Bad Laasphe. 13 Uhr: Heidrun Wolff arbeitet in vierter Generation als Goldschmiedin. in Bad Laasphe. Ein Blick hinter die Kulissen der Schmuckstücke.
Wenn Heidrun Wolff in ihrer Werkstatt arbeitet, braucht sie absolute Ruhe. Konzentration spielt eine große Rolle. Denn die Dinge, mit denen sie arbeitet, sind meist kleiner als das Ziffernblatt einer Armbanduhr. Jeder Fehler wirft sie um Stunden zurück. Feste Arbeitszeiten kennt sie nicht wirklich. „Ich bin oft viel zu optimistisch mit meiner Planung“, gesteht sie grinsend. „Dann muss ich eben länger arbeiten oder zur Not die fehlende Zeit am Wochenende ausgleichen.“
Die 49-Jährige ist Goldschmiedin in vierter Generation, den Laden in der Königstraße in Bad Laasphe hat sie zusammen mit ihrem Mann von ihren Eltern übernommen. Für das Projekt „24 Stunden Südwestfalen“ durfte ihr die Redaktion von 13 bis 14 Uhr über die Schulter schauen.
13 Uhr: Der Laden ist von 9 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet, eigentlich ist µgerade Mittagspause. Hinter den geschlossenen Türen wird jedoch weitergearbeitet. Heidrun Wolff führt uns durch den Laden, eine kleine Treppe hinauf in ihr vorübergehendes Arbeitszimmer. Die Geräte liegen kreuz und quer auf dem Tisch. „Meine Werkstatt zieht gerade um“, erzählt sie. Das Chaos rührt allerdings nicht daher, wie sie lachend gestehen muss: „So sieht es immer bei mir aus. Ich hab bisher erst einen Goldschmied getroffen, bei dem es wirklich aufgeräumt war.“
13.06 Uhr: Etwas ratlos steht Wolff da. „Wenn ich jetzt wirklich meine Arbeit zeigen soll, würde es schnell langweilig werden“, sagt sie unsicher. Denn jeder Arbeitsschritt braucht seine Zeit. „Meistens arbeitet man tagelang an einem Schmuckstück – und stundenlang an den einzelnen Arbeitsschritten.“ Eine harte Geduldsprobe für die neugierige und ungeduldige Goldschmiedin, wie sie sich eingestehen muss. Aber die fertigen Stücke belohnen sie für die vielen Stunden Arbeit.
13.11 Uhr: Wolff holt einige unfertige Anstecknadeln für die Stadt aus der Schublade, zeigt beispielhaft den Schwärzungsprozess und erzählt von den Fertigungsschritten. „Man macht so viele verschiedene Arbeitsschritte als Goldschmied. Das würde viel zu lange dauern, alles aufzuzählen.“
Während die Lösung auf dem Metall einzieht, sucht sie bereits nach der nächsten Arbeit. „Und man arbeitet oft an mehreren Dingen gleichzeitig. Um die Wartezeit zu überbrücken, wenn etwas trocknen, einziehen oder abkühlen muss.“
13.24 Uhr: Wolff spannt einen Ring auf die Ringweitenmaschine. Er ist dem Kunden zu klein, soll etwas größer werden. Kein Problem für Wolff, auch wenn das Weiten echte Handarbeit ist. Denn der Hebel muss immer wieder umgelegt werden, die Arbeit gleicht der an einer Wasserpumpe – das Ergebnis ist jedoch nahezu unsichtbar. „Das müsste ich jetzt noch eine ganze Weile machen, um das gewünschte Ergebnis zu bekommen“, erzählt sie grinsend. Eine eintönige Angelegenheit. Aber auch solche Arbeiten gehören für sie dazu.
Neben der Kreation von Unikatschmuck und Kleinserien übernimmt sie Aufträge von Kunden, die Schmuck umgearbeitet haben wollen oder eine Ergänzung zu bereits bestehenden Schmuckstücken suchen. „Da kann ich mich dann kreativ weniger austoben, aber es macht trotzdem Spaß.“
Hier spielt Kundenkontakt eine große Rolle, noch etwas, was ihr viel Spaß macht. Die Herausforderung, so betont sie, ist es, die Persönlichkeit des Besitzers in das Schmuckstück einzuarbeiten.
Viele Schritte bis zum fertigen Schmuck
• Zu den Fertigungsschritten in der Goldschmiede gehören unter anderem das Schmieden, Walzen, Glühen, Biegen, Sägen, Löten, Gravieren, Fräsen, Feilen, Schmirgeln, Schleifen und Polieren.
• Wolff mag es, Trauringe mit besonderer Bedeutung herzustellen oder neuen Familienschmuck zu kreieren.
• Beim „Basteln“, wie sie ihre Schmiederei liebevoll nennt, vergisst sie oft alles um sich herum und kann ganz abschalten.
13.41 Uhr: Wolff zeigt ein paar ihrer liebsten Schmuckstücke. Das Leuchten in ihren Augen verrät: Hier liegt ihr ganzer Stolz. Es ist besonders das Ausdenken, Kreieren und Basteln neuer Schmuckstücke, für das ihr Herz schlägt. Von manchen Meisterwerken kann sie sich nicht trennen, die bleiben bei ihr – für besondere Anlässe. Aber es macht sie glücklich, ihre Schmuckstücke an anderen Leuten zu sehen. „Man strahlt irgendwie doch, wenn man eins seiner Stücke auf einem Foto wiedererkennt oder die Kunden einem erzählen, wie gerne sie die Sachen tragen.“
13.57 Uhr: Bei einer letzten Runde durch den Laden erzählt Wolff grinsend: „Als ich noch klein war, bin ich schon unter den Werktischen meines Vaters herumgekrochen.“ Über die Jahre hinweg wuchs ihr Interesse an Schmuck, an der Verarbeitung von Edelsteinen und dem Umsetzen eigener Ideen. Im Jahr 1989 begann sie mit ihrer Ausbildung.
Daran, dass der Beruf Goldschmied auch in einigen Jahren noch da sein wird, glaubt sie fest. „Die Menschen hab sich schon in der Steinzeit gerne mit Trophäen geschmückt und Krallen oder Zähne um den Hals gehängt. Ich denke, es wird immer Leute geben, die sich schmücken wollen.“