Arfeld. . Die Zahl der Demenz-Betroffenen wächst, auch wegen des demografischen Wandels. Warum Erkrankte trotzdem glücklich sein können.

Das alte Klassenzimmer ist gut gefüllt, die Senioren sitzen auf ihren Plätzen, unterhalten sich in gedämpftem Tonfall. Ein Projektor wirft das Thema des Nachmittages an die Wand: „Demenz geht uns alle an“.

Es ist eine weitere Informationsveranstaltung von „Arfeld aktiv“ in der alten Schule. „Nach Augen und Ohren ist jetzt das nächste Wichtige an der Reihe, unser Kopf“, sagt Horst Belz, Mitglied von Arfeld aktiv. Demenz, ein ernstes Thema, das viele Leute beschäftigt – zu sehen auch an der unerwartet großen Resonanz.

„Jeder kennt den Moment, in dem er ratlos vor dem Kellerregal steht und vergessen hat, was er holen wollte. Ist das schon Demenz?“, fragt er die Vortragende Manuela Völkel vom Diakonischen Werk Wittgenstein im Scherz. Natürlich nicht.

Demenz ist kein Tabu-Thema

Demenz hat viele Facetten, ebenso wie das Vergessen. Personen nicht wiederzuerkennen ist nur eine davon, wie Völkel hervorhebt. Auch die Hilflosigkeit in Alltagssituationen wie dem Anziehen oder Autofahren gehören dazu.

„Was mir besonders am Herzen liegt, ist zu zeigen, dass dieses Thema kein Tabu ist“, stellt Völkel klar. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, den Anwesenden die Angst vor der Krankheit zu nehmen. Die versammelten Senioren zeigen sich äußerst interessiert, stellen Fragen, diskutieren angeregt. Sie haben schon mit Demenz zu tun gehabt, wollen sich vorbereiten auf das, was kommen kann und die Krankheit besser verstehen.

Erkrankte sind oft glücklich

Denn aufhalten lässt sich die Demenz nicht, den Betroffenen und Angehörigen bleibt nur, sich mit der neuen Situation zu arrangieren. Eine schwierige Angelegenheit. Deshalb sei gerade die Anfangsphase auch besonders schwierig, betont Völkel.

Tipps im Umgang mit Demenz von Manuela Völkel

Mit Fortschreiten der Demenz nimmt oft die Gelassenheit zu.

Es gibt nicht die perfekte Pflege für Demenzkranke.

Jeder Demente bringt sein eigenes Krankheitsbild mit.

Isolieren ist das Schlimmste, was sich Demente antun können.

Dass das aber nicht immer etwas Negatives sein muss, zeigt Völkel auch in ihrem Vortrag. „Manche Menschen sind in einem fortgeschrittenen Stadium der Demenz viel glücklicher und zufriedener, als sie es vor ihrer Krankheit waren.“

Völkels eigene Mutter ist demenzkrank. Dass sie aber mit ihrer Situation glücklich ist, merkt man der alten Dame an. „Meine Mutter kann nicht mehr viele Worte“, sagt Völkel mit einem Lächeln. „Aber ihr Lieblingswort ist immer noch ‘wunderbar’.“

Risiko bleibt gleich hoch

Und noch eins möchte Völkel klarstellen: Auch wenn die Zahl an Betroffenen wächst, das Risiko, an Demenz zu erkranken, bleibt gleich hoch. Hauptgrund für die Erkrankung ist immer noch das Alter und dass mehr Menschen mittlerweile ein hohes Alter erreichen, erhöht auch die Anzahl an Betroffenen.

Wichtig sei, dass man die Zeit nicht alleine durchsteht. „Als Betroffener ist man nicht in der Lage, sich 24 Stunden am Tag um die demente Person zu kümmern.“ Unterstützung müsse her. Durch Pflegepersonal – ein derzeit problematischer Punkt --, aber auch durch das Umfeld. „Das Herz wird nicht dement.“ Für die Betroffenen wird Liebe, Freude, Zuneigung und Dankbarkeit in dieser schweren Zeit wichtiger denn je. „Was Menschen mit Demenz besonders brauchen ist Nähe, Gesellschaft, Kommunikation und Würde.“