Erndtebrück. . Am Anfang stand eine Schmiede: Gebrüder Kraemer produzieren Fahrzeuge in siebter Generation. Im September wird gefeiert
- Die Geschichte des Traditionsunternehmens Kraemer begann mit einer Schmiede am Schloss Berleburg
- Angefangen mit dem Beschlagen von Pferden entwickelte sich das Unternehmen zum modernen Fahrzeugbauer
- Am zweiten September feiert die Firma auf ihrem Gelände im Industriepark Jägersgrund ein großes Jubiläumsfest
Das Grundprinzip gilt bis heute: „Wir produzieren und wir reparieren“, erläutert Peter Kraemer. Gemeinsam mit seinem Bruder Andreas leitet er die Firma Georg-Kraemer-Fahrzeugbau an der Melbacher Höhe – ein Familienbetrieb seit zweihundert Jahren.
Anfang bei Hofe
Angefangen hatte alles rund acht Kilometer Luftlinie entfernt vom heutigen Firmensitz. „Johannes Kraemer war selbstständiger Hufschmied im Schloss Berleburg“, beginnt Peter Kraemer von seinem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater zu erzählen. Zu jener Zeit pflügten noch Pferde über die Äcker und Kutschen rollten über die Straßen. Die Vorfahren der Gebrüder Kraemer bauten und reparierte für den land- und forstwirtschaftlichen Bedarf – bis 1937 der Schritt in eine neue Epoche folgte.
Mit dem Ende der Pferde-Stärken neigte sich auch die Zeit der Hufschmiede. Georg Kraemer, Urgroßvater der heutigen Firmenbesitzer, passte sich an – und öffnete an der Mühlwiese den ersten eigenen Betrieb außerhalb der Schlossmauern. Zum Beschlagen der Tiere trat das Bauen von Gespannwagen für die Feldarbeit hinzu. „Er hat erkannt, dass jede Epoche ihre Grenzen hat“, bewundert Peter Kraemer die Weitsicht seines Urgroßvaters.
Nach dem Krieg
Nach dem Krieg sollte für das Unternehmen die Blütezeit beginnen. Aus Pferden waren Traktoren geworden, Gummireifen und Motoren trieben den Erfindergeist in ungeahnte Höhe – und veränderte auch den Bau von Gespannwagen. „Es herrschte Aufbruchsstimmung“, erläutert Kraemer.
Getragen von der Euphorie baute sein Großvater die Schmiede an der Mühlwiese aus und schloss eine Partnerschaft mit Porsche-Diesel, damals großer Traktorenhersteller, ab. Anhänger produzieren und Landmaschinen reparieren – die Firma Kraemer trug ihr Grundprinzip in die Nachkriegszeit. „In der Werkstatt wurden Fahrzeuge und Maschinen repariert, in der Halle daneben die Anhänger gebaut“, erklärt Kraemer.
Ära der Mechatronik
Nach dem Startschuss in den 1950ern entwickelte sich die Technik rasant weiter. Während der Großvater den Gummireifen als Neuheit feierte, zeigt Peter Kraemer heute Bilder von Schwertransporten, die ganze Windkraftanlagen über die Straßen ziehen. Aufwendige Sondertransporte – für die Fahrzeugbau Kraemer die nötigen Anhänger liefert. Die Lenkbewegung der Achsen wird per Funk und Fernbedienung gesteuert. Sensoren liefern Daten und helfen dem viele Meter langen Schwertransport beim Einspuren und Steuern. Für Peter Kraemer nur der Anfang einer Entwicklung: „In nicht allzu ferner Zukunft werden Lkw zu einem Nezwerk gehören.“, prophezeit der studierte Maschinenbauer.
Neue Technik verändert auch stetig die Anforderungen an die Belegschaft – wie Berufslisten der 200 Jahre alten Firmengeschichte erzählen: Aus Schmieden wurden Metallbauer und später Fahrzeugbauer. Seit der Computer-Ära kamen zudem Nutzfahrzeugtechniker und Mechatroniker hinzu. 2012 wurde der Betrieb komplett in das Industriegebiet Jägersgrund.
In die Zukunft
Am 2. September feiert das Unternehmen sein 200-jähriges Bestehen mit einem Fest auf dem Firmengelände. Hier werden sowohl die Fahrzeuge aus der eigenen Produktion zu bestaunen sein, als auch ein neues Modell der Firma MAN sowie die Qualifikationsrunde der „Hiab World Crane Championship“.
Trotz des technischen Wandels will die Firma Kraemer gerade auf dem Zusammenspiel von Bewährtem und Neuen seine Zukunft aufbauen, wie Kraemer beschreibt: „Unsere Auszubildenden werden unter anderem von erfahrenen Mitarbeitern betreut, die über 50 Jahre im Unternehmen sind.“ Zudem gehen Ausbildungsbotschafter in die Schulen, um Nachwuchs zu werben. Aktuell bildet das Unternehmen fünf Azubis in verschiedenen Bereichen aus – Hufschmied ist allerdings nicht mehr dabei.