Berghausen. . Bei der Fortsetzung des Tractorpulling in Berghausen wird es nass, dreckig und ohrenbetäubend. Genau die richtige Mischung für dieses Spektakel.

  • Rund 1000 Besucher am Samstag „in der Aue"
  • Bei qualmenden Maschinen kommen nostalgische Kindheitserinnerungen auf
  • So weit, schnell und laut wie möglich – ohne Schnickschnack, ohne Glamour

Benzin in der Luft, laute Motorengeräusche, eine aufgepeitschte Menge und zahlreiche Campingwagen: Was sich anhört wie ein Wochenende am Nürburgring entpuppte sich am vergangenen Wochenende als „der letzte Pull“ des Jahres. Das Tractorpulling hatte einmal mehr in Berghausen Einzug gehalten und verzauberte mit seinem Charme die über 1000 Besucher „in der Aue“.

T wie Trommelfell. Da stand ich nun, absoluter Motorsport-Neuling. Natürlich jubelte man als kleiner Junge schon den Formel-1-Legenden um Michael Schumacher hinterher, doch was die Besucher in Berghausen erwarten sollte, hatte mit dem Glamour der Königsklasse des Motorsports wenig zu tun. Und das war auch der Plan der Veranstalter rund um Dirk Schöneborn. Während um 10 Uhr morgens die meisten Menschen genüsslich ihr Frühstück zu sich nahmen, platzte mir in Berghausen fast das Trommelfell. Wie Matadoren in der Stierkampfarena wurden die tonnenschweren Boliden der Tractorpulling-Weltspitze auf die Wiese geschoben.

Gut vorbereitet: Manche Besucher setzen auf Gehörschutz.
Gut vorbereitet: Manche Besucher setzen auf Gehörschutz. © Mark-Simon Wolf

J wie Jubel. Da stand er also, der Erlkönig. Sein Auftritt dauerte nur wenige Sekunden, hinterließ aber bleibenden Eindruck. Standen Sie schon mal direkt neben einem startenden Düsenjet? Ich schon. Die Ohren dröhnten, während der erste Starter des Tages seinen tonnenschweren „Traktor“ über die Rennstrecke bewegte. Die Masse tobte, als es den ersten „Full Pull“ des Tages gab. Der Erlkönig hatte es geschafft: 100 Meter, mit durchdrehenden Reifen, ein anderes Fahrzeug mit Zusatzgewicht über die Ziellinie zu ziehen.

Zwar war mir immer noch nicht bewusst, warum ich überhaupt jubelte, aber dieser Sport packt einen wirklich. Erwachsene Menschen, die mit übergroßen „Spielzeugen“ einen spektakulären Sport geschaffen haben. Reine Kraft, kein Schnickschnack, kein Glamour, dafür aber absolut mitreißend.

Selbst der einsetzende Regen tut der Veranstaltung keinen Abbruch, im Gegenteil: Die schlammige Strecke passt zum rauen und dreckigen Tractorpulling.
Selbst der einsetzende Regen tut der Veranstaltung keinen Abbruch, im Gegenteil: Die schlammige Strecke passt zum rauen und dreckigen Tractorpulling. © Mark-Simon Wolf

R wie Regen. Ein Grund für meine Euphorie war sicherlich auch Ulf Schnackenberg – „Die Stimme des Tractorpullings“. Seit 25 Jahren kommentiert der Moderator nun den „stärksten, schönsten und schwersten“ Motorsport. „Die Jungs hier leisten klasse Arbeit. Die Präparation der Strecke ist erstklassig, genau wie das Starterfeld heute“, so Schnackenberg. Auch der einsetzende Regen tat der Veranstaltung keinen Abbruch – viel eher passte der Regen und die schlammige Strecke noch mehr zum rauen und dreckigen Tractorpulling. Es war tatsächlich ein klein wenig verrückt, was sich in Berghausen an diesem Samstag abspielte, doch genau deswegen waren auch so viele Zuschauer an die Strecke gereist.

Geschichte geht zurück bis in die 1940er Jahre

Das Tractorpulling entstand in den 1940er Jahren in den USA aus dem auch heute noch betriebenen „Horse Pulling“, welches bis in das 19. Jahrhundert zurückgeht. Nach der erfolgreichen Mechanisierung in der Landwirtschaft wollten die Bauern wissen, wer von ihnen den stärksten Traktor hat.

T wie Turbine. Oder wie würden Sie es nennen, wenn ein Luxemburger ein altes Turbinentriebwerk aus einem Jet in einen Traktor baut, um in einem Rennen einen Bremswagen zu ziehen? So weit, so schnell und so laut wie möglich?

Schaute man ins die Gesichter der Besucher, sah man nicht nur leuchtende Kinderaugen, sondern auch viele Erwachsene, die staunend am Streckenrand standen. Zurückversetzt in eine Zeit, wo alle mit Treckern und Monstertrucks spielten. Schon fast romantisch, wie sich Erwachsene und Kinder einem simplen, aber beeindruckenden Sport hingaben.

Sicherlich eine Veranstaltung, die hoffentlich nicht das letzte Mal in Wittgenstein stattfinden wird. Auch wenn mir immer noch die Ohren wehtun.