Kühhude. Die Überraschung gelingt. Nicht nur für die, die ganz zufällig hier vorbeiwandern und verwundert stehen bleiben.
- Wildes Holz heißt eine von zwei Hauptzutaten für die gelungene Premiere
- Die zweite ist der Ort: Waldskulpturenweg.
- Das Open Air-Konzert hat überzeugt. Vielleicht wird es auch wiederholt.
Die Überraschung gelingt. Nicht nur für diejenigen, die an diesem Sonntagmittag ganz zufällig hier oben auf Kühhude am Rothaarsteig vorbeiwandern und verwundert stehen bleiben. Sie gelingt auch bei denen, die eigentlich wissen, worauf sie sich eingelassen haben. Und eins vorweg: Die Überraschung ist positiv, weil irgendwie alles passt. Wetter, Ort und Musik machen die Premiere von „Music on the Rocks“ zu einem Erfolg.
Wildes Holz heißt eine von zwei Hauptzutaten. Die drei Musiker aus dem Ruhrgebiet machen ihrem Namen alle Ehre und repräsentieren mit Kontrabass, Gitarre und Blockflöte eine ganz ungewöhnliche Mischung, die alles andere als hölzern klingt. Seit 19 Jahren kennen sich Tobias Reisige (Blockflöte), Markus Conrads (Bass) und Anto Karaula (Gitarre). Das merkt man. Denn die drei beweisen blindes Verständnis und sind witzig. Hier kommt Kleinkunst mit ins Konzert. Die Lacher sind garantiert, genauso wie die Aha-Momente in der Musik. Das Trio spielt Klassiker von Bach und Beethoven. Dass Beethoven rein gar nichts für Blockflöte komponiert habe, hindert die Tobias Reisige & Co. nicht daran, die Klaviersonate Nr. 3 auf drei „gemeine Holzinstrumente“ umzuschreiben.
Billie Jean mitten in der Bachmelodie
Ach was, selbst mit Bach kann man das Publikum noch überraschen, vor allem dann, wenn aus dessen Noten, ganz klammheimlich die Gitarrenriffs von Michael Jacksons Billie Jean werden. Gemixt mit Guns & Roses und von dort weiter zur Titelmelodie der 80er-Jahre-Fernsehserie Simon & Simon. Kein Problem für die virtuosen Könner. Mit viel Spielfreude zaubern sie gute Laune in die Gesichter ihres Publikums, das - für Wittgensteiner Verhältnisse enthusiastisch - mit den Füßen wippt. Auch wenn etwas weniger Zuhörer gekommen sind, als die Organisatoren gehofft haben - Diejenigen, die sich nicht durch Wetterkapriolen oder Regengefahr abhalten ließen, sind belohnt worden. Denn Wildes Holz konnte musikalisch immer noch einen Scheit mehr aufs Feuer legen.
Kulisse ist ein wichtiger Punkt
Eigenkompositionen trafen auf Klassiker, im ungewohnten Gewandt. Deep Purples „Smoke on the Water“ wurde von den Zuhörern bejubelt und ging nahtlos in die Melodie von „Impossible Mission“ über. Frenetisch gefeiert wurden die drei Musiker dann für ihr furioses Finale mit dem AC/DC-Klassiker „Highway to Hell“. Hartmetall-Klänge aus Holzinstrumente: Kein Problem, schließlich können hervorragende Musiker alles spielen. Sie machen sich ihre Welt. Kein Wunder also dass die Titelmelodie von Pipi Langstrumpf dieses außergewöhnliche Konzert beschloss. Die Musiker waren von der Kulisse als zweiter wichtiger Zutat für den Erfolg des Konzertes ebenso beeindruckt wie die Zuhörer: „Das ist ein wunderbarer, sonderbarer Ort“, sagte Flötist Tobias Reisige und zeigte auf die hinter der Bühne stehende Skulptur Stein-Zeit-Mensch: „...Und dass sie extra für das Konzert so ein Ding hier aufstellen...“
Im Gespräch mit der Heimatzeitung betonte Kontrabassist Markus Conrads, dass die Musiker schon einmal selbst ein Waldkonzert organisiert haben, und deshalb großen Respekt vor der Leistung der Planer haben. Zwar stellte der mögliche Regen eine Gefahr für die Instrumente dar, dennoch fand Conrads die Idee am Waldskulpturenweg zu spielen gut und richtig: „Das ist eine schöne Atmosphäre und schließlich sind unsere Instrumente ja auch aus Holz.“