Bad Berleburg. . Wenn sie nicht in der Rothaarklinik arbeitet, baut Prof. Dr. Anette Weber mechanische Uhren, geht zur Jagd oder feuert Borussia Dortmunder an

  • Als der Rücken bei Operationen nicht mehr mitspielte, brauchten die Finger Arbeit
  • Hochwertige Präzisionsteile werden zu einer mechanischen Uhr zusammengebaut
  • Bereits in ihrer Jugend bemalt sie kleine Häuschen und Bahnhöfe für ihre Eisenbahn

Pinzette bitte! Lupe! Mit feinsten Instrumenten geht Prof. Dr. med. Anette Weber ans Werk: Die Chefärztin für Hörstörungen, Tinnitus und Schwindel in der Rothaarklinik Bad Berleburg arbeitet präzise, steril und hoch konzentriert. Allerdings steht die 51-jährige Medizinerin nicht am OP-Tisch, sondern sitzt in ihrem Wohnzimmer. Dort baut sie Uhren.

Dabei ist „bauen“ ein zu grobes Wort für das filigrane, handwerkliche Hobby: Millimeter und Zentimeter große Zahnräder, Seilzüge und Anker setzt Professor Weber akribisch zu einer mechanischen Wanduhr zusammen, die nach ca. 24 Stunden Handarbeit auch noch die richtige Stunde schlägt. „Uhrenbau , das ist absolute Präzisionsarbeit – fast wie die Chirurgie“, bestätigt die Chefärztin. Und damit könne sie sich „wunderbar entspannen.“

Chefärztin Prof. Dr. Anette Weber mit dem Modell von einem Ohr. Tauscht man das O gegen ein U, wird daraus das Hobby der Ärztin: Uhr. Und die baut die 51-Jährige selbst.
Chefärztin Prof. Dr. Anette Weber mit dem Modell von einem Ohr. Tauscht man das O gegen ein U, wird daraus das Hobby der Ärztin: Uhr. Und die baut die 51-Jährige selbst. © Christoph Vetter

Doch wie wird eine Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde zur Uhrenbauerin? Die Liebe für das Filigrane zieht sich durch Professor Webers Leben wie ein roter Faden: Bereits in ihrer Jugend klebt und bemalt sie kleine Häuschen und Bahnhöfe für ihre Modelleisenbahn, später folgt die HNO-Chirurgie, wo sie komplizierte Eingriffe an kaum drei Millimeter großen Knochen durchführt. Als ihr der Rücken das lange Stehen im OP unmöglich macht, widmet sie sich dem Hobby Uhrenbau, um ihre Fingerfertigkeit zu erhalten. „Ich habe mich schon immer für Uhren interessiert. Aufgrund eines interessanten Zeitungsartikels über den Glashütter Uhrenbauer Lange und aus Neugier habe ich ein Kursus für die Herstellung eigener Armbanduhren belegt und seitdem bin ich Fan.“

Faszinierendes Zusammenspiel der Teilchen

Mittlerweile hat die 51-Jährige bereits eine Armbanduhr mit 60 Teilen und zwei mechanische Pendeluhren mit jeweils 90 Teilen gebaut, von denen sie eine stolz an der heimischen Wohnzimmerwand präsentiert. „Ich mag am liebsten mechanische Uhren der alten, traditionellen Uhrenmanufakturen. Mich fasziniert das Zusammenspiel der einzelnen Teile und die Präzision und Sorgfalt, mit der jedes einzelne Teilchen eingestellt werden muss, damit am Ende das große Ganze funktioniert.“

Die Chefärztin sucht sich die nicht gerade preiswerten Bausätze unter optischen Gesichtspunkten aus; aber stets muss es ein Präzisionsmodell sein. Hochwertige Einzelteile wie Zahnräder und Federn werden aufeinander abgestimmt, winzige Rubine minimieren die Reibung der verschiedenen Achsen der Räder. Die müssen haargenau ineinander passen, denn sonst hat die Minute keine 60 Sekunden, der Tag keine 24 Stunden. Aber die selbst gebaute „Mechanica M 1“ der Firma Sattler tickt korrekt; das unten hängende Gewicht zeigt an, dass die Feder wieder aufgezogen werden muss.

Mit der Flinte an der Loreley

In ihrer Freizeit widmet sich Prof. Weber nicht nur der Feinmechanik. Sie ist obendrein passionierte Jägerin in einem Revier, für das sie und ihr Freund unweit der Loreley am Rhein Begehungsscheine besitzen. Und über den Partner, mit dem sie in Dortmund lebt, ist das dritte Hobby schnell definiert: Die Borussia. Dank Dauerkarten besuchen beide fast alle Heimspiele, wenn sie nicht wieder gerade an einer Uhr baut. So wie momentan; denn das nächste Projekt ist in Arbeit: Eine Tischuhr mit 90 Teilen – für wen sie ist wird nicht verraten: „Die ist ein Geschenk!“

Selbst im Beruf kann Chefärztin für Hörstörungen, Tinnitus und Schwindel am Rehazentrum Bad Berleburg ihre Hobbys gut einbringen: „In Gesprächen über Uhren, die Jagd oder den BVB komme ich oft schnell in Kontakt mit den Patienten und kann gute Verbindungen zu ihnen aufbauen. Sogar zu Schalke-Fans... .“

Frau Doktor persönlich

Seit fast drei Jahren arbeitet Prof. Dr. Anette Weber als Chefärztin der Abteilung für Hörstörungen, Tinnitus und Schwindel in der Rothaarklinik des Helios Rehazentrums Bad Berleburg.

Prof. Weber wurde in Stuttgart geboren; nach ihrem Studium in Tübingen war sie einige Zeit in Leipzig an der Uniklinik beschäftigt, bevor sie dann an die Helios Klinik nach Wuppertal ging.

Neben dem Bau von mechanischen Uhren widmet sich die Fachärztin in ihrer Freizeit auch der Jagd sowie ihrem Lieblings-Fußballverein, der Borussia aus Dortmund.