Wunderthausen. . Studenten der Marburger Philipps-Universität erforschen eine Urkirche bei Wunderthausen und fördern erstaunliche Befunde zutage.
- Grundmauern einer Urkirche bei Wunderthausen sind freigelegt.
- Studenten der Uni Marburg untersuchen die Bodenfunde.
- Dabei werden ungewöhnliche Strukturen sichtbar.
Sie gehen einem Jahrhunderte alten Geheimnis sprichwörtlich auf den Grund. Eine Gruppe von Studenten der Marburger Philipps-Universität erforscht den Standort einer Urkirche bei Wunderthausen, die dem Fleckchen „Im Kloster“ ihren Namen gegeben haben soll. Und sie fördern erstaunliche Befunde zutage.
Geschichtsschmiede im Kriegerverein Wunderthausen
„Unsere Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt“, schmunzelt Andreas Wahl im Gespräch mit der Heimatzeitung. Genau diese Hartnäckigkeit hatte Professor Michael Baales vom Landschaftsverband Westfalen Lippe der Geschichtsschmiede im Kriegerverein Wunderthausen bescheinigt, als der Olper Archäologe und Bodendenkmalpfleger sein Okay für die Grabungen gab.
Steinerne Zeugnisse
Den Anstoß für diese Forschung haben die Wunderthäuser selbst gegeben. Andreas Wahl und seine Mitstreiter Bernd Homrighausen und Christoph Riedesel erforschen die Geschichte ihres Dorfes, das im Jahre 1303 als Wandirdihusen erstmals erwähnt worden ist, schon sehr lange. Ein offenes Kapitel ist das Kloster.
Bis vor ein paar Jahren war der Flurname der einzige Hinweis auf die historische Bedeutung des Ortes – und die Erinnerung an Mauerreste, die aus der Wiese ragten. „Die sind aber bei der Flurbereinigung in den 1960er Jahren mit einer Raupe planiert worden“, berichtet Ludwig Benner. Der Wunderthäuser schaut mit seinem Labrador bei der Grabung vorbei und lässt sich von Grabungsleiter Robin Dürr die Funde zeigen.
Postenlöcher und „runde Ecken"
Millimeter für Millimeter kratzen sechs angehende Archäologen den lehmigen Boden von den Steinen und dokumentieren deren Lage auf den Zentimeter genau. „Die Grabungstechnik ist das A und O“, erläutert Robin Dürr, denn Archäologie ist auch Zerstörung. Deshalb muss jede Fundsituation genau dokumentiert werden. Vor allem an der Stelle, wo die Steine in einer Schüttung über die Grundmauern gefallen sind. Daran, wie die Brocken zu einander liegen, lässt sich erkennen, wie und warum ein Gebäude engefallen ist. Auch Farbveränderungen im Boden liefern wichtige Hinweise. So haben die Ausgräber nicht nur Mauern sondern auch einen aus Steinen und Lehm gestampften Fußboden freigelegt und Pfostenlöcher gefunden. Das lässt auf Fachwerk schließen.
An einer solchen Lehrgrabung lernen die Studenten des Vorgeschichtlichen Seminars von Prof. Felix Teichner auch, Details zu erkennen und einzuordnen. Die in der Studienordnung vorgeschriebenen vier Wochen sind kaum ausreichend. Zum Glück hat jeder der sechs Studenten mehr Erfahrung. „Das ist nichts, was man in einem Hörsaal lernt“, sagt der Doktorand Robin Dürr, für den die Arbeit in Wittgenstein aus vielerlei Hinsicht spannend ist. Was sie zutage fördern, hat seit Jahrhunderten kein Mensch zu Gesicht bekommen. Hier sind die Grundmauern von drei Gebäuden. Eines davon ist der Form nach eine typische, frühe Kirche. Deren Grundriss erstreckt sich über 6 mal 25 Meter. Und der des Nebengebäudes ist noch einmal 7 mal 10 Meter. „Das besondere hier sind hier die runden Ecken“, sagt Dürr. Die Mauern an den Hausecken sind ungewöhnlich abgerundet. Ein seltener Fund.
Spurensuche nach dem verschollenen Kloster
Kost und Logis frei
Neben den Ergebnissen der Lehrgrabung, die am heutigen Samstag endet, begeistert die Studenten vor allem die Unterstützung durch die Wunderthäuser und die Geschichtsschmiede. Während die Dotzlarerin Christina Heimes und die Schwarzenauerin Anna Hobert zu Hause schlafen können, sind der Rheinland-Pfälzer Nicklas Becker, die Bayerin Anna-Marie Platz, der Niedersachse Roland Mohr und die Erasmus-Austauschstudentin Maddalena Sartori aus Trient in Alertshausen in der Pension Bäumner untergebracht. Kost und Logis sind bezahlt. Ja selbst die Arbeitsgeräte wurden von den Wunderthäusern und Sponsoren wie den Firmen Rompel, Raiffeisen, Heinrich Fuchs und Christian Womelsdorf gestellt.
Auch das ist ein Zeichen der Hartnäckigkeit mit der die Wunderthäuser an ihrer Geschichte forschen. Wie groß die Begeisterung im Dorf ist, zeigt, dass es immer wieder Spender und Unterstützer gibt, die neugierig auf die Ergebnisse warten.