Birkelbach/Korbach.. Der Familienvater aus Birkelbach wird verdächtigt, eine Bank in Hessen überfallen zu haben. Der Polizeieinsatz schockiert das Dorf.


Die Menschen in Birkelbach sind verängstigt, über die Sommerstraße rennen bewaffnete Männer. Einige Birkelbächer rufen die Polizei in Bad Berleburg an und können sofort einigermaßen beruhigt werden: Die mit Schusswaffen ausgerüsteten Männer sind Profis des Spezialeinsatzkommandos des Polizeipräsidiums Kassel. In einer spektakulären Aktion nehmen sie am Dienstagabend einen 45-jährigen fest.

Erst zwölf Stunden später lüftet die Staatsanwaltschaft Kassel in einer Pressemitteilung das Geheimnis über die Festnahme des Mannes, „der im Verdacht steht, Anfang dieses Jahres einen Banküberfall im Landkreis Waldeck-Frankenberg verübt zu haben.“ Den Einsatz des SEK begründet Staatsanwältin Verena Bring (Kassel) damit, dass der Täter bei dem Raubüberfall auf die Waldeckische Bank in Adorf (Diemelstadt) eine Pistole mitgeführt hatte.“ Mit über 20 Beamten war das Kommando mitten im Dorf im Einsatz und hatte auch Spürhunde bei sich. In der Wohnung des Verdächtigen sollen dann Rauchgaspatronen gezündet worden sein, bevor es zu einer umfangreichen Durchsuchung dieser und einer weiteren Wohnung im Ort kam.

Ob dabei weiterführende Spuren gesichert werden konnten, lassen die Ermittler offen. Möglicherweise haben sie nach der Waffe, einer Jutetasche, einer schwarzen Baseballkappe mit weißem Emblem über dem Schild oder ein paar dunklen Sportschuhen mit weißer Sohle gesucht – alles Dinge, die auf der Überwachungskamera der überfallenen Bank erkennbar gewesen sind.

Die Verängstigung in Birkelbach ist in Fassungslosigkeit umgeschlagen, wie Ortsvorsteher Fritz Hoffmann erzählt: „Das ist eine völlig unauffälliger Mann und eine ordentliche Familie“.

Im Dorf gilt der 45-Jährige als zurückhaltend. Erst vor wenigen Tagen habe er noch an einer Wanderung in Birkelbach teilgenommen, berichten Bekannte und Vereinskameraden über den Tatverdächtigen. Deswegen, so sagt es auch Fritz Hoffmann, könne sich niemand den Festgenommenen als Bankräuber vorstellen.

Das kann aber Staatsanwältin Bring durchaus, und sie betont im Gespräch mit unserer Zeitung die „sehr intensiven Ermittlungen der Kriminalpolizei in Korbach“. Deren akribische Arbeit seit der Tat Anfang Januar bis zur Festnahme habe nämlich den „dringenden Tatverdacht gegen den 45-Jährigen erhärtet. In enger Abstimmung zwischen den hessischen und nordrhein-westfälischen Polizeibehörden sei es dann zu der Festnahme gekommen. Noch am Abend ist der Beschuldigte erkennungsdienstlich behandelt worden. Nach Informationen unserer Redaktion ist der Birkelbächer bis dato bei der Polizei nicht aktenkundig gewesen.

Fest steht aber, dass die Beamten an der Wohnanschrift des 45-Jährigen ein Fahrzeug gesichert und abgeschleppt haben, weil es möglicherweise als so genanntes Tatmittel sowie als möglicher Spurenträger gelten könnte. Angeblich, so heißt es im Dorf, hätten hessische Beamte schon am Dienstagmorgen das Wohnumfeld des Verdächtigen observiert und das Auto des Mannes wegen Fluchtgefahr technisch „stillgelegt“, um eine Flucht zu verhindern.

Dem Haftrichter vorgeführt

Das alles bestätigt Staatsanwältin Verena Bring nicht; sie dementiert aber auch nicht, sondern sie schweigt sich insgesamt zum Inhalt der offenbar erfolgreichen Recherche der Korbacher Kripo „aus ermittlungstaktischen Gründen“ aus. Denn die Sache sei in dieser Hinsicht noch nicht abgeschlossen.

Die Nacht hat der Festgenommene im Gewahrsam der Polizeidirektion Waldeck-Frankenberg in Korbach verbracht. Von dort hat ihn ein Richter in die Untersuchungshaft nach Kassel verlegen lassen. Nach Informationen unserer Redaktion hat sich der Verdächtige zum Tatvorwurf bislang nicht geäußert.