Für Bad Berleburg ist diese Millionen-Investition des Evangelischen Johanneswerkes gleich auf mehrere Arten ein Gewinn.
Wir können den Wertewandel in der Gesellschaft betrauern, aber die Entlastung der Familien von Pflegeaufgaben ist wohl eine der größten sozialen und politischen Herausforderungen unserer Generation. Und damit bin ich schon beim Stichwort: Generationenvertrag. Per Definition sieht diese Vereinbarung vor, dass die arbeitende Bevölkerung die Renten der Alten finanziert. Das Problem unserer Zeit ist nur, dass immer weniger junge Menschen immer mehr alte unterstützen müssen.
Wenn dann zu dieser immer weiter auseinanderklaffenden Schere auch die Aufgabe der Pflege innerhalb der Familie kommt, bricht das System an gleich zwei Stellen auseinander: Um diese seelisch wie körperlich anstrengende Arbeit mit pflegebedürftigen überhaupt leisten zu können, muss häufig ein Teil der jüngeren Generation seine Arbeit aufgeben – oder einen Teilzeitjob annehmen. Wegen der immer noch vorhandenen Lohnunterschiede und verschiedener gesellschaftlicher Traditionen trifft dies meist Frauen. Das heißt: Die Hälfte der Bevölkerung taumelt von der Kindererziehung in die Altenpflege. Was die zwischenzeitlichen Teilzeitjobs für die spätere Altersrente bedeuten, brauche ich Ihnen sicher nicht vorzurechnen... Also ist es ein Gewinn, wenn man die zeitaufwändige Pflege in fachkundige Hände geben kann. Bad Berleburg bekommt künftig mehr Plätze für professionelle Pflege – mobil und stationär. Das bedeutet: Mehr Menschen können ohne schlechtes Gewissen arbeiten gehen – und so auch für das eigene Alter vorsorgen.
Ein Gewinn ist diese Situation auch, weil mehr Ausbildungs- und Arbeitsplätze im sozialen oder medizinischen Bereich entstehen. Leider ist dieser gesellschaftlich noch nicht so angesehen, wie er es sein müsste. Aber vielleicht verändert sich das ja. Und auch das wäre ein Gewinn – nicht nur für Bad Berleburg.