Schwarzenau. . Die Stadt Bad Berleburg stellt ihre Wirtschaftswege auf den Prüfstand, bittet dabei auch die Anlieger um ihre Meinung. Und die kennen sich aus.

  • Rund 1000 Kilometer an ländlichen Wegen besitzt die Stadt Bad Berleburg
  • Bernd Mende: „Sie müssen uns sagen, wo der Schuh drückt, wo Sie sich eine Verbesserung wünschen“
  • Jeder Bürger soll seine Anregungen im Internet, aber auch direkt im Rathaus loswerden können

Rund 1000 Kilometer an ländlichen Wegen besitzt die Stadt Bad Berleburg. Aber: Werden sie in jedem Fall noch genau so benötigt wie noch vor einigen Jahrzehnten? Oder: Müssten einige von ihnen für die Land- und Forstwirtschaft, als Wanderwege womöglich ertüchtigt werden? Das prüft man im Rathaus derzeit gemeinsam mit der Gesellschaft für kommunale Infrastruktur (Ge-Komm) – und Berleburgs Bürgern.

Mitmachen ist noch möglich

Der letzte der drei Workshops zum ländlichen Wegenetzkonzept für Bad Berleburg findet am kommenden Montag, 14. August, ab 19.30 Uhr im Bad Berleburger Bürgerhaus am Markt statt – und zwar für die Kernstadt sowie die Ortschaften Girkhausen, Schüllar und Wemlighausen. Willkommen sind aber auch Interessierte, die einen der beiden ersten Workshop-Termine verpasst haben.

Wer sich mit konstruktiver Kritik oder Anregungen zu einzelnen Wegen an der Konzept-Arbeit beteiligen möchte, kann dies in einem eigens eingerichteten Internet-Auftritt tun: www.wirtschaftswegekonzept.de.

Ein erster Info-Abend zum Thema in der Schwarzenauer Mehrzweckhalle für die Dörfer Alertshausen, Arfeld, Beddelhausen, Christianseck, Diedenshausen, Dotzlar, Elsoff, Richtstein, Sassenhausen, Schwarzenau und Wunderthausen zeigt: Die Bürger kennen sich oft gut aus, können Planern wertvolle Tipps geben, wo sich genaueres Hinschauen lohnt.

Auch Schleichwege im Visier

So meldet sich direkt im Saal der Eigentümer zweier landwirtschaftlicher Parzellen zu Wort, die durch einen städtischen Stichweg getrennt sind. Wenn der aus dem Wegenetz genommen werde, so fürchtet der Eigentümer, werde es keine Zufahrt mehr zu den Parzellen geben. „Genau so etwas müssen wir wissen“, freut sich Ge-Komm-Geschäftsführer Bernd Mende. „Sie müssen uns sagen, wo der Schuh drückt, wo Sie sich eine Verbesserung wünschen.“ Das gelte zum Beispiel auch, wenn Wirtschaftswege unerlaubt von Autofahrern als Schleichwege genutzt würden.

Michael Sittler, Ortsvorsteher von Richstein und SPD-Ratsmitglied, lobt das Verfahren der direkten Bürgerbeteiligung als „gut und wichtig“ – auch, um spätere Kritik am fertigen Konzept zu verhindern. Was ist mit den Wegen direkt vor meiner Haustür? Diese Frage sollte im Grunde jeden Bewohner bewegen, darüber nachzudenken.

Bürgerabend in Richstein angedacht

Sittler selbst zum Beispiel ist Eigentümer eines Grundstücks an der L 903 in Richstein, an dem vorbei ein asphaltierter Weg bis auf den Hof des Nachbarn führt. Um diesen Weg kümmerte sich bisher die Stadt, doch was ist in Zukunft? Oder: Wie wird am Ende im Wirtschaftswegekonzept die Handlungsempfehlung für den Umgang mit eben diesem Weg aussehen?

Bis Ende Oktober sollen alle vorliegenden Daten einschließlich Bürger-Anregungen ausgewertet sein und das Konzept stehen – dies ist das Ziel. Wobei der Termin „äußerst ambitioniert“ sei, findet Sittler. Auf jeden Fall aber biete das Verfahren gerade jetzt den Bürgern die Chance, auf mögliche Veränderungen Einfluss zu nehmen.

Digitales Bürgerdialogverfahren

Konkret möglich sei soll dies ab Mitte der kommenden Woche per Internet (siehe Info-Kasten) – im „Digitalen Bürgerdialogverfahren“. Jeder Bürger soll seine Anregungen oder seine Kritik aber auch direkt bei einem Gesprächstermin im Bad Berleburger Rathaus loswerden können.

Einfach scheint die Materie allerdings nicht zu sein. Ortsvorsteher Sittler überlegt sogar, in Richstein kurzfristig zu einer Bürgerversammlung einzuladen, um sich speziell die Wege vor Ort anzuschauen und „kritische Punkte“ im Wegenetz zu klären. Den Zugriff auf die Basisdaten dafür hat er als Ortsvorsteher bereits. So mache es durchaus Sinn, alle Anlieger zu beteiligen, ehe die Stadt einen offenbar überflüssigen Weg aus dem Netz nehmen wolle.