Erndtebrück. . Mehr Respekt für Soldaten: Beim Gesprächsabend in Erndtebrück kamen Erfolge der Vergangenheit und Herausforderungen der Gegenwart zur Sprache.
- SPD Ortsverein Erndtebrück macht bei Gesprächsabend den Respekt für Soldaten zum Thema
- Ehemaliger Kommandeur und früherer Bürgermeister blicken zurück auf Zusammenarbeit
- Blick auf Hachenberg-Kaserne in Erndtebrück und Ansehen der Bundeswehr bundesweit
Rechtsextreme Tendenzen, Führungsversagen, Misshandlungen – viele Schlagzeilen der letzten Monate warfen ein kritisches Licht auf die Bundeswehr. Grund genug für die SPD in Erndtebrück, um ein Zeichen zu setzen.
Gesprächsabend in der Edermühle
„Respekt für unsere Soldaten“ lautete die Überschrift des Gesprächsabends, zu dem die Genossen am Dienstag in das Hotel Edermühle geladen hatten. Moderiert wurde der Abend von SPD-Bundestagskandidat Heiko Becker. Er hatte selbst ein Jahr Wehrdienst geleistet, war unter anderem bei der Elbeflut 2002 im Einsatz. „Mich stört, dass sich die Politik nicht hinter die Soldaten stellt - das müssen wir ändern.“ Um diese Botschaft zu betonen, saßen mit ihm zwei Gäste auf der Bühne, die für eine gelungene Zusammenarbeit von Politik und Bundeswehr stehen: Oberst a. D. Dieter Beck, ehemaliger Kommandeuer der Hachenberg-Kaserne, und Karl-Ludwig Völkel, ehemaliger Bürgermeister der Stadt Erndtebrück.
Fünf Jahre hatte Oberst a. D. Beck das Kommando über damals rund 750 Soldaten am Hachenberg. Gemeinsam mit dem damaligen Bürgermeister Karl-Ludwig Völkelfestigte sich in dieser Zeit das Miteinander mit der Kommune. Ein Ergebnis: Der erstmals mit der Gemeinde Erndtebrück durchgeführte Neujahrsempfang im Offiziersheim 2010 – eine Idee von Oberst Beck.
Erfolgreiche Zusammenarbeit
Seit mittlerweile 25 Jahren wohnt der gebürtige Rheinländer in Erndtebrück, ist längst heimisch geworen mit Land und Leuten. „Ich habe mich hier immer sehr wohl gefühlt“, betonte er am Beginn des Abends. Gemeinsam mit Karl-Ludwig Völkel blickte er in der Edermühle zufrieden zurück auf die Errungenschaften der gemeinsamen Zeit. Die Rückschau endete mit einem optimistischen Ausblick auf die Gegenwart: „Wir leben hier in einem Schlaraffenland, was die Beziehung zwischen Stadt und Soldaten betrifft“, resümierte Oberst Beck. „Lasst uns so weitermachen wie bisher, da fahren wir gut mit.“
Anders die Beurteilung beim Blick über den Erndtebrücker Tellerrand hinaus. Hier waren sich die Gesprächspartner einig: Das öffentliche Klima hat sich verändert.
Pöbeleien gegen Soldaten
„An großen Standorten wie Köln oder Berlin werden Soldaten in Uniform mittlerweile auf der Straße angepöbelt“, beschreibt Beck die Zustände, betont aber im gleichen Atemzug, dass es sich hier nur um einen kleinen Teil der Gesellschaft handele.
Probleme, die nicht allein die Bundeswehr zu spüren bekommt. „Solches Verhalten erleben wir leider längst auch gegenüber Feuerwehr, THW oder Polizei“, ergänzte Karl-Ludwig Völkel.
Viel Kritik zudem an der Berichterstattung über die Bundeswehr in den vergangenen Monaten. „Bausche man doch bitte Einzelfälle nicht so auf, dass die ganze Bundeswehr in Verruf gerät“, zielte Oberst Beck und auf die Nachrichten und Kommentare der Medien über rechtsextreme Soldaten in der Truppe.
Hoffen auf Trendwende
Dagegen hofft Beck jedoch auf eine Trendwende in der Behandlung der Bundeswehr – nach Sparmaßnahmen und Abschaffung der Wehrpflicht. „Wir haben aktuell nurnoch 168.000 Soldaten, gefühlt ist mir das zu wenig“, befand der Oberst mit Blick auf knapp eine halbe Millionen Wehrdienstleistende um 1990. Er wünsche sich für die Zukunft weitere Appartmenthäuser für die Soldaten in Erndtebrück. So habe sich die die Bundeswehr zu einer Pendler-Armee entwickelt, bei der zunehmend Ein-Zimmer-Appartments gefordert sein.
Applaus von den knapp vierzig Gästen erhielt Karl-Ludwig Völkel für die Forderung nach einer besseren Ausstattung für Soldaten.