Bad Laasphe/Wittgenstein. . Individual-Urlaub am Laasphebach. Zum Platz im „Laasphetal“ kommen seit Jahren viele Stammgäste. Familie Düsberg betreibt die Anlage mit Herzblut.

Individuell soll es sein. Und flexibel. Diesem Urlaubstrend folgen seit vielen Jahren ununterbrochen Millionen von Campern und Besitzer von Wohnmobilen. Dieser Mode zu folgen dürfte im Wittgensteiner Land nicht so einfach sein. Es gibt nämlich nur einen einzigen Campingplatz, und zwar die Anlage „Laasphetal“ von Altbürgermeister Otto Düsberg in der Bad Laaspher Wasserstraße.

Fast 50 Jahre ist es her, dass der heute 82-jährige Düsberg vom damaligen Badearzt und Verfechter der Kneipp’schen Kuren, Dr. Theo de la Camp, animiert wurde: „Willst du auf deiner großen Wiese nicht einen Campingplatz anlegen? Das hätte Zukunft in unserem Kneipp- und Kurwesen.“ Düsberg erinnert sich, wie er gegrübelt hat: „Camping mitten in der Wohnbebauung? Im Kurbereich? Aber tatsächlich, und zu unserem Erstaunen kam die Genehmigung!“ Und so entstand mit 30 Stellplätzen „die kleinste denkbare Einheit eines Campingplatzes am Laasphebach. Da war der Name Laasphetal vorprogrammiert,“ erzählt Düsberg.

Zum Campen muss man geboren sein

Für ihn und seine Frau Edeltraut ist die Anlage zeitlebens „ein großes Hobby“ geblieben; denn davon leben und eine Familie ernähren – dafür reicht das nicht aus. Gleichwohl hat Düsberg investiert und für jeden Stellplatz eine eigene „Nasszelle“ inklusive Dusche, WC und Waschbecken gebaut. Es gibt auch eine Waschmaschine auf dem Platz. Das schätzen die Gäste, von denen die Hälfte so genannte Dauer-Camper sind. Davon kommen einige aus Holland, aber auch aus dem Sauerland oder dem nahen Hilchenbach. „Es ist die Ruhe, wegen der unsere Gäste kommen. Gleichzeitig finden sie es klasse, dass in unmittelbarer Nähe die Altstadt mit Cafés und Kneipen liegt, und auch Einkaufen ist kein Problem“, weiß Otto Düsberg.

Allerdings müsse man zum Campen geboren sein, muss Leben auf engem Raum mögen, sollte die Natur lieben. So wie die Single-Frau aus Flensburg, die ihren Wohnwagen abstellte, um „mal eben“ den Lahnwanderweg bis Lahnstein zu absolvieren. Eine Gruppe Radler kam mit Zelten und absolvierte die selbe Strecke wie die Flensburgerin. Und dann war da vor rund 20 Jahren noch die ehrgeizige Truppe, die aus der englischen Partnerstadt Tamworth bis nach Laasphe wanderte. Es war eine Benefiztour, durch die eine Musikhalle in Tamworth finanziert werden sollte. „Die haben überall und natürlich auch bei uns kostenlos campiert; die Musikhalle wurde gebaut,“ lacht der Alt-Bürgermeister.

Kein Kabel – dafür WLAN

Er ist mit seiner Anlage natürlich den Erfordernissen der Zeit gefolgt, war weitsichtig, als er das Angebot der Post ablehnte, für 20 000 Mark alle 30 Stellplätze mit Kabel-Fernsehen zu versorgen; denn „wenige Jahre später hatte jeder Gast bei uns eine Schüssel am Wohnwagendach. Dennoch geht es heute nicht ohne einen Sender, der von Düsbergs Wohnhaus ein WLAN-Signal über den ganzen Platz ausstrahlt, auf dem ganz früher einmal Schafe weideten. „Ohne Digitalisierung geht es nicht“, betont der Betreiber, „denn viele bringen E-Books mit, wollen mit ihren Smartphones ins Internet.“

Das wiederum nutzen die Düsbergs auch mit einer eigenen Homepage; denn die dicken Camping-Kataloge von früher sind längst eingestampft. Gäste kommen natürlich auch über die TKS, bei der spontan Motorradfahrer, Biker oder die Teilnehmer der Pilzseminare nach Camping-Möglichkeiten nachfragen.

Eine weitere Gruppe zählt Otto Düsberg zu seinen Stammgästen. Sie kommen alle zwei Monate für drei bis vier Tage. Bei denen kassiert der Hausherr übrigens „immer im Voraus“, wie er schelmisch anmerkt. „Das sind die Gleitschirmflieger vom Entenberg....“

>> Mit dem Wohnmobil sind die meisten nur auf der Durchreise

Das Thema Camping genießt für Andreas Bernshausen, Geschäftsführer der BLB-Tourismus GmbH in Bad Berleburg, „nicht erste Priorität“. Das Institut für Freizeit- und Tourismusberatung (ift Köln) setze zunächst andere Akzente für Bad Berleburg. „Camping ist zwar schön, weil dadurch Familien angezogen werden, aber ohne einen See in Wittgenstein habe ich da ein Problem“, erklärt Bernshausen. Er weiß auch, dass die so genannten „Best Ager“, das sind in der Regel betuchte Menschen über 50 Jahre, mit dem Wohnmobil reisen und dass Camper einen Vier-Sterne-Platz gern annehmen, doch „darüber werden wir erst nachdenken, wenn wir unsere Hausaufgaben gemacht haben.“ Dann, schwärmt der Touristiker, „könnten wir über einen innovativen Waldplatz nachdenken, den andere nicht haben.“

Anfragen bei einigen Anbietern von Stellplätzen für Wohnmobile ergeben ein unterschiedliches Bild. Michael Müller, Inhaber des Hotel-Restaurant „Erholung“ auf dem Laibach, bietet unmittelbar an seinem Haus ausreichend Platz für Mobile, der gut frequentiert sei: „Seit vielen Jahren werden wir vom ADAC-Stellplatzführer und anderen Reisemobilführern empfohlen. Das zahlt sich aus.“ An manchen Wochenenden seien bis zu sieben Plätze belegt, sagt Müller, der „viele Stammgäste, auch aus Holland“ erwähnt. Die würden oftmals seine Empfehlungen annehmen und Rad- und Wanderwege inspizieren oder das Schloss in Bad Berleburg besichtigen. Positiver Nebeneffekt für den „Laibächer“: „99,9 Prozent der Wohnmobilisten nehmen unsere Küche in Anspruch.“

Zu weit ab vom Schuss

Vielleicht liegen Hesselbach und die Wittgensteiner Schweiz zu weit „ab vom Schuss“. Wie Beate Feige vom „Hof Teiche“ und Hannelore Marburger vom Café Marburger berichten, kommen Gäste mit einem Wohnmobil „ein bis zwei Mal im halben Jahr und bleiben nur eine Nacht. Die sind auf Durchreise.“

Solche Gäste kennt auch Friedhelm Weiß vom „Landhaus am Rothaarsteig“ in Zinse. Auch seine Stellplätze werden in Reiseführern angepriesen, was ihm jährlich über 20 Fahrzeuge auf den Hof bringt. „Es sind vornehmlich Holländer, die am nächsten Tag weiterfahren“, erzählt der 78-Jährige. Manche würden auch ein Angebot nutzen: „Die mieten bei uns häufig Dusche und Toilette.“