Bad Laasphe. . Mit Aron Präger beginnt die Familiengeschichte der Prägers in Laasphe. Aron Präger wurde 1775 geboren und zog von Friedberg nach Laasphe. Die ersten Juden hatten sich bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Lahnstadt angesiedelt. Im Stadtplan von 1824 wird dem Haus Nr. 40 „Im hohlen Weg“ (nach Erndtebrück), das entspricht heute dem Haus Schlossstraße 20, der Name Aron Bräger (Präger) zugeordnet.

Mit Aron Präger beginnt die Familiengeschichte der Prägers in Laasphe. Aron Präger wurde 1775 geboren und zog von Friedberg nach Laasphe. Die ersten Juden hatten sich bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Lahnstadt angesiedelt. Im Stadtplan von 1824 wird dem Haus Nr. 40 „Im hohlen Weg“ (nach Erndtebrück), das entspricht heute dem Haus Schlossstraße 20, der Name Aron Bräger (Präger) zugeordnet.

Sein Sohn Michael (1816 – 1905) gehört der Synagogengemeinde an, die sich im Jahre 1855 ein Statut gibt und wird Vorstandsmitglied der Gemeinde. Michael Präger erwirbt 1873 das Haus Königstraße 50 von den Erben August Hammers. Die Ehe Michael Prägers mit Klara (Caroline) Scheuer (1829 – 1902) ist kinderreich. Die Söhne Aron (1851 – 1912) und Herz (1857 – 1933) haben auch wieder zahlreiche Nachkommen, von denen Hermann Präger und Max Präger mit ihren Familien noch in Laasphe ansässig sind, als die Nazis an die Macht kommen.

Hermann Präger war der Sohn von Aron Präger (1851 – 1912) und Regine Spier (1853 – 1912). Er wurde am 7. August 1891 in Laasphe geboren. Wie schon sein Vater lebte er vom Viehhandel und der Metzgerei. Er gehörte zu den kräftigeren Steuerzahlern der Stadt. Aus seiner Ehe mit Rickchen Stern, die am 24. Mai 1893 in Niederklein geboren wurde, gingen zwei Kinder hervor. Tochter Ruth wurde am 21. Januar 1920 in Laasphe geboren, Sohn Martin kam am 1. Februar 1926 in Laasphe zur Welt.

1. August 1939: Nach der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 ist noch kein Jahr vergangen, als Hermann Präger mit seiner Familie sein Haus in der oberen Königstraße neben der ehemaligen Hof-Apotheke verkauft und über Panama in die USA auswandert.

Ruth Präger heiratet in den USA den Juden Max Werth.

Zusammen mit ihrem Mann besuchte sie 1988 anlässlich des 50. Jahrestages der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 ihre Heimatstadt. „Schweren Herzens bin ich gekommen, leichten Herzens werde ich wieder nach Hause fahren,“ sagte sie während eines öffentlichen Gesprächsabends zum Abschluss des Besuchsprogramms im Evangelischen Gemeindehaus. Sie sprach für die Juden, die auf Einladung des damaligen Bürgermeisters Otto Düsberg nach Bad Laasphe gekommen waren. Noch sehr genau konnte sie sich an die Veränderungen nach 1933 erinnern, als sich die Mitschüler von ihr wegsetzten und sie nicht mehr die Badeanstalt besuchen durfte, wo das Schild hing „Juden unerwünscht.“

Hermann Präger und seine Familie waren nicht die einzigen Laaspher Juden, die sich durch die Flucht ins Ausland retteten. Mehr als 50 jüdische Mitbürger verließen im Zuge der zunehmenden Schikanen, denen sie sich nach der Machtergreifung der Nazis in 1933 ausgesetzt sahen, ihre Heimatstadt. Ein besonderes Datum war die Pogromnacht vom 9./10. November 1938, in der auch in Laasphe die Geschäfts- und Wohnhäuser der jüdischen Bevölkerung demoliert wurden. Haustüren wurden eingeschlagen, Fensterscheiben klirrten. Die Synagoge wurde nur deshalb nicht in Brand gesetzt, weil die Gefahr bestand, dass umliegende Wohnhäuser in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Das Mobiliar des Gotteshauses wurde zerstört, Teile davon vor der Synagoge aufgetürmt und zusammen mit Kultgegenständen einschließlich der Thorarolle verbrannt. Spätestens von diesem Zeitpunkt an befassten sich immer mehr jüdische Familien mit dem Gedanken der Auswanderung.

Einige stellten noch Anträge auf Ausstellung eines Reisepasses, doch den Antragstellern wurde die Auswanderung nicht mehr ermöglicht. Am 28. April 1942 kam es zur ersten Deportation. 47 jüdische Frauen, Männer und Kinder wurden von Laasphe über Dortmund nach Zamosc im damals von der Wehrmacht besetzten Polen deportiert. Niemand überlebte.

27. Juli 1942: Die zweite Deportation betrifft die zurückgebliebenen zumeist älteren Laaspher Juden. 18 von ihnen müssen über Dortmund den Weg ins KZ Theresienstadt bei Prag antreten. Wer von ihnen nicht dort verstarb, wird in den Vernichtungslagern Treblinka oder Auschwitz ermordet.

Nach diesen Deportationen lebt neben den Laasphern mit jüdischen Wurzeln, die mit Christen verheiratet waren, nur noch die jüdische Familie Max Präger in der Lahnstadt.

Zunächst hatten die Weltkriegsauszeichnung und das Verwundetenabzeichen verhindert, dass Max Präger und seine Angehörigen deportiert wurden. Doch es war nur ein Aufschub. Das erste Opfer der Deportation wurde Herbert Präger. Als 15-Jähriger hatte er sich am 9. November 1938 in der Synagoge einschließen wollen, um die Torarolle vor den Nazis zu schützen. Er hatte im Radio gehört, dass sich etwas gegen die Juden zusammenbraute. Damals war sich sein Vater Max noch sicher gewesen, in Laasphe werde nichts geschehen und hatte seinem Sohn Herbert den Schlüssel zur Synagoge nicht gegeben.

27. Februrar 1943: Max Präger muss seinen Sohn Herbert unter dem Vorwand der Überprüfung des Arbeitsbuches nach Dortmund begleiten. Stattdessen wird Herbert Präger verhaftet und ins KZ Auschwitz deportiert. Die Wege von Vater und Sohn sollten sich für immer trennen. Max Präger kehrt nach Laasphe zurück.

Nach der Ankunft Herbert Prägers im Lager Auschwitz wird er zunächst zur Arbeit selektiert, bevor ihm die Häftlingsnummer 105010 in den Unterarm tätowiert wird. Nach Zwangsarbeit im Lager Auschwitz I kommt er ins Außenlager Monowitz und von dort über weitere Arbeitslager schließlich nach langem Marsch ins KZ Mauthausen im heutigen Österreich. Wegen Überfüllung des Lagers endet der Marsch im Nebenlager Gusen I. Hier wurden in einem Stollen Flugzeugteile produziert. Als die US-Truppen näher rücken, bereiten die SS-Wachmannschaften die Sprengung des Stollens mit allen Häftlingen vor. Eingreifen des Roten Kreuzes verhindert die Sprengung und rettete die Häftlinge, während die SS abzog. Der Häftling Herbert Präger kann so überleben. Er kehrt nicht in seine Heimatstadt zurück; sein Ziel ist Palästina. Im 1948 entstandenen Staat Israel gründet er dann eine Familie und hat mit seiner Ehefrau Zehawah vier Kinder.

Bevor sich Max Präger am 27. Februar 1943 von seinem Sohn Herbert verabschieden muss, ist er davon überzeugt, dass ihm das Schicksal der Deportation erspart bleiben würde. Doch Ende April 1943 spricht er seinen Nachbarn Erich Vomhof auf seine düsteren Vorahnungen an: „Wart’ ab, Erich, es dauert keine vier Wochen und dann sind wir fort.“ Max Prägers Vorahnungen sollten sich schon nach gut zwei Wochen bestätigen.

17. Mai 1943: Das Ehepaar Max und Johanna Präger verlässt mit den beiden Töchtern Hannelore und Ursula ihr Haus in der Schloßstraße 14. Von Dortmund aus bringt sie ein Transport nach Theresienstadt. Von dort gibt es ein letztes Lebenszeichen: eine Postkarte an die am Eichelkamp wohnende Familie Hagedorn, die das Ehepaar Präger in der Pogromnacht aufgenommen hatte.

19. Mai 1943: An diesem Tag kommen der letzte Laaspher Synagogenvorsteher Max Präger, seine Frau Johanna (Henny) und die beiden Töchtern Hannelore und Ursula in Theresienstadt an. Von dort führt am 6. Oktober 1944 ihr Weg ins Vernichtungslager Auschwitz. Tochter Hannelore wird bei der Selektion als arbeitsfähig beurteilt und überlebt in einem Außenlager in Schlesien. Ihre Eltern und ihre Schwester Ursula werden in der Gaskammer vom Auschwitz ermordet und später für tot erklärt.