Bad Berleburg. . Berleburg, Erndtebrück und Fischelbach feiern – Erfahrung eines langjährigen Feste-Fans: „Gute Feiern werden in Wittgenstein gerne angenommen.“

  • Bad Berleburg: Unser Autor vergibt „10 von 10 Punkten“ für ein „klasse Fest“
  • Erndtebrück: Trachtenträger in der Edergemeinde erleben „Andreas Gabalier“ live
  • Fischelbach: Gemischtes Publikum – vom Jugendlichen bis zum Rentner alles dabei

„O’zapft is“ – so hieß es am Wochenende mal wieder auf dem Berleburger Schützenplatz, beim mittlerweile schon traditionellen Oktoberfest des Schützenvereins. Unser Mitarbeiter Yannik Lückel hat am Freitagabend mitgefeiert – und Logbuch geführt.

19.35 Uhr

Die Musik spielt schon, ich kann sie sogar zuhause in Raumland schon hören. Langsam, aber sicher steigt meine Vorfreude.

19.45 Uhr

Ich zwänge mich in meine geliehene Lederhose. Ziemlich eng das Ding, aber es sieht wenigstens halbwegs gut aus. Eben die Jungs einsammeln und dann geht’s los. Oktoberfest in Bad Berleburg – die letzten Jahre war es immer super. Durst habe ich langsam auch.

Noch mehr Fotos von allen drei Oktoberfesten

Mehr Bilder von allen drei Oktoberfesten an diesem Wochenende in Bad Berleburg, Erndtebrück und Fischelbach finden Sie im Internet-Auftritt Ihrer Zeitung unter der Rubrik „Multimedia“.

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20 Uhr

Endlich angekommen. Kurze Luftnot nach dem Aufstieg vom Parkplatz zum Schützenplatz. „Ist normal“, sage ich mir. Habe ich an Schützenfest auch immer. Die Lederhose ist dennoch zum Laufen nicht geeignet.

20.02 Uhr

Die Stimmung kocht bereits. „Natürlich“, denke ich mir. Sind ja auch viel zu spät. Erstmal Marken und Bier holen. Dann kann’s endlich los gehen.

20.04 Uhr

Da ist sie: die erste Maß Bier. Frisch, lecker und kühl strömt es in meine Kehle. Ich stehe spontan direkt auf und steige auf den Tisch. Scheint ja irgendwie jeder zu machen. Außerdem fällt mir einmal mehr auf, dass ich Frauen in Dirndl’n bezaubernd finde. Ich grinse. „Hier gefällt es mir.“

20.06 Uhr

Erstmal die Maß geleert. Muss ja voran gehen. Neben uns am Tisch hat sich eine junge, attraktive Dame eine halbe Tonne Obatzter auf ihren Teller geschaufelt. Ich nicke ihr anerkennend zu.

20.10 Uhr

Die Massen schunkeln zu den Liedern der „Feierdeife“. Volles Festzelt. Besonders viele Menschen in meinem Alter sind da. Klar: „Gute Feiern werden in Wittgenstein gerne angenommen.“

20.15 Uhr

Die zweite Maß ist da. Ich überlege kurz, ob es so gut ist, das starke Festbier so schnell zu trinken. Werde allerdings von meinen Kumpels schnell überredet, mir darüber keine weiteren Gedanken zu machen. Zigaretten-Pause.

20.20 Uhr

Die Stimmung im Zelt ist weiterhin überragend. Wohin man schaut, man sieht nur lachende, klatschende und singende Leute. Hier und dort wird laut mitgegrölt. Ich lasse mich ebenfalls dazu verleiten, laut mitzusingen.

21.12 Uhr

Mein Körper bewegt sich wie von Zauberhand auf die volle Tanzfläche. Ich merke, dass ich gar nicht tanzen kann. Aber irgendwie macht das hier jeder. Ich denke mir „Was soll’s“ und bleibe die nächsten Stunden erstmal vor der Bühne. Die vierte Maß hilft dabei.

22 Uhr

Die ersten Gäste schlafen an ihrem Tisch. Ein Schicksal, dass ich nicht teilen möchte. Dafür ist die Feier einfach zu gut. Mittlerweile stehe ich wieder auf dem Tisch-- mit meinen Freunden, die mich verwundert anschauen: „Wo warst du denn die ganze Zeit?“, fragen sie. „Tanzen“, antworte ich trocken. Sie lachen mich aus. Wissen wohl auch, dass ich nicht tanzen kann. „Mich kriegst du da vorne nicht hin“, erklärt einer.

22.40 Uhr

Meine Freunde tanzen. Alle. Wir verlieren uns aus den Augen.

23.12 Uhr

Bin an einem Tisch gelandet, wo ich maximal eine von zwölf Personen kenne. Völlig egal an diesem Tag. Alle haben gute Laune, alle haben sich lieb. Am Nebentisch machen sich Jugendliche über ihren schlafenden Freund lustig.

23.45 Uhr

Die Stimmung ist am Siedepunkt. Ich frage den Sänger der Band, ob ich auch mal Akkordeon spielen darf. Er verneint.

23.50 Uhr

„Atemlos“ von Helene Fischer schallt aus den Lautsprechern. Ich hasse dieses Lied. Singe trotzdem mit, was meine Stimmung wohl am besten beschreibt.

0.15 Uhr

Es wird Wolfgang Petry gespielt. „Der Held meiner Kindheit“, denke ich mir und starte meinen großen Auftritt vor der Bühne. Mittlerweile bin ich bei der sechsten Maß und würde der Feier gerade 10 von 10 Punkten geben.

1.25 Uhr

Meine Freunde wollen nach Hause. Ich verzichte. Dafür gefällt es mir hier im Festzelt zu gut.

3.12 Uhr

Nach weiteren Maßkrügen und vielen Tanzeinlagen vor der Bühne breche auch ich glücklich und zufrieden die Heimreise an. Unter dem Strich bleibe ich bei meiner Bewertung: „Klasse Fest“, denke ich noch einmal, bevor ich in mein Taxi steige. „Hier gehe ich nächstes Jahr wieder hin...“

Begeistert am Pulverwald als „Andreas Gabalier“: das Double „Kevin“.
Begeistert am Pulverwald als „Andreas Gabalier“: das Double „Kevin“. © Yannik Lückel

„Andreas Gabalier“ begeistert in Erndtebrück

Was für ein Fest in der Schützenhalle der Edergemeinde: Hunderte begeisterte Oktoberfest-Freunde hatten sich im Pulverwald eingefunden – und verwandelten den Saal in ein Tollhaus.

Passend zum Anlass in Trachtenkleidung sangen, tanzten und feierten die Erndtebrücker zum fünften Mal auf diese Art. Den ganzen Abend heizten „Die jungen Steirerländer“ dem Publikum ein. Die Österreicher gehören dabei schon quasi zum Programm. Seit dem Start der Oktoberfest-Reihe in der Edergemeinde rocken sie die Veranstaltung. „Wir haben mit ihnen immer gute Erfahrungen gemacht. Die Jungs können schon Musik machen – und passen perfekt dazu“, erklärt Matthias Völkel, Mitorganisator des Festes. Generell zeigt er sich rundum zufrieden mit „seinem“ Oktoberfest. „Die Stimmung ist gut, die Leute haben Spaß.“

Wie beim Original

Und in der Tat: Erndtebrück hat verstanden, wie die „Wies’n“ funktionieren. Wer nicht in traditioneller Kleidung da war, fiel einfach irgendwie auf. Auch ein Grund, warum Völkel „stolz“ auf die vergangenen fünf Jahre Oktoberfest ist. „Die letzten Jahre hat sich das Fest toll entwickelt. Das macht Lust auf mehr“, so der Erndtebrücker, ehe aus den Lautsprechern der nächste Aufruf zum Mitklatschen erschallte. „So Freunde, wir geben Vollgas. Ihr gebt Vollgas. Die Hände in die Luft“, rief Sänger Christian Zingl den Massen zu – die seinem Ruf bedingungslos folgten. Doch das sollte noch nicht alles in der Schützenhalle sein.

Als sich das Licht verdunkelte und Stille in der Halle einkehrte, sollte der Höhepunkt der Feier kommen. Mitten in der Menge stand plötzlich Andreas Gabalier. Zwar „nur“ ein Double des bekannten Künstlers aus Österreich, doch das interessierte an diesem Abend niemanden. Und die komplette Festhalle stand Kopf.

Stolz auch in diesem Jahr

So bleibt unter dem Strich zu sagen, dass den Besuchern des Erndtebrücker Oktoberfestes wahrlich alles geboten wurde, was es wohl auch in München, beim Original zu sehen gegeben hätte. Noch bis tief in die Nacht tanzten, sangen und feierten die Trachtenträger. „Stolz“ war Matthias Völkel auf die vergangenen Jahre – und stolz konnte er auch in diesem Jahr wieder sein.

Sehr zum Wohle: Die Feuerwehrkameradschaft aus Fischelbach feiert mit vielen Gästen zum mittlerweile 16. Mal ein Oktoberfest.
Sehr zum Wohle: Die Feuerwehrkameradschaft aus Fischelbach feiert mit vielen Gästen zum mittlerweile 16. Mal ein Oktoberfest. © Florian Münker

Auch Fischelbach feiert zünftig

Fassbier-Anstich in Fischelbach: Die Feuerwehrkameradschaft veranstaltete zum 16. Mal das traditionelle Oktoberfest im Vereinshaus an der alten Schule.

Bei Volksmusik wurden den Gästen Getränke und bayrische Spezialitäten wie Haxen, Leberkäs, und Weißwurst angeboten. ,,Alle Speisen sind von den Frauen der Mitglieder der Feuerwehrkameradschaft selbst gemacht“, sagt Klaus Autschbach, der 1. Vorsitzende. Die Veranstaltung ist ein fester Bestandteil im Kalender der Dorfbewohner: ,,Wir haben ein gemischtes Publikum hier. Von Jugendlichen bis Rentnern ist alles dabei“, freut sich Autschbach. Viele der örtlichen Vereine besuchen das Oktoberfest regelmäßig.

Nach zwei Schlägen erledigt

Auch der Fass-Anstich durch Theresa Becker und Sabrina Messerschmidt geht reibungslos über die Bühne: ,,Nach zwei Schlägen war das erledigt – ohne große Sauerei“, berichtet der Vorsitzende.

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