Großenbach. Die Förderung von Lebensqualität und Zukunftssicherung in den Ortsteilen – darum ging es beim Werkstattgespräch neulich in der Volkshalle Feudingen zum IKEK-Prozess in Bad Laasphe. Großenbach war nicht dabei. Aber das habe auch einen guten Grund gehabt, erklärt Großenbachs Ortsvorsteher Markus Dreisbach, denn: Womöglich habe das Dorf überhaupt keine Zukunft.
Die Förderung von Lebensqualität und Zukunftssicherung in den Ortsteilen – darum ging es beim Werkstattgespräch neulich in der Volkshalle Feudingen zum IKEK-Prozess in Bad Laasphe. Großenbach war nicht dabei. Aber das habe auch einen guten Grund gehabt, erklärt Großenbachs Ortsvorsteher Markus Dreisbach, denn: Womöglich habe das Dorf überhaupt keine Zukunft.
Es fehle in seinem Heimatort mit 36 Einwohnern schlicht Bauland, bringt es Dreisbach auf den Punkt. Selbst Anbauten an bestehende Wohngebäude alteingesessener Hausbesitzer seien nahezu unmöglich, bedauert er – und spricht dabei aus eigener Erfahrung. Das Problem liege also im Grunde viel tiefer, so Dreisbach. Nämlich im Baugesetz, das Neubauten in sogenannten Streu- oder Splitter-Siedlungen grundsätzlich verbietet.
Tendenz beim Alter im Ort: 60 plus
So könne Großenbach aber langfristig nicht überleben, fürchtet Dreisbach. Drei komplette Familien seien in den letzten Jahren weggezogen, weil sie einfach nicht hätten bauen können. Und neue junge Bewohner könne man bei solchen Bedingungen auch nicht anlocken. „Es ist meiner Meinung nach politisch gewollt, dass die Dörfer ausbluten sollen“, drückt es Dreisbach drastisch aus. Aber auch von der neuen CDU/FDP-Regierung in Düsseldorf verspricht sich der 29-Jährige da nicht viel – selbst wenn die nun für die Entwicklung kleinerer Ortschaften unter 2000 Einwohner im gesamten Land NRW mehr tun wolle.
„Fünf bis sieben Bauplätze, so dass wir einen klassischen Dorfkern haben“ – das fordert Dreisbach ganz konkret. Ohne Chance auf Neubauten keine Zukunft – das gelte sicherlich auch für so kleine Dörfer wie Amtshausen, Steinbach, Bernshausen oder Holzhausen.
Tendenz unterdessen beim Alter der Großenbacher: „60 plus“, sagt Markus Dreisbach. „Ich bin mit 29 der Drittjüngste. Mein Bruder ist 41.“ Und dann gebe es noch ein jüngeres Ehepaar bei Mitte 30 im Ort. Kurzum: „Die Altersstruktur ist nicht rosig.“ Wie solle man also in so einem Dorf IKEK-Projekte wie einen Tante-Emma-Laden oder ein Arzt-Mobil angehen, wenn keine jungen Leute zupacken?
Bürgermeister: ein Spezialfall
Die Stadt Bad Laasphe nimmt Dreisbach in Sachen weitere Dorf-Entwicklung übrigens ausdrücklich in Schutz. Im Rathaus könne man sich eben nicht über Vorschriften hinwegsetzen, habe womöglich auch vieles Andere im Kopf als nur das kleine Großenbach.
Und die Politik? Von der habe er leider „auch nicht viel Hilfe gesehen“, bedauert Dreisbach. Oft seien es einfach nur „Durchhalte-Parolen“, wie er sie neulich zum Beispiel von der heimischen CDU-Landtagsabgeordneten Anke Fuchs-Dreisbach gehört habe. Kürzlich erst war es FDP-Fraktionschef Klaus Preis, der Großenbach im Bad Laaspher Bau-, Denkmal- und Umweltausschuss ansprach – im Vergleich zu Volkholz, wo erfolgreich ein Hofcafé geplant werde. Und warum sei im Nachbardorf ein einfaches Wohnhaus nicht möglich? In seiner Antwort hatte Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann von einem „Spezialfall“ in Großenbach geredet, da „sind wir dran“ als Stadtverwaltung. Damit sich auch in Großenbach mal etwas bewegt.
Und das funktioniere, sagt Manuela Manske, im Bad Laaspher Rathaus Leiterin der Bauverwaltung. So seien Anbauten im Außenbereich, in dem Großenbach als Streu-Siedlung liegt, „durchaus möglich“ – wenn auch vielleicht mit Auflagen. „Das ist uns vom Kreis als Genehmigungsbehörde nochmals ausdrücklich bestätigt worden“. Komplette Neubauten dagegen seien in der Regel unzulässig – es sei denn, es gehe um Gebäude für die Landwirtschaft.