Schüllar-Wemlighausen. Erst Flüchtlinge, dann Hospiz: Das Gemeindehaus in Schüllar-Wemlighausen wird Bestandteil des Porjektes „Überlebenskirche-Lebensort“.

Das Gemeindehaus nahe der Kirche in Schüllar-Wemlighausen soll nun doch nicht verkaufen. Es wird wichtiger Bestandteil des Projektes „Überlebenskirche-Lebensort“ und könnte unter Umständen zu einem stationären Hospiz mit acht Plätzen ausgebaut werden. Vorerst wird das Gebäude aber ein erstes Zuhause in Deutschland für eine Flüchtlingsfamilie mit Bleiberecht. Diese Informationen gab Pfarrerin Claudia Latzel-Binder am Samstag knapp 20 Christen im Vorfeld des abendlichen Gottesdienstes.

Gemeindehaus wird im Besitz der Kirche bleiben

Das Presbyterium der Ev. Kirchengemeinde hatte zunächst geplant, das Gemeindehaus über ein Bad Berleburger Maklerbüro zu verkaufen. Interessenten haben sich jedoch nicht gemeldet. Der Auftrag ist erloschen.

Nun favorisieren die Verantwortlichen eventuell einen Teilabriss und Neubau des Gebäudes. Dort könnten dann acht Plätze – die kleinst mögliche Variante – eines stationären Hospiz entstehen.

„Wir haben als Presbyterium den Auftrag der Gemeinde angenommen und die Idee des Hoffnungsortes Odebornskirche weiter verfolgt“, berichtete Latzel-Binder. So wurden mit dem Wunschträger der geplanten Einrichtung, dem Diakonischen Werk, bereits Gespräche geführt mit dem Ergebnis, dass von dort aus zunächst der Bedarf für ein stationäres Hospiz geprüft wird. Eigentlich die Anzahl der bisherigen Plätze im Kreisgebiet ausreichend, doch auf Wunsch der Wemlighäuser wird der Einzugsbereich auf den Hochsauerlandkreis und das nahe Hessenland erweitert.

Zwei Millionen Euro investieren

Vorsichtige Schätzungen eines Architekten gehen von einer notwendigen Investition in Höhe von zwei Millionen Euro für den Um- und Aufbau des Gemeindehauses in ein Hospiz aus. „Die hohe Summe ist manchmal leichter zu generieren als zehntausend Euro“, sagte die Pfarrerin. „Ja, die Zahlen müssen stimmen; aber nicht nur bei den Finanzen, sondern bei den Menschen. Sie müssen hierher kommen -- in eine Kirche mit dem besonderen Profil des Lebensortes für den gesamten Kirchenkreis.

Die Anzahl der Interessierten hält sich in Schüllar-Wemlighausen in Grenzen. Bei der Informationsveranstaltung kommen knapp 20 Menschen in die Odebornkirche.
Die Anzahl der Interessierten hält sich in Schüllar-Wemlighausen in Grenzen. Bei der Informationsveranstaltung kommen knapp 20 Menschen in die Odebornkirche. © Christoph Vetter

Zu einem Ort, der anders ist und Trauerarbeit anders gestaltet als in den vielen Kapellen ringsum.“ Doch solle es nicht nur Tod und Sterben als Thema geben, vielmehr stehe die Verkündigung der Auferstehung Christi im Mittelpunkt.

Die Pfarrerin hatt eingangs aus einem 12 Jahre alten Gemeindebrief zum 100-Jährigen der Odebornskirche zitiert. „100 Jahre und noch nicht verkauft?“ habe recht ketzerisch jemand gefragt, als noch niemand an eben diese Möglichkeit der Entwicklung gedacht habe, reif Latzel-Binder in Erinnerung.

Bestattungskultur ändert sich

Und in der Einrichtung eines stationären Hospizes sehe das Presbyterium heute die Chance, zumal es einen rasanten Wechsel in der Bestattungskultur und Trauerarbeit gebe. Dafür allein solle die Odebornskirche kein Ort sein, sondern „hier sollen auch Hochzeiten oder der Weltgebetstag stattfinden können“, betonte die Pfarrerin.

Sie bat ihre Zuhörer darum, den neuen künftigen Mitbewohnern im Gemeindehaus das Leben in Schüllar-Wemlighausen leicht zu machen. „Zeigen wir, dass sie hier nicht nur ein Haus haben, sondern ein ganzes Dorf.“ Das hat auch Ortsvorsteherin Doris Frank vor, die verriet: „Es kommt eine Familie mit ganz vielen Kindern.“