagevorwurf lautet deshalb: „schwere räuberische Erpressung“ und „erpresserischer Menschenraub“.
Die Waffen, die der in Untersuchungshaft sitzende Tatverdächtige verwendet hatte, waren nach Polizeiangaben keine scharfen Waffen. Es handelte sich um täuschend echt aussehende Dekorationswaffen. In einem Fall benutzte der Mann eine Softair-Waffe; in einem weiteren Fall am 24. Mai 2016 in der Sparkasse Weitefeld nutzte er eine mit Klebeband umwickelte Bombenattrappe.
Räuber erbeutete über 400.000 Euro
Von den rund 100 Tatopfern erlitten einige posttraumatische Belastungsstörungen und mussten sich in Behandlung begeben. Drei der Opfer sind nach der Tat nicht mehr in der Lage ihre Arbeit bei Sparkassen wieder aufzunehmen. Ein weiteres Opfer war ein Jahr lang krankgeschrieben und verlor dadurch seine Arbeit.
Zwischen Oktober 2002 und Januar 2018 soll der Mann insgesamt 20 Banken, Sparkassen oder sonstige Geschäftsfilialen in Hessen, Rheinland-Pfalz und NRW überfallen haben. Dabei erbeutete er nach Angaben der Ermittler Bargeld in Höhe von 402 277 Euro.
Überfälle wurden akribisch vorbereitet
Auf diese Überfälle soll sich der 45-Jährige demnach akribisch vorbereitet haben. Gezielt suchte er sich Filialen im ländlichen Raum aus. Wichtiges Kriterium: Die Entfernung zur nächsten Polizeidienststelle sollte mindestens zehn Kilometer betragen.
Offenbar sei der Tatverdächtige in den vergangen fast 16 Jahren nie einer legalen Tätigkeit nachgegangen. Sein Jurastudium hatte er nach 12 Semestern ohne Abschluss beendet. Er gab anschließend vor, in der Rechtsabteilung eines namhaften Automobilkonzerns zu arbeiten. Generalstaatsanwalt Alexander Badle sagt: "Wir haben es mit einem Mann zu tun, der keine Bankraube verübt hat, um in Saus und Braus zu leben."
Der Bankräuber habe eine bürgerliche Existenz als Legende aufgebaut und immer dann eine Bank überfallen, wenn ihm das Geld ausging. Er habe mit 2000 Euro im Monat gerechnet. "Das macht ihn auch zu einer tragischen Figur", so Badle, auch wenn man nicht verkennen dürfe, dass bei der Tat auch Menschen zu schaden gekommen sind.
Chronologie: Diese Überfälle soll der Mann aus Birkelbach verübt haben:
2002
- Freitag, 18. Oktober,Geschäft in Gießen
2003
- Donnerstag, 16. Januar, Geschäft in Altenkirchen-Kirchen
- Donnerstag, 16. Januar, Sparkasse in Altenkirchen-Kirchen
2004
- Freitag, 14. Mai, Sparkasse in Battenberg
2005
- Mittwoch, 3. August, Sparkasse in Altenkirchen-Gebhardshain
2006
- Freitag, 24. November, Sparkasse in Frickhofen
- Freitag, 24. November Sparkasse in Altenkirchen-Kirchen
2008
- Donnerstag, 24. April 2008, Sparkasse in Lüdenscheid-Herscheid
- Freitag, 18. Juli 2008, Sparkasse in Battenberg
2010
- Donnerstag, 20. Mai, Sparkasse in Beselich-Obertiefenbach
2011
- Donnerstag, 14. Juli, Sparkasse in Battenberg
- Donnerstag, den 8. September, Sparkasse in Lahnau-Waldgirmes
2012
- Donnerstag, 21. Juni, Sparkasse in Bischoffen- Niederweidbach
2013
- Mittwoch, 3. Juli, Sparkasse in Solms-Oberbiel
- Donnerstag, 12. Dezember, Sparkasse in Waldbrunn-Lahr
2014
- Mittwoch, 30. Juli, Sparkasse in Amöneburg-Mardorf
2015
- Donnerstag, 12. März, Sparkasse in Neuental-Zimmersrode
- Dienstag, 24. Mai, Sparkasse in Weitefeld
2016
- Dienstag, 24. Mai, Sparkasse in Wiehl-Drabenderhöhe
- Dienstag, 2. Januar, Waldecker Bank in Diemelsee-Adorf