Erndtebrück. . „Dadurch, dass Sie gekommen sind, haben Sie mir ermöglicht, hier aufzutreten. Dafür danke ich Ihnen sehr, denn ich bin davon abhängig: psychisch und finanziell. Ich bin ein Clown und brauche das. Meine Frau kann wohnen, ich muss spielen.“ In der gefühlt fünften Zugabe des vergnüglichen Abends wird Bernd Stelter persönlich. Und dann bringt er es noch, das Lied vom Clown, sein Bühnencredo.

„Dadurch, dass Sie gekommen sind, haben Sie mir ermöglicht, hier aufzutreten. Dafür danke ich Ihnen sehr, denn ich bin davon abhängig: psychisch und finanziell. Ich bin ein Clown und brauche das. Meine Frau kann wohnen, ich muss spielen.“ In der gefühlt fünften Zugabe des vergnüglichen Abends wird Bernd Stelter persönlich. Und dann bringt er es noch, das Lied vom Clown, sein Bühnencredo.

Begonnen hatte der Abend komplett ausgelassen und witzig: Natürlich berührt er alle Klischees, die es zum Thema Ehe gibt. War sie für seinen Vater noch lebenslänglich, wischt Lothar Matthäus dreimal über das Display seines Handys und sagt einem das genaue Enddatum. In einem wilden Ritt durch die Geschichte beginnt er beim Neandertaler (Sex mit wem man will und wann man will), geht über die derzeit populäre Einehe (die Kirche wollte das so) bis zu den sexuellen Avantgardisten, die die nächste Evolutionsstufe, die Mehrfachehe leben (Joschka Fischer, Dieter Bohlen, Lothar Matthäus…). Er macht sich Gedanken zu modernen Partnerschaftsvermittlungsformen „die bescheuerte Ische aus der Paarship-Werbung: bildschön, aber schwer vermittelbar. Sonst käme sie nicht jeden Abend wieder“ und ihren fehlenden Erfolgsquoten „was ist schon ein Single alle elf Minuten bei 5 Millionen Mitgliedern?“ Bei ihm war das noch anders: „Ich hab meine Frau noch ganz altmodisch auf der Betriebsfeier beim Wichteln gezogen.“ So machte man das damals!

Szenen einer Ehe

Wenn man dann zusammen ist, ändert sich schnell die Perspektive. So zeugt der Satz „Schatz, trink doch mal ein Wasser zwischendurch“ von – na, was wohl? Fürsorge. Das kennen Singles nicht. Und natürlich klärt Stelter auch, wer den besseren Geschmack hat: „Ich hab mir Dich ausgesucht.“ Fertig. Noch Fragen?

Fragt man den Redner zur Silberhochzeit aus dem Sauerland nach der Quintessenz der Ehe, kommt ein sehr knappes: „Liebe vergeht, Hunger bleibt.“ Stelter schlüpft immer wieder in neue Rollen. Neben dem Silberhochzeitsredner ist es der Standesbeamte aus Westerstede, der die Ehe für alle befürwortet „sichert unsere Arbeitsplätze“ oder der Oberstudienrat, der verzweifelt nach Literatur über eine glückliche Ehe sucht und lediglich einen einzigen Text von Astrid Lindgren über ganze neun Seiten findet. Natürlich darf der Blickwinkel des Pubertierenden auf die wunderlichen „Alten“ nicht fehlen. Allesamt sehr genau beobachtet und ziemlich authentisch gebracht.

Der Schluss des Abends im ausverkauften Spiegelzelt bekommt dann doch noch einige nachdenkliche Töne wie beim Vergleich der Ehe mit einer komplizierten Schweizer Uhr: „Wenn der Uhrmacher dann so alles vor sich liegen hat und muss nur einmal niesen…“ oder der Situation in dem jetzt leeren Elternhaus.

Ja, Bernd Stelter ist gerne und seit 26 Jahren verheiratet und gedenkt es noch möglichst lange zu bleiben. Sein Credo:

„Und das ist das Wichtigste für mich: ich glaube, ich bleib immer neugierig auf dich.“

Das Publikum belohnt den Clown mit Standing Ovations.