Bad Laasphe. . Händlerin Tatjana Vomhof zur anstehenden Sanierung der B 62 durch Bad Laasphe: 32 Wochen Bauzeit sind vermeidbar – denn es gibt Alternativen.
Schon vergangenes Jahr hatte die Sanierung der Bundesstraße 62 durch Niederlaasphe unter Vollsperrung Bad Laaspher Händler und Unternehmen auf die Barrikaden gebracht. Demnächst soll es mit den Bauarbeiten durch Bad Laasphe weitergehen. Und das gefällt Tatjana Vomhof, Inhaberin der Boutique „Frieda & ich“ direkt an der B 62, gar nicht. Jedenfalls nicht in der geplanten Form. Eines ihrer Stichworte im Interview mit unserer Zeitung: Kunden-Verlust.
Zum Herbst sollen nach jetzigem Informationsstand die Bauarbeiten auf der B 62 mitten durch Bad Laasphe beginnen – geschätzte Bauzeit: etwas fünf bis sechs Monate. Was halten Sie davon? Ginge es nicht auch kürzer, was meinen Sie?
Nach Informationen der Laaspher Händler sind für die Bauarbeiten sogar 32 Wochen veranschlagt – also etwa acht Monate. Wir favorisieren da eine andere Variante: Würde man die Fahrbahn nur an der Oberfläche sanieren und im Untergrund ein Gitternetz, also etwa Geo-Textilien zur Verstärkung einziehen, würde es nur fünf Tage dauern.
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2006/2007 wurde die Fahrbahn der B 62 in Bad Laasphe schon einmal saniert – Motto damals: Das hält jetzt 30 Jahre. Aber kurz danach tauchten auch schon verschiedene Risse auf, etwa durch Frost. Repariert wurde nicht, und die Schäden wurden mit der Zeit immer größer. Was jahrelang niemanden interessierte. Und jetzt heißt es plötzlich: Die Straße bricht zusammen, weil eine nicht tragende Lehmschicht unter der Straße ist.
Für den anstehenden Bauabschnitt zwischen den beiden Kreiseln Friedrichstraße/Stockwiese und Puderbach hat es unseres Wissens übrigens nur eine Probebohrung zwischen Aral-Tankstelle und Kreisel Friedrichstraße gegeben, um den Untergrund der Fahrbahn zu erkunden.
Im vergangenen Jahr ist die B 62 in einem ersten Bauabschnitt durch Niederlaasphe erneuert worden. Wie haben Sie das damals erlebt, zumal 2017 schon Händlerinnen und Händler mit Blick auf die Vollsperrung kritisch darauf reagiert haben?
Der Einzelhandel droht kaputtzugehen, wenn die B 62 wie 2017 bei den Bauarbeiten in Niederlaasphe komplett von Hessen abgeschnitten wird und wir hier beispielsweise Kunden von dort verlieren. Damals ging das ja noch, dauerten die Bauarbeiten nur fünf Wochen. Jetzt sollen sie mehr als sechsmal so lang sein. Wir wollen aber nicht, dass Bad Laasphe irgendwann eine Geisterstadt wird – und im Grunde nur Wallau, Breidenbach, Biedenkopf oder Dillenburg gestärkt werden. Schließlich hat Bad Laasphe ja in Einzelhandel und Gastronomie viel zu bieten – es ist ja alles hier, was so zu einem mittelgroßen Stadt gehört.
Ist es tatsächlich so, dass so eine Baustelle mächtig für Umsatz-Einbußen bei solch unmittelbar betroffenen Händlern sorgen kann? Haben Sie das nicht gerade auch bei den Bauarbeiten Feldstraße schmerzvoll erfahren müssen?
Hier nebenan in der Feldstraße haben die Bauarbeiten für Wasser und Fernwärme bekanntlich fast vier Monate statt vier Wochen gedauert. Einen Morgen bin ich gar nicht mehr in meinen Laden hineingekommen. Ich habe dann verschiedene Aktionen mit den Kunden gemacht, damit ich die Saison-Ware auch ‘rausbekomme – das hätte sonst nicht geklappt.
Einfache Frage, vermutlich schwierige Antwort: Gibt es ein Patentrezept gegen solche Umsatz-Einbrüche?
Also, dazu nur soviel: Man kann doch bei Straßenplanungen vernünftig mit den Betroffenen kommunizieren, so dass ein Notstand erst gar nicht entsteht. Ab Herbst werde ich übrigens parallel einen Online-Handel starten, auch wegen der geplanten Baustelle. Über die Internet-Plattform werden Kunden dann neben der Damen-Mode aus meinem Angebot hier im Laden auch Herren-Mode bestellen können. Ist doch klar: Wenn die Erreichbarkeit eingeschränkt wird, wird auch die Kaufkraft geringer.
Erklären Sie doch bitte unseren Lesern: Inwieweit sind die Bad Laaspher Händler mit Blick auf die B 62 als Baustelle eigentlich miteinander vernetzt? Mit welchen Zielen?
Händler und Gastronomen im Verein „Pro Bad Laasphe“ haben dem Landesbetrieb Straßen NRW verschiedene Vorschläge zum Ausbau der Bundesstraße 62 durch Bad Laasphe gemacht – unter anderem die, erst einmal für die nächsten fünf bis zehn Jahre eine komplette Verkehrsplanung zu machen – inklusive Stadtbild-Erneuerung samt neuen Radwegen und zusätzlichen Parkplätzen. Da müsste dann natürlich auch die Stadt Bad Laasphe mit ins Boot. Wir müssen eine vernünftige Lösung finden, die tragbar ist für alle Beteiligten.
2017 hatte sich die Industrie- und Handelskammer Siegen in die Diskussion zur Baustellen-Planung auf der B 62 eingeschaltet. Wie hilfreich kann die IHK in solchen Fällen aus Ihrer Sicht wirklich sein? Oder lassen sich die Baustellen-Planungen des zuständigen Landesbetriebs Straßen NRW im Grunde gar nicht verhindern?
IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer ist da für uns ständig erreichbar und im Thema präsent. Mit ihm stehen wir aktiv in Kontakt zum Landesbetrieb, aber auch zum Bürgermeister der Stadt Bad Laasphe. Es unterstützt uns natürlich, wenn die IHK in unserem Sinne konstruktiv vermittelt – etwa bei der Verkehrsplanung nicht zuletzt für die Radfahrer, bei denen E-Bikes erkennbar im Trend liegen. Oder auch im Tourismus, wenn es um das Haus des Gastes oder den Kurpark geht.
Sie betreiben an der Bahnhofstraße eine Boutique. Was sagt Ihre Kundschaft eigentlich zu der B-62-Diskussion? Können Sie deren Ansichten nachvollziehen?
Die Kunden sagen, das mit der B 62 sei eine Katastrophe. Oft höre ich, das auch Nebenstraßen in der Kernstadt wie neulich die Feldstraße spontan gesperrt sind. Es gibt da vorab einfach keine Informationen. Und die Belastung gerade der Nebenstraßen wird sicher nicht geringer, wenn die B 62 demnächst gesperrt wird. Da fährt Du als Autofahrer Slalom.
Wir müssen fürchten, dass die Kundschaft abwandert – und eine erneute Kunden-Bindung nur schwer zu leisten ist. Außerdem sind in Bad Laasphe Arbeitsplätze in Handel und Gastronomie gefährdet –- das wird auch nicht berücksichtigt.
Fehlt ja jetzt bautechnisch eigentlich noch das Teilstück der B 62 zwischen dem Kreisel Stockwiese und dem Ortsausgang Bad Laasphe Richtung Erndtebrück, also direkt an Ihrer Ladentür vorbei. Was dann?
Dieses Teilstück steht beim Landesbetrieb Straßen NRW zwar noch nicht offiziell auf der Agenda, wird aber logischerweise in der nächsten Zeit kommen. Wenn nicht 2019, dann vielleicht 2020.