Wittgenstein. . Kreislandwirt Menn plädiert für eine verlässliche, ständige Vergütung von über 40 Cent pro Liter. Verbraucher sollen Nahrungsmittel wertschätzen.
Einen ständigen, damit kalkulierbaren Milchpreis von „über 40 Cent pro Liter“ – den fordert der Wittgensteiner Kreislandwirt Lothar Menn. Er vermutet hinter dem gerade „wieder einmal“ für Landwirte erfolgten Preisverfall System. „In schöner Regelmäßigkeit, und immer dann wenn die Verhandlungen zwischen Handel und Lebensmittelkonzernen laufen, ist plötzlich zu viel Milch da. Aktuell profitieren die Verbraucher, weil die großen Discounter die Preise für Frischmilch und Joghurtprodukte um bis zu zwölf Prozent gesenkt haben.
Preis lag schon mal unter 30 Cent
Die Freude über Geld verdienen als Landwirt ist Lothar Menn und seinen Kollegen im Wittgensteiner Land schon seit Jahren vergangen. Jetzt gebe es „etliche Landwirte, die in Existenznot geraten sind.“ Probleme gebe es in allen Milch produzierenden Betrieben. Menn begründet die Ängste so: „Wir lagen in 2006 mit dem Milchpreis unter 30 Cent pro Liter. Das hat manchen, je nach Größe ein monatliches Minus von 300 Euro gebracht.“ Davon hätte sich kaum jemand bis heute erholt und deshalb „keine Möglichkeit gehabt, Eigenkapital zu bilden, um notwendige Investitionen vornehmen zu können.“ Menn kennt nach eigenen Angaben „eine Reihe von Kollegen, die nachts Albträume haben und aus Angst vor plötzlichen und nicht einkalkulierten Trecker-Reparaturen aufwachen.“
Mit dem Poker um den Milchpreis werde „ein Spielchen auf den Rücken der Landwirte gespielt,“ hält Menn den Handelsketten, aber auch der Politik vor. „Der Handel kann verdammt nochmal auch mal den Preis fürs Klopapier senken und das dann als Lockvogel bewerben“, nimmt Menn kein Blatt vor den Mund.
Gleichzeitig zeigt er Verständnis für den deutschen Verbraucher, der habe die „Geiz-ist-geil“-Mentalität verinnerlicht und nutze günstige Einkaufsgelegenheiten. Lothar Menn weist aber auch auf Nachbarländer wie Holland, Frankreich oder Italien hin, wo „die Menschen eine deutlich höhere Wertschätzung für Nahrungsmittel haben.“
Der Kreislandwirt macht den Beruf des Bauern ein wenig schelmisch deutlich: „Ich habe mal vorgeschlagen, ich schenke meinen Betrieb dem Staat und lasse mich von ihm anstellen. Dann habe ich eine Fünf-Tage-Woche, einen Acht-stunden-Tag, bekomme 20 Tage Urlaub, habe ein gesichertes Einkommen, und ich kann bei Fieber auch mal liegen bleiben, anstatt frühmorgens die Tiere zu melken“.
Neue Auflagen bereiten Sorgen
Neben der Problematik Milch sieht Lothar Menn weitere düstere Wolken auf die heimischen Landwirte zutreiben. Es gibt eine neue, „für das Münsterland konzipierte Düngeverordnung, die auch für uns gilt“, außerdem würden sich die Auflagen für die Lagerung von Silage, Gülle und Mist verschärfen. Menn: „Wir wissen nur noch nicht, wie teuer das noch wird....“